1291 - Die Verblendeten
mein Gehirn anscheinend nicht im geringsten unter dem Sauerstoffmangel gelitten hatte. Das machte mich übermütig und deshalb konnte ich nicht an mich halten zu erklären: „Das Männchen Fitu hat mir dabei geholfen."
Den Ausdruck, der daraufhin in Yag Vedas Augen trat, werde ich wohl zeitlebens nicht vergessen.
Es war der Ausdruck unermeßlichen Grauens...
3. DAI
„Dai ist der sechste Schritt auf dem Weg zum Meisterschüler", erklärte Ris Bhran, während wir mit dem Beiboot der KARVAAN, mit dem wir von Terra nach Arkon Igekommen waren, zur Landung in der Nähe der Admiral Kenos ansetzten, wie die Upanishad von Arkon Igetauft worden war.
Ich musterte den Trichterbau im Nordpolgebiet des Planeten ohne großes Interesse, denn ich kannte ihn seit langem sowohl von innen als auch von außen. Das traf auch auf Nia und Domo zu.
Stalker hatte uns schon vor knapp drei Monaten einmal dort einquartiert gehabt.
Ich erinnerte mich mit gemischten Gefühlen an jene Zeit und an das, wofür der Sotho uns damals vorbereitet hatte. Er hatte uns sogar die Kartanin Dao-Lin-H´ay vorgeführt, die er gemeinsam mit ihren vier Begleitern in der Upanishad versteckt hielt und die damals noch eine erbitterte Gegnerin der Kosmischen Hanse gewesen war.
Stalker hatte meine Freunde und mich dazu gebracht, seinem Plan zuzustimmen, daß die Kartanin während der Eröffnungsfeier des Teleports von Arkon mit Hilfe von Teleport-Gürteln aus der Heldenschule springen, Homer Gershwin Adams entführten und in ihr Versteck in der Upanishad zurückkehrten.
Selbstverständlich hatte der Sotho logisch einleuchtende Gründe für diese Intrige vorgebracht.
Wegen Adams' Halsstarrigkeit in der Frage des Parataus von Fornax drohte Krieg zwischen dem Galaktikum und den Kartanin, dem beherrschenden Volk der Galaxis M33. Wenn es den ausgewählten Kartanin gelang, Adams zu entführen, konnten sie Druck auf die Kosmische Hanse ausüben, sich zu Verhandlungen bereit zu erklären.
Damit hätte der Friede erhalten werden können, ohne daß ein Tropfen Blut geflossen wäre.
Sobald feststand, daß es zu Erfolg versprechenden Verhandlungen zwischen den Kartanin und der Kosmischen Hanse kommen würde, sollte dann Adams an einen anderen Ort gebracht werden, wo meine Freunde und ich ihn schließlich „aufspüren" und befreien würden. Stalker seinerseits würde den Kartanin die Flucht von Arkon Iermöglichen.
So schön das geklungen hatte, es war alles ganz anders gekommen. Die Kartanin waren mit ihrem Opfer nicht in die Upanishad zurückteleportiert, sondern mit ihm in den Weltraum und auf ihr Schiff geflohen, während die Esper der MASURA - wie dieses Schiff hieß - im Arkon-System einen solchen psionischen Sturm entfachten, daß nicht nur eine Verfolgung der Kartanin unmöglich gemacht wurde, sondern, daß außerdem das Teleport-System zusammengebrochen war.
Zwar hatten wir Shana den Karren später in M33 wieder aus dem Dreck ziehen können, aber das totale Versagen von Stalkers Plan war nicht spurlos an mir vorübergegangen. Ich fühlte jedes Mal dumpfes Unbehagen in mir aufsteigen, wenn ich nur an den Sotho dachte.
„Selbstverständlich ist auch Dai wieder eine Prüfung", fuhr Ris Bhran fort. „An ihrem Ende liegt das Treuegelübde, das folgende Rangfolge hat: Er, der Sotho; Du, der Kampfgefährte; Sie, die Gefolgsleute; ich."
„Vor dem Treuegelübde aber kommt dessen Praktizierung", ergänzte Yag Veda und wandte sich an uns drei Shana. „Ihr werdet das Gelübde gar nicht erst abzulegen brauchen, wenn ihr es nicht wortwörtlich praktiziert Das bedeutet, ihr müßt notfalls für Dai durchs Feuer gehen, wie es bei Terranern so treffend heißt."
„Wir werden die Feuertaufe bestehen", versicherte ich.
Im nächsten Moment mußte ich mich zusammenreißen, um mich nicht auf die beiden Panisha zu stürzen, um sie zu töten, denn ihre Gesichter waren plötzlich die von Frankenstein-Ungeheuern. Ich beherrschte mich nur dank der bisher zurückgelegten Schritten der Upanishad-Lehre. Sekunden später war diese Anfechtung vorübergegangen.
Doch sie war nicht unbemerkt geblieben.
„Warum zitterst du, Liebling?" fragte Nia und schmiegte sich an mich.
„Er hat vor Haß Feuer gespieen!" stieß Yag Veda keuchend hervor.
Domo Sokrat lachte brüllend.
„Es war nichts weiter", erklärte ich lahm - und ich war mir dessen bewußt.
Mehr wagte ich nicht zu sagen, denn ich fürchtete mich davor, zuzugeben, daß mein Gehirn doch unter dem Sauerstoffentzug
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