129 - Mar'os - Gott des Krieges
die er zu berühren drohte, drängten rasch zur Seite. Für eine auf synchrone Gemeinschaftsbewegungen ausgelegte Spezies entstand damit ein unerträglicher Tumult, der den eben noch träge dahingleitenden Schwarm schlagartig aufscheuchte.
Über eine Farbveränderung ihrer Schuppen verständigten sich alle Mitglieder umgehend auf ein neues Ziel, und schon schossen sie in einer gemeinschaftlichen Kehrtwende davon.
Goz'anga, der damit gerechnet hatte, beschleunigte in gleichem Maß und etablierte sich auf diese Weise innerhalb des Schwarms.
Geschickt bedrängte er die Tiere so, dass sie nicht nur zu Seite, sondern auch nach oben auswichen. Auf diese Weise nach allen Seiten hin gedeckt, jagte er inmitten der Bonitos den über ihnen rauschenden Wellen entgegen.
Für einen erfahrenen Krieger wie ihn war das kein sonderlich schweres Manöver, doch es reichte aus, ihm das Leben zu retten. Ein Blick durch die silberblauen Leiber zeigte nämlich, dass Mar'os noch einmal untertauchte und sichernd in die Tiefe sah, bevor er den Blick wieder gen Himmel richtete und endgültig die Welt um sich herum vergaß.
Im Schutze des langsam ruhiger agierenden Bonitoschwarms gelangte Goz'anga bis an die Oberfläche und tauchte vorsichtig mit dem Kopf aus der rauen See. Eine kühle Brise zupfte an seinem Flossenkamm. Die gleiche Brise, die den Ozean aufwühlte. Es herrschte zwar kein Sturm, doch der Wind pfiff scharf genug, um das Wasser um ihn herum zu hohen Wellen aufzutürmen und auf ihn niederkrachen zu lassen.
Dem Hydriten machte das nichts aus, im Gegenteil. Mit dem Kopf stets die Wellentäler anpeilend, spähte er auf diese Weise gefahrlos zu Mar'os hinüber, dessen goldener Helm auf diese Entfernung kleiner als eine Miesmuschel wirkte.
Viel mehr gab es allerdings auch nicht zu entdecken. Statt die Naturgewalten mit großen Gesten zu beschwören, schien der Kriegsgott stumm zum Himmel hinauf zu beten. Ganz so, als ob dort ein noch mächtigeres Wesen existierte, dessen Hilfe er erflehte.
Goz'anga kam das seltsam vor.
War denn nicht Mar'os der Höchste und Mächtigste aller Hydritengötter?
Zweifel nagten an seinem Glauben, allerdings nicht genug, um seine Religion komplett über Bord zu werfen. Mit klopfendem Herzen beobachtete er weiter, doch alles, was er noch entdeckte, war ein grünes Funkeln, das von Zeit zu Zeit in der Stirnfront des goldenen Helms aufblitzte.
Woher dieses Leuchten stammte, war ihm ein Rätsel.
Goz'anga wagte aber nicht, noch weiter heran zu schwimmen, um es näher in Augenschein zunehmen. Die Gefahr, dabei entdeckt zu werden, war einfach zu groß.
Stattdessen sog er seine Kiemen voll Wasser und ließ sich geräuschlos in die Tiefe sinken. Unterhalb der Oberfläche angelangt, machte er sofort eine Vorwärtsrolle und jagte so schnell wie möglich zurück in die lichtlosen Tiefen, aus denen er emporgestiegen war.
Einem Inferno entgegen, wie es noch kein Hydrit gesehen hatte…
***
Irgendwo im Atlantik,
oberhalb des 25. Breitengrades
Gu'lan'bowaan bildete die Schwimmhäute an seinen Flossenhänden zurück, um den Mittelsteg des Helmes besser in die Höhe klappen zu können. Es dauerte einen Moment, bis sich die Arretierung löste, erst dann gelang es ihm, den verdeckt eingelassenen Aurenverstärker freizulegen. Der Hebel presste den Kometensplitter automatisch fest gegen die Stirn.
Derart gerüstet, brauchte er nur noch in Trance zu versinken, um seine Gedanken auf Wanderschaft zu schicken.
Ein warmes Kribbeln breitete sich, von seiner Stirn ausgehend, über die gesamte Hirnschale aus, während er Kontakt mit Thgáan aufnahm, dem Obersten der Modelle erster Ordnung. Einem Lesh'iye, der den Zielplaneten im Orbit umkreiste, um den Kontakt zwischen den verschiedenen Aurenverstärkern zu halten. Zuverlässig wie immer, nahm Thgáan den ausgesandten Ruf auf und leitete ihn mit höchster Priorität an den Sol weiter.
Der schien bereits auf Gu'lan'bowaans Meldung zu warten.
(Statusbericht), verlangte er knapp, ohne sich mit Höflichkeitsfloskeln aufzuhalten.
(Kontaktaufnahme zu den maritimen Sekundärrassenvertretern verlief erfolgreich), übermittelte Gu'lan'bowaan. (Konnte mich als angebliche Gottheit etablieren und bin nun im Besitz der gewünschten Zielkoordinaten. Erbitte die Freigabe des Modells dritter Ordnung auf Grundlage der von Thgáan zu ermittelnden Zielpeilung.)
(Freigabe gewährt!) Der Befehl brauchte nicht extra wiederholt werden; Thgáan hörte und verarbeitete jede Transmission
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