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1291 - Die Verblendeten

Titel: 1291 - Die Verblendeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dessen darauf, die Moleküle meines Körpers durch Erhöhung der kinetischen Energie in schnellere Bewegung zu versetzen. Es dauerte nicht lange, da spürte ich keine Kälte mehr, sondern ein angenehmes Wärmegefühl, das meinen Körper durchströmte.
    Mehr unbewußt als bewußt nahm ich nach unbestimmter Zeit wahr, daß sich Bis Bhran zu mir gesellte. Er ließ sich mir gegenüber nieder und legte mir, wie irgendwann zuvor, Yag Veda die Knochenhände auf die Schultern.
    Im nächsten Moment zuckte er zurück.
    In dem echsenhaften Gesicht, das im Gegensatz zu dem von Stalker und genau wie das von Yag Veda, selten Gefühle ausdrückte und dann meist nur schwach, tobte ein wahres mimisches Gewitter, das von heftigem Erschrecken bis zu fassungslosem Staunen zu reichen schien.
    Diesmal war ich es, der dem Panish die Hände auf die Schultern legte.
    „Es ist kein Grund für dich zu erschrecken, wenn die Kälte keine Macht über mich hat, Panish", sagte ich beruhigend. „Im Gegenteil, es ist ein Grund zur Freude, denn von dir und Yag Veda habe ich gelernt, meinen Körper durch meinen Geist zu beherrschen und meinem Geist durch meinen Shant zusätzlich universelle Kraft zufließen zu lassen."
    Allmählich faßte sich Ris Bhran wieder.
    „Ich bin nicht erschrocken, Shan Tifflor", erwiderte er. „Ich war nur sehr überrascht, wie schnell du hinzugelernt hast. Hitze und Kälte vermögen dich nicht mehr zu besiegen. Du bist nahe daran, den fünften Schritt zu meistern."
    „Nein, das bin ich nicht", sagte ich mit selbstverständlicher Bescheidenheit. „Ich weiß, daß mir noch eine wichtige Fähigkeit fehlt: die, unter dem Druck physischer Belastung gleichzeitig innere Einkehr zu halten."
    „Ja, das ist wahr - und es wird höchste Zeit", erwiderte der Panish - und ich glaubte, seinen Atem rasseln zu hören. „Dir fehlt dringend innere Einkehr, denn du hältst noch nicht Maß mit deinen neuen Kräften. Die von dir erzeugte Hitze hat eine glühende Aura um dich erzeugt, die mich fast verbrennt."
    „Du mußt mit der Kraft deines Geistes dagegen ankämpfen!" forderte ich verwundert von ihm.
    Taumelnd erhob er sich und wankte rückwärts auf das Schott zu.
    „Wenn ich es nicht getan hätte, lebte ich schon nicht mehr", versicherte er mir heiser. „Sei bereit, noch Schwereres auf dich zu nehmen und zu besiegen, Shan Tifflor! Ich komme wieder."
    Er wandte sich um und floh förmlich aus der Zelle.
    Ich empfand keinen Triumph darüber, sondern war nur sehr nachdenklich geworden und versuchte, mein physisches und psychisches Verhalten zu reflektieren und zu analysieren.
    Gleichzeitig schraubte ich die kinetische Energie und damit die Molekularbewegung meines Körpers - und damit meine Körpertemperatur - wieder zurück. Dadurch sank auch die Außentemperatur wieder auf ein erträgliches Maß. Ich spürte, daß die Luft innerhalb der Meditationszelle sich wieder normalisierte - und nicht nur dank meines Einwirkens. Die Klimaanlage schien wieder mit normalen Werten zu arbeiten.
    Doch die Erhöhung der kinetischen Energie hatte Kraft gefordert. Die körpereigenen Verbrennungsvorgänge waren mit stark erhöhter Geschwindigkeit abgelaufen und hatten Kalorien und Flüssigkeit verbraucht.
    Ich verspürte Hunger und Durst.
    Der Hunger war nicht so schlimm. Er verschwand nach einiger Zeit sogar ganz. Aber der Durst blieb nicht nur; er wurde stärker. Fehlende Kalorien konnten durch Verbrennung von körpereigenen Fetten und körpereigenem Muskeleiweiß ersetzt werden, nicht aber fehlende Körperflüssigkeit.
    Mein Mund trocknete aus. Meine Lippen wurden trocken und rissig und meine Zunge schien zu einem riesigen trockenen Lappen anzuschwellen.
    Diesmal dauerte es quälend lange, bis ich mich so tief in Meditation versenkt hatte, daß ich keine Beschwerden mehr spürte. Doch das war nur subjektiv. Objektiv blieb der Wassermangel nicht nur erhalten, sondern nahm stetig zu. Ich bekam Halluzinationen - und ich glaubte, daß ich mich selbst hypnotisierte.
    Jedenfalls mußte ich lange vor mich hingedämmert haben - wie lange, wußte ich hinterher nicht zu rekonstruieren, weil mir jegliche Kenntnis darüber fehlte, wie lange die vorhergehenden Stadien der Tortur gedauert hatten. Jedenfalls sah ich, als ich plötzlich aus dem Dämmerzustand gerissen wurde, fast automatisch auf den Chronographen meines Multifunktionsarmbands und erkannte, daß seit dem Betreten der Meditationszelle elf Tage vergangen waren.
    Elf Tage!
    Wie viele Tage davon hatte

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