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129 - Mar'os - Gott des Krieges

129 - Mar'os - Gott des Krieges

Titel: 129 - Mar'os - Gott des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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dass Mer'ol eine wilde Jugend hinter sich hat. Der Tantronspiegel in seinem Blut hat ihn früher immer wieder dazu getrieben, heimlich zu jagen und Fisch zu essen. Zuerst nur in kleinen Mengen, sodass niemanden etwas aufgefallen ist, später jedoch wandte er sich völlig von Eidons Weg ab.«
    »Wie bitte?« Matt traute sich zuerst gar nicht, seine Schlussfolgerung laut auszusprechen. »Soll das etwa heißen, dass… dass dein Assistent einmal ein Mar'os-Anhänger gewesen ist?«
    »Ja«, bestätigte Quart'ol traurig. »Aber nur keine Sorge. Mer'ol ist inzwischen vollständig von seiner Krankheit genesen.«
    ***
    Darum wisset, das Volk der Hydriten war stark in jenen frühen Tagen, aber auch wild und ungezügelt. Wo es nur konnte, löschte es alles Leben aus und brachte sich gegenseitig um.
    Zuerst ein Stamm den anderen, später, als nur noch wenige von uns lebten, machten nicht einmal mehr Familienmitglieder voreinander halt. So erschlug der Vater den Sohn, der Bruder die Schwester, selbst die Mutter massakrierte die eigene Brut.
    Erst Eidon, der den Fleischverzicht lehrte, stoppte unseren allumfassenden Wahn. Gerade noch rechtzeitig, bevor auch der letzte Hydrit aus den Weiten der Meere verschwand.
    Er ist es, der unser Art erhielt.
    Eidon der Friedliche, der uns allen das Leben schenkte.
    Aus den Chroniken des weisen Pla'tor
    Mittelatlantischer Rücken, oberhalb des 25. Breitengrades, in knapp 2400 Metern Tiefe
    »Bist du sicher, dass das hier die richtige Stelle ist?«, fragte Mar'os eindringlich.
    Für einen Gott schien er sich seiner Sache nicht sonderlich sicher zu sein, trotzdem versicherte ihm Goz'anga beflissen, dass alles in bester Ordnung wäre.
    »Hier.« Er richtete seine Handlampe in die Tiefe.
    Fest umrissen, wie ein massiver Körper, bohrte sich der bleiche Kegel durch die Finsternis, bis er in einem hellen Flecken auf dem Meeresboden endete. Einige grotesk anmutende Lebewesen, bizarre Kreuzungen aus Fischen und Krebsen mit spindeldürren Leibern, die von langen abknickenden Tastantennen umhüllt wurden, ergriffen erschrocken die Flucht. An das Leben in lichtlosen Tiefen gewohnt, kam ihnen der gelblich matte Strahl wohl äußerst gefährlich vor. Kleine Wolken stiegen auf, dort wo sie blitzartig durch den Schlamm davon stoben.
    Zurück blieben nur ein paar organische Strünke, die aus dem weichen, mit abgestorbenem Plankton durchmengten Boden ragten. So wie sie sanft in der Meeresströmung hin und her wogten, hätte man sie für Röhrenwürmer halten können, doch in Wirklichkeit waren sie etwas ganz Anderes.
    »Hier«, wiederholte Goz'anga geduldig. »Das sind Auswüchse der Tunnelröhre. Sie dienen zur Versorgung des bionetischen Mantels, aber auch als Orientierungspunkte für die Wartungstrupps. Die Doppelröhre zwischen Vernon und Hykton verläuft also genau unter uns.«
    Er ließ den Lichtkegel bis zu einem weiterem Tentakelstrauch wandern, um die Breite des versenkten Transportweges anzudeuten.
    Mar'os zeigte sich zufrieden.
    »Sehr gut«, lobte er. »Du und die deinen habt gute Arbeit geleistet. Nun ist es an mir, meine göttliche Macht zu gebrauchen, um die Frevler empfindlich zu strafen.«
    Inmitten seiner Getreuen aufrecht schwimmend, durch ein Dutzend unter ihm gebündelter Lichtkegel indirekt erleuchtet, ging etwas Dämonisches von ihm aus, als er die Rechte mit dem goldenen Dreizack in die Höhe reckte. Seine übernatürliche Macht schien plötzlich mit beiden Flossen greifbar, sosehr beeindruckte er jeden einzelnen Getreuen mit seinen Worten.
    »Fort mit euch«, befahl er dann grob. »Versteckt euch, weit entfernt, hinter festem Gestein, denn wenn ich erst zu wüten beginne, vermag ich meine eigene Kräfte kaum mehr zu kontrollieren. Ja, schwimmt nur weit genug fort, mein Zerstörungswerk wird weithin sichtbar sein. Das schwört Mar'os, euer Herr.«
    Die Rede triefte nur so vor Pathos, trotzdem fühlte Goz'anga ein eisiges Rieseln, das sich von seinem Nacken über den Rücken bis in die Beine fortpflanzte. Eine Ahnung von etwas Schrecklichem, Gewaltigen durchlief ihn und seine Gefährten, während der Kriegsgott mit kräftigem Beinschlag aufrecht in die Höhe entschwand.
    Einige Lichtkegel, die sich empor richteten, vermochten den Weg des Gottes noch eine Weile zu begleiten, doch bereits vierzig Körperlängen später reflektierte nur noch ein schwacher Abglanz seiner goldenen Rüstung, und selbst der verschmolz vollständig mit der ihn umgebenden Finsternis. Kurz bevor Mar'os völlig

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