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1291 - Die Verblendeten

Titel: 1291 - Die Verblendeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wieder zu Hause.
     
    *
     
    Ich stieg aus dem Gleiter und eilte auf die Tür des Haupthauses zu, die sich inzwischen prozessorgesteuert geöffnet hatte.
    In der spärlich beleuchteten Vorhalle wurde ich von Ris Bhran erwartet. Ich mußte daran zurückdenken, daß ich anfangs gefürchtet hatte, die beiden Panisha niemals auseinander halten zu können, denn sie glichen sich wie eineiige Zwillinge. Inzwischen wußte ich jedes Mal genau, wen ich gerade vor mir hatte. Nur hätte ich nicht zu sagen vermocht, worin der Unterschied in der äußeren Erscheinung von Ris Bhran und Yag Veda bestand.
    Ich verneigte mich vor ihm. „Panish!" sagte ich mit der Ehrerbietung, die ihm zukam. „Dein gehorsamer Diener steht dir zur Verfügung."
    Erst, als ich es gesagt hatte, wurde mir bewußt, daß die Formulierung „gehorsamer Diener" auch als Hohn ausgelegt werden konnte, denn im Sinn der Panisha war ich heute mehrmals ungehorsam und aufsässig gewesen.
    Doch Ris Bhran zeigte durch nichts, daß er sich gekränkt oder provoziert fühlte. Dem echsenhaften Gesicht war diesmal keine Regung anzusehen, und seine Körperhaltung war so steif wie meistens.
    „Folge mir, Shan!" sagte er mit volltönender Stimme, wandte sich um und stolzierte mir voraus zum Antigravlift.
    In der 9. Subetage stieg er aus - und ich folgte ihm. Ich war nicht zum ersten Mal hier. In der 9.
    Subetage befanden sich die Meditationsräume aller Schüler der Upanishad. Auch Nia, Domo und ich hatten hier schon oft meditiert. Deshalb war ich ein wenig enttäuscht denn ich hatte als Vorbereitung zum 5. Schritt größere Anforderungen erwartet.
    Ich wurde sehr schnell eines anderen belehrt.
    Dort, wo ich immer gedacht hatte, daß der Hauptkorridor an dem mit Blaustahl verkleideten Naturgestein des Everest-Gipfels endete, öffnete sich vor dem Panish und mir ein Schott das mir bisher trotz aller Aufmerksamkeit entgangen war.
    Dahinter setzte sich der Korridor noch mindestens zwanzig Meter weit fort Das war gar nicht so erstaunlich, wie es mir im ersten Moment vorkam. Schließlich verbreiterte der Everest-Gipfel nach unten relativ schnell.
    Ich musterte die Wände und entdeckte in ihnen die haarfeinen Rillen von Schotten, die in regelmäßigen Abständen eingelassen waren. Hinter uns hatte sich inzwischen das Schott zu diesem Korridor wieder geschlossen.
    Vor dem fünften Schott auf der rechten Seite blieb Ris Bhran stehen und fuhr mit seiner Knochenhand über das Material. Es zischte leise, dann glitt das Schott in die linke Wandseite hinein. Abgestandene Luft wehte mir ins Gesicht.
    Ris Bhran wartete, bis ich neben ihm stand, dann erklärte er: „Was immer du bisher an Meditationen kennen gelernt hast, Shan Tifflor, war etwas völlig anderes als das, was dich während des fünften Schrittes zur Vollendung erwartet."
    „Aber ,Talosh’ ist Sothalk und bedeutet nichts anderes als Meditation", entgegnete ich verwundert.
    „Du solltest dich darauf beschränken, aufmerksam zuzuhören, anstatt voreilige Schlüsse zu ziehen und unnütze Fragen zu stellen?" tadelte der Panish nicht unfreundlich. „Geh nun hinein und geh in dich, Shan Tifflor! Die anderen Shana wirst du dort nicht finden. Jeder von euch ist isoliert Aber ihr seid dennoch nicht allein. Wir Panisha werden in gewissen Abständen zu euch kommen und euch helfen, diese Stufe zu überwinden, indem wir euch beweisen, daß durch die Beherrschung des Körpers und die Verschmelzung mit dem Shant die Grenze des Sterbens sehr weit hinausgeschoben werden kann - so weit, daß durch die Dämmerung des Todes das Licht der wahren Verheißung in eure Seelen dringt. Geh nun, Shan!"
    Ich gehorchte und betrat einen völlig leeren Raum, der von innen heraus so bläulich schimmerte wie die Tschomolungma.
    Ris Bhrans Worte hatten mich neugierig, aber auch benommen gemacht Mir wurde plötzlich so warm, daß ich den Shant am liebsten ausgezogen hätte. Aber ich wußte, daß ich ohne ihn noch verlassener gewesen wäre, als ich ohnehin schon war.
    Langsam ging ich zur Mitte des Meditationsraums und ließ mich mit überkreuzten Beinen nieder.
    Kaum saß ich, brach mir der Schweiß am ganzen Körper aus. Er lief mir über das Haar in den Nacken, in den Shant hinein und dort am Rückgrat hinab, wo er mich kitzelte. Von der Stirn lief er mir über die Brauen und in die Augen.
    Es war unangenehm, aber es ließ sich ertragen.
    Ich begann mit den Meditationsübungen. Da ich darin schon reichlich trainiert war, fiel es mir nicht schwer, mich

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