1292 - Das Versteck der Kartanin
hoffte sie, daß Ga-Liu-M'igay, dieser seltsame „Protektor", zu dem Schluß kam, daß weiteres Warten sinnlos sei. Andererseits hätte sie sich eher lebend den Maakar ausgeliefert, als den wertvollen Fänger aus den Augen zu lassen. Es war schwierig genug gewesen, dieses kostbare Gerät zu erbeuten, noch viel schwieriger, es nach Kartan zu bringen - sie konnte es nicht zulassen, daß irgendwelche seltsame Kartanin den Fänger wegschleppten, ohne auch nur mitzuteilen, wohin sie ihn zu bringen gedachten.
Was sie darauf brachte, daß die M'igay nicht nur zu keiner der Großen Familien gehörten, sondern offenbar einem so unwichtigen Familienzweig angehörten, daß Dao-Lin noch nie von ihnen gehört hatte.
Wie kam ein Abkömmling einer unbedeutenden Familie dazu, ein Raumschiff zu befehligen - und sich dann auch noch Protektor zu nennen?
Dao-Lin-H’ay ahnte Schwierigkeiten voraus. Vorsichtshalber besorgte sie sich noch ein paar Tropfen von der kostbaren Psi-Materie, ehe sie sich in die Schleuse begab.
Wer immer dieser Ga-Liu-M'igay auch sein mochte, er war sich zumindest seiner Sache sehr sicher. Obwohl Dao-Lin ihm auf seine letzte Frage keine sonderlich befriedigende Antwort gegeben hatte, schwebte die KASAMU dicht unter der Planetenfähre, und eine grell beleuchtete Schleuse war geöffnet.
Dao-Lin hielt Ausschau nach dem Paratau-Fänger und entdeckte ihn auf der Oberfläche der KASAMU. Sie hoffte, daß die wertvolle Beute wenigstens fest verankert war. Wenn dem Fänger etwas passierte, das gute Stück etwa gar verlorenging, dann würde sie höchst persönlich dafür sorgen, daß Ga-Liu-M'igay die Konsequenzen zu tragen hatte.
„Kehrt nach Kartan zurück", befahl Dao-Lin-H'ay der Besatzung der Planetenfähre.
„Wir können doch jetzt nicht einfach losfliegen und dich hier zurücklassen", protestierte Shi-Sai-D'otja.
„Oh doch!" versetzte Dao-Lin grimmig, fügte dann aber etwas versöhnlicher hinzu: „Die Hohen Frauen haben mir diesen Auftrag gegeben, und sie wissen, wohin man mich bringt.
Mach dir also keine Gedanken darüber. Auf keinen Fall dürft ihr versuchen, mir zu folgen.
Ist das klar?"
„Ja", sagte Shi-Sai-D'orja, aber es klang nicht sehr begeistert.
Dao-Lin-H'ay stieß sich aus der Schleuse der Planetenfähre ab und schwebte zur KASAMU hinüber. Die Schleuse, die man dort für sie geöffnet hatte, war zwar erleuchtet, aber leer.
„Freundliche Leute", murmelte Dao-Lin leise vor sich hin und schloß das Außenschott Als die innere Tür sich öffnete, blickte sie in einen leeren Raum. Sie nahm den Helm ab und sagte sich; daß es wohl vermessen gewesen wäre, in diesem Schiff ein Begrüßungskommando zu erwarten.
Von grimmiger Entschlossenheit erfüllt, begab sie sich auf den Weg zur Brücke. Sie konnte nur hoffen, daß sie dort irgendeine Person fand, die bereit war, ihre Fragen zu beantworten.
Aber sie rechnete vorsichtshalber nicht allzu fest damit.
*
Als Dao-Lin-ITay die Brücke erreichte, hatte die KASAMU bereits Fahrt aufgenommen.
Das Schiff flog mit großer Beschleunigung den Grenzen des N'jala-Systems entgegen.
Die kleine Planetenfähre war längst von den Bildschirmen verschwunden.
Dao-Lin sah sich aufmerksam auf der Brücke um und fand das Bild, das sich ihr bot, ungewohnt und beunruhigend.
An Bord der KASAMU schien es nur sehr wenige weibliche Kartanin zu geben, und diese wenigen bekleideten nicht gerade die höchsten Ränge.
Dao-Lin-ITay hatte keine Vorurteile gegen männliche Kartanin, aber sie fragte sich wirklich; wie man in der KASAMU in kritischen Situationen ohne Esper auskommen wollte.
Oder waren die psibegabten weiblichen Kartanin in der KASAMU entgegen allen sonstigen Gepflogenheiten allein auf ihre speziellen Aufgaben beschränkt?
Die Protektorin der MASURA wollte eben eine der Tränen N'jalas berühren, um frische Kräfte zu schöpfen und das Problem auf parapsychischer Ebene anzugehen, als Ga-Liu-M'igay auf sie zutrat. Sie erkannte ihn sofort. In voller Lebensgröße wirkte er noch arroganter als vorhin auf dem Schirm.
Aus irgendeinem Grund erregte die Haltung des „Protektors" in Dao-Lin einen völlig unvernünftigen Zorn. Das war unsinnig, und sie wußte das. Was auch immer hinter all diesen seltsamen Umständen stecken mochte - es war nicht Ga-Liu-M'igays Schuld.
Dieser Kartanin nahm Befehle entgegen und führte sie aus. Nichts anderes tat auch Dao-Lin-H'ay.
Trotzdem hätte sie beim bloßen Anblick des „Protektors" aus der Haut fahren
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