129 - Mar'os - Gott des Krieges
statuieren.
Goz'anga unterdrückte mühsam ein Zittern, das in ihm aufsteigen wollte. In seinem Blut pulsierten die Aggressionshormone so stark, dass er jede einzelne Ader im Körper spürte. Nur dank seines Überlebenstriebes gelang es ihm, seinen Zorn im Zaum zu halten. Außerdem beherrschte ihn die feste Überzeugung, dass sie ihrem Gott auch Gehorsam schuldeten.
»Gut«, erklärte er resigniert. »Alles wird so geschehen, wie du es verlangst, großer Mar'os.«
Einige Ratsmitglieder, männliche wie weibliche, ließen bei diesen Worten die Schultern hängen. Ihr kriegerischer Gott straffte hingegen seine Gestalt. Überheblich, selbstzufrieden, arrogant. Nur zu gerne hätte Goz'anga ihm dafür die Kiemen verbogen.
Trotz der heftigen Gefühlsaufwallung hielt er sich zurück.
Und beschloss stattdessen, die erhaltenen Befehle nach eigenem Gutdünken auszuweiten. Neu-Drytor sollte geräumt werden, gut, aber dann auch komplett. Niemand durfte schutzlos zurück bleiben, auch wenn der Tross dadurch langsamer voran kam.
Ja, das würde er veranlassen.
Und wenn es ihn seinen Kopf kostete.
***
Vernon, Unterwasserstadt der Hydriten,
einen Tag später
»Mach's gut!« Matt winkte durch die kreisrunde Öffnung in die Qualle hinab. »Komm gesund wieder zurück!«
Aruula zwinkerte ihm wissend zu, Lieutenant Shaw stellte dagegen eine verdrossene Miene zur Schau. Sein gesundes Auge wurde von einem traurigen Glanz überzogen, während er sich ein kurzes Nicken abrang.
Die beiden saßen in schalenförmigen Vertiefungen, umgeben von aufgequollener weißer, organischer Masse, die sie vor Stößen schützte. Das Innere der Gondel erinnerte an nasse Watte, war aber wesentlich stabiler. Tentakelartige Fortsätze dienten zum Festhalten, einige schlangen sich auch, Sicherheitsgurten gleich, um die Körper der Fahrgäste.
Neben Aruula und Shaw fuhr noch ein Hydrit mit. Er hieß Del'wa und gehörte zur persönlichen Leibwache der OBERSTEN. Sein Flossenkamm schimmerte tief gelb, ein sicheres Zeichen seiner Aufregung. Neben dem obligatorischen linken Schulterpanzer trug er ein rotes Lendentuch und einen zusammengeschobenen Schockstab an seinem Gürtel.
Während einer Fahrt durch die Transportröhren, die den Meeresbodens unterhalb des Atlantiks durchquerten, war eigentlich keine Situation denkbar, die einen Waffeneinsatz erforderlich machte. Aber in diesen Zeiten musste mit allem gerechnet werden. Darum führte Aruula auch ihren Bihänder mit sich und an Shaws Gürtel klemmte eine Pistolentasche.
Es war nur verständlich, dass der Hydrit nicht wehrlos dastehen wollte. Schließlich fuhr er auch mit, um bei Störungen außerhalb der Gondel aktiv zu werden. Für den schlimmsten aller Fälle lagen sogar zwei Taucheranzüge für Aruula und Shaw bereit. Wenn alles gut ging, würden man sie aber auf der zweieinhalb Tage dauernden Fahrt nicht brauchen.
Die Qualle war darauf eingerichtet, sie die ganze Zeit mit atembarer Luft zu versorgen.
Del'wa fasste mit seiner Flossenhand in das verquollene Gewebe der Innenwand und drückte den Klumpen zweimal kurz hintereinander. Daraufhin begann die Einstiegsöffnung zu schrumpfen, wie ein Muskel, der sich zusammenzog. Ein letzter Blick auf Aruulas glänzenden Haarschopf, dann hatte sich die Außenhaut auch schon nahtlos geschlossen.
Die Transportqualle tauchte unter und entschwand durch die nach Westen laufende Röhre. Einige Tentakel, die das runde Gebilde in der Mitte des Querschnitts hielten, waren das letzte, das er sah, bevor Quart'ol die Zugangsklappe arretierte.
»Wir haben noch einige Phasen Zeit, bis die Abordnung aus Kolay eintrifft«, erklärte der Wissenschaftler, der ihn zur Abfahrt begleitet hatte. »Wollen wir bis dahin nachsehen, was die Erforschung des Stirnreifs macht?«
Kolay, die südlichste Hydritenstadt des östlichen Atlantik.
So weit unten auf dem afrikanischen Schelf gelegen, dass sie sich auf gleicher Höhe mit Arkta vor dem Festland der nunmehr eisfreien Antarktis befand. Nach allem, was Matt bisher gehört hatte, verband diese beiden Städte eine enge Partnerschaft, die leider durch eine kritische Haltung ihm gegenüber und der Zusammenarbeit mit der englischen Community getrübt wurde.
»Macht dir keine Sorgen wegen Fripa und Kal'pel«, sagte Quart'ol, der seine Sorgenfalten bemerkte. »Die beiden sind zwar zwei fiese alte Muränen, aber sie werden dir schon nicht den Kopf abbeißen. Sind ja schließlich keine Mar'os-Jünger.«
Quart'ol lachte in der Annahme, er
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