129 - Mar'os - Gott des Krieges
hätte etwas besonders Komisches gesagt, verstummte aber rasch, als er Matts steinerne Miene bemerkte.
»Was ist? Bist du heute Morgen mit dem falschen Fuß aufgestanden?« Quart'ol kannte sich mit menschlichen Sprichwörtern aus und setzte sie entsprechend gerne ein.
»Aruula wirkte wesentlich zufriedener, dabei ist sie es, die jetzt zweieinhalb Zyklen in einer engen Gondel sitzen muss. Wir beide haben dagegen volle Bewegungsfreiheit und befinden uns in der schönsten Stadt der Welt.«
»Ich mache mir eben Gedanken«, erklärte Matt. »Der Technologie- und Materialaustausch zwischen Meeraka und Euree ist das Rückrat unserer Verteidigung. Ohne eure Tunnelröhren wären wir aufgeschmissen. Wenn sich das Tribunal nun gegen…«
»Nur keine Sorge«, unterbrach ihn Quart'ol, plötzlich wieder ganz der weise Wissenschaftler mit der Erfahrung zweier Leben. »Vernon und Hykton stehen voll auf deiner Seite; selbst wenn sich alle übrigen Städte gegen dich aussprechen, werden wir euch mit unseren Stationen weiter unterstützten. Die Gefahr ist für uns alle zu groß, als dass wir sie der Isolationspolitik opfern dürfen.«
Matt fühlte einen kalten Schauer über seinen Rücken rieseln. »Ihr würdet für die Allianz sogar aus dem Städte-Bund ausscheren?«, fragte er.
»Wenn es sein muss.« Die Augen des Hydriten glänzten plötzlich hart und unnachgiebig. Dieser Ausdruck hielt jedoch nur für kurze Zeit an, dann kehrte der milde Schimmer zurück, der Matt so vertraut war. »So weit wird es jedoch nicht kommen«, fuhr Quart'ol fort. »Die anderen Städte sind misstrauisch, aber nicht dumm. Deshalb sollst du ja vor dem Tribunal sprechen. Damit sich alle aus erster Hand informieren können.«
»Hoffen wir das Beste.« Matt ließ sich von der Zuversicht seines Freundes anstecken.
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Schleuse.
Matts Füße patschten leise auf dem körperwarmen Untergrund.
Er trug bereits den Tauchanzug und ging entsprechend barfuß.
Als unterwegs das Gespräch darauf kam, dass Mer'ol sie bereits im Labor erwartete, zog Matt die Augenbrauen zusammen.
Unwillkürlich musste er wieder an die Dornenwelse denken, die sich an den Hydriten festgesaugt hatten.
»Was ist?«, fragte Quart'ol, der ihn seit der Seelenwanderung wie kein zweiter kannte.
Der Pilot wollte erst nicht richtig mit der Sprache heraus, doch die Frage, warum Mer'ol einen verdeckten Doktorfisch am Körper trug, beschäftige ihn schon den ganzen Morgen.
Während er die Flossen über die Füße streifte, obsiegte doch noch seine Neugier.
»Mit ist da gestern etwas aufgefallen«, begann er vorsichtig.
Dass er von draußen in Tulas Heim gespäht hatte, wollte er natürlich nicht erzählen, deshalb entschied er sich für die abgeschwächte Variante. »Ich habe gesehen, dass Mer'ol einen Doktorfisch unter seinem Schulterpanzer trägt. Ich frage mich jetzt, ob er vielleicht krank ist.«
»Ach so, das.« Quart'ols gepresste Stimme strafte seine abschwächend gewählten Worte umgehend Lügen.
Matt hatte ein heikles Thema angeschnitten, das spürte er sofort. Trotzdem gab sich sein Freund betont gelassen.
»Mer'ol leidet unter einer Überfunktion der Tantrondrüse, deshalb muss er regelmäßig speziell gezüchtete Doktorfische ansetzen, die seinen Hormonpegel senken. Das Ganze ist ihm unangenehm, sprich ihn also besser nicht darauf an. Er redet nicht gerne darüber.«
Matt hatte sich schon etwas Ähnliches gedacht, trotzdem ließ er nicht locker.
»Tantrondrüse?«, fragte er alarmiert. »Die euch aggressiv werden lässt, wenn ihr Fisch esst? Die, die Hauptmann Goz'anga und sein Gefolge bis heute zu Mar'os-Anhängern macht?«
Seine Ansprache fiel wohl etwas schärfer aus als eigentlich vorgesehen. Quart'ol fuhr jedenfalls überrascht zusammen. Es war nicht zu übersehen, wie er einige Zeit überlegte, was er Matt antworten sollte, bis er sich endlich zu einem Entschluss durchrang.
»Du kennst dich gut mit unseren Eigenarten aus«, sagte er, »deshalb will ich ehrlich zu dir sein. Du musst mir aber versprechen, dass du alles, was ich dir jetzt sage, vertraulich behandeln wirst.«
Matt spürte ein unangenehmes Kribbeln im Nacken. Es gab also doch etwas, das ihm bisher verheimlicht wurde. »Du kannst dich auf mich verlassen«, sagte er zu Quart'ol, ein flaues Gefühl im Magen.
»Gut.« Dem Hydriten fiel es offensichtlich schwer, das Thema weiter auszuführen, doch einmal damit begonnen, hatte er keine Wahl. »Du musst dazu wissen,
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