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1291 - Die Verblendeten

Titel: 1291 - Die Verblendeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ich alle physischen Bedürfnisse meines Körpers unterdrückt beziehungsweise negiert? Fünf Tage lang? Zehn Tage lang?
    Ich atmete unwillkürlich schneller.
    Anfangs führte ich das auf die erregende Erkenntnis zurück, daß es mir gelungen war, vielleicht zehn volle Tage lang ohne Aufnahme von Wasser und Nahrung durchzuhalten. Doch dann wurde mir klar, daß es daran allein nicht liegen konnte.
    Ich litt unter Atemnot - und bald half es mir auch nicht, daß ich immer schneller und schneller atmete.
    Diesmal wurde ich von Furcht ergriffen, denn nach meinem Verständnis war es absolut unmöglich, eine mangelhafte oder gar ausbleibende Sauerstoffzufuhr mittels meditativer Methoden zu kompensieren. Eventuell ließ sich das eine gewisse Zeit lang überstehen, ohne völlig zu sterben, aber danach würde zumindest das Gehirn irreparabel geschädigt sein. Ich hatte mir im Laufe meines langen Lebens nebenbei mindestens soviel biologische und medizinische Kenntnisse angeeignet, wie sie ein terranischer Biologe und Internist um die Mitte des 20. Jahrhunderts herum besessen hatte.
    Das genügte für den „Hausgebrauch", obwohl mich jeder heute lebende Biologe und Internist mitleidig belächelt hätte, denn selbstverständlich war allein schon das Grundwissen solcher Leute heutzutage um mehrere Faktoren größer als vor über 2000 Jahren, weil sie es sich mit Hilfe von Hypnoschulungen und Computersimulationen angeeignet hatten - und zweitens lernten alle diese Leute durch die gleichen Methoden und durch deren praktische Anwendung im jetzigen Zeitalter ununterbrochen hinzu.
    Nein, ich hätte heutzutage nicht als Internist praktizieren können - und auch als Biologe war ich nicht qualifiziert genug für eine Anstellung als Fachkraft Aber gewisse fundamentale Kenntnisse konnte mir niemand absprechen.
    Ich wußte, daß ich die systematisch fortschreitende Luftverdünnung - denn nur um eine solche konnte es sich handeln - nicht ohne irreparable Gehirnschäden überstehen würde.
    Deshalb versuchte ich auch zu lachen, als eine dünne Stimme mir versicherte: „Du wirst es unbeschadet überstehen, Tiff."
    Natürlich vermochte ich nicht wirklich zu lachen. Dazu fehlte mir jede Atemluftreserve - und auch das innerliche Lachen verging mir, als vor meinen Augen rote Ringe zu kreisen begannen.
    Abermals ertönte die dünne Stimme.
    „Du wirst auch das unbeschadet überstehen, Tiff", wiederholte sie. „Aber nicht, weil du ein Shan bist, sondern weil du Julian Tifflor bist, ein Mensch, der schier unglaubliche Leistungen vollbrachte und grauenhafte Strapazen ertrug, lange bevor die Frankenstein-Mißgeburten aus ESTARTU dir ihre reaktionäre Pseudophilosophie aufoktroyierten."
    Die empörende Beleidigung des Sotho und meiner Panisha erschütterte mich so stark, daß mein Blick sich klärte und daß ich keine Atemnot mehr verspürte.
    Ich sah, daß vor mir auf dem Boden der Zelle ein Menschlein stand - kein Siganese, aber auch kein Terraner, sondern ein etwa fünfzig Zentimeter großer Zwerg mit rundlichem, pfirsichfarbenem Gesicht, hellblauen Augen und vorspringender Hakennase, der ansonsten fast ganz in seinem erdbraunen Kapuzenumhang verschwand.
    „Wer bist du?" fragte ich mühsam und selbst für mich kaum hörbar.
    „Nenne mich Fitu!" sagte das Männchen.
    „Gehörst du zu den STAR WARRIORS?" flüsterte ich.
    „Ich gehöre zu keiner Gruppierung", erklärte Fitu. „Du wirst eines Tages wahrscheinlich allein herausfinden, wer ich bin. Jetzt brauchst du es noch nicht zu wissen. Im Gegenteil, dieses Wissen würde dir zum jetzigen Zeitpunkt schaden."
    Ich versuchte, diese Antwort zu begreifen. Doch wenn es überhaupt eine Antwort gab, so erahnte ich sie höchstens.
    „Warum hast du den Sotho und meine Panisha Frankenstein-Mißgeburten genannt?" hauchte ich.
    „Weil sie genau das sind", antwortete das Männchen Fitu. „Behalte das im Gedächtnis - und wehre dich gegen deine Konditionierung durch diejenigen aus ESTARTU! Besinne dich auf dich selbst, Julian Tifflor!"
    Das Männchen verschwand.
    Ich erhob mich, um mich nach ihm umzusehen.
    In diesem Augenblick öffnete sich das Schott, und Yag Veda betrat die Meditationszelle.
    „Shan Tifflor!" rief er verblüfft. „Du erstaunst mich. Du hast die letzte Prüfung des Talosh nicht nur unbeschadet überstanden, sondern bist auch als einziger unserer bisherigen Schüler unmittelbar danach wieder aktiv geworden. Wie konntest du das schaffen?"
    Ich lauschte in mich hinein und erkannte, daß

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