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129 - Im Vorhof der Hölle

129 - Im Vorhof der Hölle

Titel: 129 - Im Vorhof der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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die Wohnstätten der unruhigen Toten", erklärte der gShen oddkar. „Wir beschwören sie, und sie werden Verbindung mit dem Padma aufnehmen. Sie treten als Vermittler zwischen dir und ihm auf, so daß du mit ihm sprechen kannst."
    Die vermummten Gestalten waren ständig in Bewegung. Sie trugen Opferschalen hin und her, stellten sie an den Totensteinen ab, machten Beschwörungen, gossen Flüssigkeiten ins Feuer. Bei näherem Hinsehen erkannte Unga, daß es sich bei den Opferschalen um ausgehöhlte Schädeldecken von Menschen handelte.
    Einige der Vermummten hatten sich niedergelassen und läuteten Glöckchen. Andere holten Schädeltrommeln hervor und schlugen einen monotonen Rhythmus an. Gleich darauf erschienen drei Vermummte mit Knochentrompeten, aus denen sie schaurige Töne herausholten.
    Ungas Führer begab sich in die Mitte des Kreises, den die Vermummten bildeten, und befahl den Steinzeitmenschen zu sich.
    Wieder wurden Flüssigkeiten in die Feuer gegossen, so daß diese erloschen. Für Sekunden herrschte völlige Dunkelheit am Shitavana, dem „kalten Hain". Dann zerteilte sich die Wolkendecke, und der Vollmond brach durch.
    In diesem Moment begann gShen oddkar mit der Totenbeschwörung.
    Zuerst war nur ein leises Wispern zu hören, das sich mit dem Säuseln des Windes vermischte, dann immer lauter wurde und sich als Wimmern und Stöhnen entpuppte.
    „Ich rufe die Toten!"
    Der gShen wiederholte diesen Ruf noch einige Male. Zuletzt fügte er hinzu: „Und ich frage sie: Hattet ihr Kontakt mit dem Ungläubigen, der unsere Götter verhöhnt und unsere Dämonen auslacht, der sich Padmasambhawa nennt?"
    „Ja!" erklangen von allen Seiten geisterhafte Stimmen.
    „Und was wollte er von euch?"
    Klagen und Schreie waren zu hören, und dazwischen riefen geisterhafte Stimmen: „Er störte unsere Ruhe."
    „Er fing uns auf unserer Wanderung mit dem Wind ein."
    „Er zwang uns, Geheimnisse zu verraten."
    „Er wollte durch uns übersinnliche Erkenntnisse gewinnen."
    „Und dann verließ er uns."
    Unga hatte den Eindruck, daß der gShen zufrieden nickte.
    „Aber ihr wißt", rief er mit erhobener Stimme, „daß er den Pakt, den er mit euch geschlossen hat, nicht lösen kann, ohne sein Versprechen wahrzumachen. Ihr seid ihm immer noch nahe, wo immer er sich auch befindet."
    „Der Pakt gilt!" hallte es aus den Totensteinen.
    „Dann ruft den Padmasambhawa an!" verlangte der Bon-po. „Er muß euch erhören. Er muß euch sein Ohr leihen und seinen Geist für eure Rufe öffnen. Teilt Padmasambhawa mit, daß sein Herausforderer Unga ihn sprechen möchte!"
    Wieder war ein Heulen zu hören.
    „Jetzt ist die Reihe an dir, Unga", sagte der gShen. „Und vergiß nicht unseren Pakt! Wenn die Toten dich zu Padmasambhawa führen, so wirst du ihn töten."
    Unga antwortete nicht.
    Plötzlich meldeten sich wieder die Toten.
    „Padmasambhawa spricht aus uns", riefen sie. „Er möchte wissen, wer der Niemand mit Namen Unga ist, daß er es wagt, ihn herauszufordern."
    Der gShen stieß Unga an und forderte ihn mit einer zusätzlichen Handbewegung zum Sprechen auf. Da sagte Unga: „Ich bin Unga, der dazu auserwählt worden war, in Udyana den vom Padma verschmähten Thron zu besteigen. Doch nahm ich dieses Geschenk nicht an, sondern habe mich auf die Suche nach meinem Herrn Hermon gemacht. Erst, wenn er mir den Grund genannt hat, warum er meiner Dienste überdrüssig ist, gebe ich mich zufrieden."
    „Und warum sich der Fremde mit Namen Unga dann den erbärmlichen Zauberern der Bon angeschlossen hat, statt die Hilfe eines Mächtigeren zu erbitten, will Padmasambhawa durch uns wissen", sagten die Stimmen der Toten.
    „Weil ich nur über sie zum Padma fand", antwortete Unga, und fügte schnell hinzu: „Bon-po-gShen fordert deinen Tod. Ich soll der Vollstrecker des Urteils sein. Doch ich ging nur zum Schein auf diesen Handel ein. Jetzt, wo sie die Wahrheit erfahren haben, werden sie versuchen, mich zu bestrafen, wenn du mir nicht beistehst, Padma."
    Unga war sich klar darüber, was für ein gefährliches Spiel er trieb. Aber es war ein kalkuliertes Risiko.
    Der gShen oddkar heulte vor Wut auf und rief einige Befehle in der Geheimsprache. Sofort erhoben sich die Vermummten und näherten sich Unga drohend.
    Der Steinzeitmensch zückte seine Waffe und streckte den ersten Vermummten nieder.
    Plötzlich tauchten vier Reiter auf, die schreiend und waffenschwingend durch die Reihen der Vermummten preschten und sie in die Flucht jagten. Einer

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