1291 - Bitte recht teuflisch!
Moment sprechen?«
Auf mich machten sie einen leicht veränderten Eindruck. Sie wirkten nervös. Ihre Hände bewegten sich fahrig, und das Lächeln sah ebenfalls unecht aus.
»Ja, das können Sie. Hier?«
»Bitte nicht, wenn möglich.«
»Gut. Dann gehen wir woanders hin.«
Den Tanners und Glenda war natürlich aufgefallen, dass nicht alles so reibungslos ablief. Ich sah ihnen an, dass sie Fragen hatten, sie aber nicht zu stellen wagten, bis auf Tanner, der etwas ruppig seinen Kommentar gab.
»He, was ist das denn? Es wird gleich das Hauptgericht serviert. Was ist denn so schlimm?«
»Entschuldigen Sie«, sagte die Fotografin, »aber wir möchten gern den Herrn hier sprechen. Es dauert auch nicht lange. Und es ist wichtig, das müssen Sie mir glauben.«
Auch Glenda sah ziemlich skeptisch aus. »Nicht lange dauern, sagen Sie? Da muss ich aber lachen. Ich kenne John Sinclair. Der zieht die Probleme an wie ein Magnet.«
»Bitte, Glenda, es hält sich in Grenzen. Ich bin gleich wieder zurück.« Bei dieser Antwort schob ich schon den Stuhl zurück und erhob mich. Auf den Gesichtern der Fotografen zeichnete sich Erleichterung ab. Ich kannte das Paar nicht, doch es machte auf mich einen seriösen Eindruck. Ohne triftigen Grund störten sie bestimmt nicht.
»Wo möchten Sie reden?«
»Draußen wäre es vielleicht besser«, schlug der Mann vor.
Damit war ich einverstanden. Ich legte meine Serviette noch auf den Tisch zurück und folgte dem Paar.
Im Raum amüsierten sich die Gäste. Die Ober begannen, das Hauptgericht aufzutragen, und ich konnte mir vorstellen, dass für mich der Spaß vorbei war. Da kam wieder das Bauchgefühl durch, und ich war auch froh, dass ich mehr dem Wasser als dem Wein zugesprochen hatte.
Im geräumigen Eingangsbereich des Hauses gab es noch einige Tische mit Stühlen. Dort hatten es sich die Leibwächter bequem gemacht und aßen ebenfalls.
Eine Ecke war noch frei. Dort nahmen wir Platz, nachdem ich mir einen freien Stuhl herangezogen hatte.
»So, dann bin ich mal gespannt, warum Sie mich aus der netten Gesellschaft geholt haben.«
Die beiden schauten mich offen an. Sie stellten sich namentlich vor, und ich sagte ihnen auch, wer ich war. Sie kannten mich nicht, denn nichts an ihren Reaktionen wies darauf hin.
Jens Rückert übernahm das Wort. »Es geht um ein Foto, das meine Kollegin von Ihnen geschossen hat. Wie Sie wissen, fotografieren wir an jedem Tisch. Die Fotos werden später ausgestellt und zum Verkauf angeboten. Durch die modernen Methoden ist das Entwickeln kein Problem, und wir haben sie entwickelt. Unter anderem auch das Foto, auf dem Sie zu sehen sind, Mr. Sinclair.«
Noch nahm ich die Sache locker. »Bin ich so schlecht auf dem Bild getroffen worden?«
»Nein, nein, darum geht es nicht«, sagte der junge Mann schnell. Er war nervös. Auf seiner Oberlippe malte sich ein dünner Schweißfilm ab. »Sie werden es erkennen, wenn Sie sich das Foto anschauen.«
Er griff in seine rechte Außentasche, holte das Bild hervor und legte es auf den Tisch, damit ich es betrachten konnte.
Beide gaben keinen Kommentar mehr ab. Sie warteten darauf, was ich sagen würde.
Zunächst sah ich nichts Ungewöhnliches. Das Bild zeigte die Tanners, Glenda und mich. Glenda sah am besten aus. Sie lächelte wie ein Filmstar in die Kamera. Über mich wollte ich lieber schweigen, und auch zu den Tanners fiel mir nicht viel ein, wobei Kate einen glücklicheren Eindruck machte als ihr Mann.
»Und nun?«, fragte ich.
»Bitte konzentrieren Sie sich auf sich«, sagte Angela Finkler. »Oder auf das, was über Ihnen schwebt. Es ist nicht so scharf zu erkennen, aber durchaus vorhanden.«
»Na ja, schauen wir mal.« Ich nahm das noch ziemlich locker. Sekunden später war es damit vorbei.
Da sah ich, dass über meinem Kopf tatsächlich eine Gestalt schwebte, die dabei war, mir ein Messer in den Hals zu rammen.
Das Lächeln und der entspannte Ausdruck auf meinem Gesicht verschwand. Mir wurde schon etwas blümerant zu Mute, und ich tippte mit dem Zeigefinger auf das Foto. »Das scheint mir eine perfekte Montage zu sein«, kommentierte ich. »Nicht bitte recht freundlich, eher bitte recht teuflisch. Oder recht mörderisch. Schließlich stehe ich im Zentrum und…«
»Pardon wenn ich Sie unterbreche, Mr. Sinclair«, erklärte die Fotografin, »aber wir haben es hier keinesfalls mit einer Fotomontage zu tun. Das Bild ist sauber.«
Zunächst schaute ich mir den Typ an, der das Messer hielt, und dann
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