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129 - Mar'os - Gott des Krieges

129 - Mar'os - Gott des Krieges

Titel: 129 - Mar'os - Gott des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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entschwand, setzten sich die vier Feuerrochen in Bewegung, auf denen sie hierher geritten waren. Mit sanftem Schwingenschlag zogen sie in die von Mar'os zugewiesene Richtung davon.
    »Packt sie euch, bevor sie fort sind!«, befahl Goz'anga seinen Kriegern. »Sitzt auf und lenkt sie hinter die vorgelagerte Felsgruppe, die wir vorhin passiert haben. Dort werde ich mich später mit euch treffen.«
    Einige der Männer und Frauen, die schon halb auf dem Weg waren, stoppten ab und sahen sich – mit einer Mischung aus Furcht und Neugier in den Augen – zu ihm um. Seit Goz'anga heimlich gewagt hatte, den Aufbruch aller Stammesmitglieder zu befehlen, fragten sie sich, ob er es wohl wagen würde, sich noch ein weiteres Mal gegen ihren Gott aufzulehnen. Elf erwartungsvolle Augenpaare durchbohrten ihn mit neugierigen Blicken, doch nur Kor'dar sprach aus, was alle bewegte. »Was ist mit dir, OBERSTER? Willst du uns nicht folgen?«
    »Nein«, antwortete Goz'anga knapp, um nicht unnötig viel Zeit zu verlieren. »Als HÖCHSTER der Gemeinschaft ist es meine Pflicht, in der Nähe unseres Gottes zu bleiben. Nur für den Fall, dass er einen treuen Diener an seiner Seite braucht.«
    Was er da vortrug, war natürlich blanker Unsinn. Es gab beim besten Willen nichts, womit er seinen zerstörungslustigen Gott unterstützten könnte, trotzdem stellte kein einziger Krieger seine Worte in Frage. Sie ahnten wohl alle, dass es nur ihrem eigenen Schutz diente, wenn er die Wahrheit verschwieg.
    Auf seinen Wink hin eilten sie den Feuerrochen nach und brachten sich in Sicherheit. Er dagegen warf einen letzten Blick in die Tiefe.
    Täuschte er sich, oder begannen die Tunnelstrünke unter ihm gerade zu vibrieren? Ja, tatsächlich. Rund um die glibberigen Borsten wölkte feiner Schlamm auf und zog in nebelhaften Schlieren davon.
    Ein deutlicher Hinweis auf eine Erschütterung der Röhrenwandung, etwa durch eine anrauschende Transportqualle.
    Goz'anga liebte die Planktonfresser nicht. Zu der Zeit, als das CK-512 noch seine Sinne vernebelt hatte, hatte er ihnen sogar den Tod gewünscht. (CK-512 = ein Kampfstoff aus den Glaubenskriegen.) Trotzdem fragte er sich jetzt einen Herzschlag lang, welches Schicksal die armen Schlickfresser, die dort nahten, wohl erwartete.
    Für lange Überlegungen fehlte ihm jedoch die Zeit. Deshalb schaltete er seine unförmige Handlampe aus und stieg durch die beinahe erdrückend näher rückende Dunkelheit in die Höhe. Das tiefschwarze Wasser der Tiefsee, das ihm jede Sicht verwehrte, schützte gleichzeitig vor Entdeckung. Das war der Trumpf, auf den er baute.
    Völlig auf seinen natürlichen Gleichgewichtssinn vertrauend, stieg er geradewegs der Oberfläche entgegen.
    Obwohl Furcht normalerweise ein Fremdwort für ihn war, spürte er jetzt jeden Herzschlag bis hinauf zu seinen Kiemen.
    Die ganze Zeit über rechnete Goz'anga mit einem plötzlichen Griff aus der Dunkelheit, oder dass der goldene Dreizack ohne Vorwarnung in seine Brust stieß.
    Erst als sich die Finsternis um ihn herum zu lichten begann, fiel das beklemmende Gefühl, das seinen Brustkorb belastete, wieder von ihm ab. Von nun an war er vor bösen Überraschungen sicher, gleichzeitig stieg aber auch das Risiko, dass seine Verfolgung entdeckt wurde.
    Den Kopf im Nacken, richtete Goz'anga den Blick in die Höhe, in der Hoffnung, etwas mehr als nur ein paar flüchtige Schatten von kreuzenden Fischen zu erhaschen. Seine Oberschenkel begannen von der Überbelastung zu schmerzen, während er weit genug in die Dämmerungszone vordrang, um über sich Mar'os zu entdecken. Dem hell erleuchteten Oberflächenwasser nach zur urteilen, entfaltete die Sonne noch ihre volle Kraft. Goz'anga schätzte, dass sie an der Oberfläche frühen Nachmittag hatten.
    Mar'os schwamm bereits auf dem Wasser.
    Trotz seiner goldenen Rüstung hielt er sich mühelos über den Wellen. Ein weiteres Zeichen, welche Kraft in ihm wohnte.
    Trotz seiner Göttlichkeit besaß er jedoch kein Auge im Nacken, sodass sein Verfolger unbemerkt blieb.
    Nur einige Dutzend Körperlängen von Goz'angas jetziger Position entfernt stand eine silberblau blinkende Wand im Wasser. Es handelte sich um einen Schwarm Bonitos, die so dicht beieinander schwammen, das keine einzelne Flossenbreite zwischen ihnen hindurch passte.
    Der OBERSTE hielt auf sie zu, und da es in diesem Gebiet keine Mar'os-Anhänger gab, ließen ihn die Tiere auch arglos näher kommen. Behutsam drang er von unten in die Formation ein.
    Die Fische,

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