1291 - Die Verblendeten
irreparabel gelitten haben könnte. Das/durfte einfach nicht sein. Ich hätte es dennoch geglaubt, wenn ich mich nicht so gut daran erinnerte, daß ich in Yag Vedas Augen bei der Erwähnung des Männchens Fitu so unermeßliches Grauen gesehen hatte.
Das war der Beweis dafür, daß Fitu nicht die Ausgeburt einer Psychose war.
Aber wer war er wirklich? Die nächsten Ereignisse lenkten mich ab, so daß ich nicht weiter darüber nachdenken konnte, wer Fitu war und warum die Nennung seines Namens Yag Veda in Grauen versetzt hatte.
Das Beiboot landete auf dem kleinen Raumhafen in der Nähe der Upanishad.
Ich wußte, daß er bei unserem damaligen Aufenthalt noch nicht dagewesen war. Folglich war er in der kurzen Zwischenzeit gebaut worden. Eine beachtliche Leistung - auch angesichts des hohen Standards arkonidischer Technik.
Doch nicht das allein lenkte mich von meinen Grübeleien ab, sondern auch die Tatsache, daß rings um die Absperrung des Landefelds mindestens hunderttausend Leute warteten - in der Hauptsache Arkoniden, aber auch Terraner, Topsider, Oxtorner, Ertruser, Epsaler, Überschwere, Springer und Angehörige unbedeutender galaktischer Völker.
Schaulustige!
„Sie wollen euch Shana sehen, weil ihr die Hamosh-Probe bestanden habt", erklärte Ris Bhran, als hätte er meine Gedanken erraten. „Wahrscheinlich werden sich viele von ihnen als Shada für die Upanishad von Arkon melden."
„Gehen wir hinaus!" sagte Yag Veda.
Nia, Domo und ich folgten unseren beiden Panisha durch die Schleuse und auf die davor aufgebaute Energierampe, die sich noch nicht zu Boden gesenkt hatte.
Gleich dem Donnern einer Meeresbrandung dröhnten die Beifalls- und Willkommensrufe der Hunderttausend zu uns herüber. Mindestens zwanzigtausend Ordnungsroboter hatten alle Hände voll zu tun, um die Zuschauer davon abzuhalten, die nur halbmeterhohe Absperrung zu übersteigen und auf das Landefeld zu stürmen. So mancher Roboter würde nach dieser Aktion einer Generalüberholung bedürfen.
Ris Bhran und Yag Veda winkten der Menge zu - und wir Shana folgten ihrem Beispiel. Kurz darauf schwebte ein großer Gleiter von der Upanishad heran und hielt unmittelbar vor unserer Energierampe.
Ein Panish stieg aus und begrüßte uns überschwänglich.
Wir kannten ihn bereits von unserem ersten Aufenthalt her. Er war der Leiter der Heldenschule und hieß Morotak Jel Droon.
„Es ist alles vorbereitet", teilte er uns mit.
Wir Shana fragten nicht viel, sondern folgten seiner Einladung in den Gleiter.
Ich fühlte, wie in mir das heiße Verlangen hochstieg, auch den 6. Schritt zu bewältigen. Aus brennenden Augen blickte ich auf den 700 Meter hohen Doppeltrichter aus Luktovex, der in allen Farben des Regenbogens im Schein der tief stehenden Arkonsonne schimmerte. Gleich Sensorhaaren hingen vom oberen Rand des Außentrichters zirka hunderttausend Stahlseile an ihm herab.
Dort, am oberen Rand, standen auch die Shada der Admiral Kenos, um uns zu begrüßen.
Verwundert stellte ich fest, daß es nicht einmal hundert Arkoniden in ihren silbrigen Shant-Kombinationen waren. Dabei war der äußere Trichter zur Aufnahme von rund vierzigtausend Shada angelegt. Der Ansturm auf die Schule schien demnach weit hinter den Erwartungen der Panisha und ihres Meisters zurückgeblieben zu sein.
Ich tauschte einen Blick mit Nia und erkannte in ihren Augen die gleichen Gedanken, die mich bewegten.
Doch im nächsten Augenblick landete der Gleiter auch schon - und die Vorbereitungen zum Dai nahmen uns gefangen...
*
Die Lage war äußerst bedrohlich.
Wir befanden uns auf der Insel der Sieben Burgen. Aber es war keine normale Insel in einem normalen Ozean. Vielmehr war es eine Art Raumstation, die im Meer des Alls um einen rötlich glühenden Riesenplaneten kreiste.
Die Welt der Nonkarties, die alles haßten, was nicht wie sie war.
Ihre Feuerkapseln hatten uns umzingelt. Sie glühten überall jenseits der Lücken zwischen den großen schwarzen Türmen der Sieben Burgen und woben gemeinsam an ihrem Netz.
Das Netz selber war unsichtbar, denn es bestand aus psionischer Energie. Aber wir konnten es mit Hilfe der Ortungsgeräte unserer Shants anmessen.
Wir, das waren Stalker und Skorsh, Nia, Domo, drei Gefolgsleute aus der Schar der arkonidischen Shada und ich.
Vergeblich versuchte ich mich daran zu erinnern, warum wir zur Insel der Sieben Burgen gekommen waren. Ich wußte es nicht mehr.
Aber ich wußte noch, daß wir mit der ESTARTU gelandet waren -
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