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1292 - Die Blutbrücke

1292 - Die Blutbrücke

Titel: 1292 - Die Blutbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erinnerte und ihr dieser Begriff eine gewisse Angst eingejagt hatte.
    »Sie ist die Lösung, Angela.«
    Die Fotografin schluckte. Sie musste sich erst mit diesem Gedanken vertraut machen. »Jens, bitte, du willst doch nicht…«
    Er nickte heftig. »Doch, ich will. Vergiss nicht, dass ich Reporter bin. Zu meinem Beruf gehört nun mal eine Portion Neugierde, nicht nur auf Menschen bezogen, sondern auch auf die Umstände, unter denen sie leben. Aber das weißt du selbst.«
    Angela wusste es. Sie sagte trotzdem nichts und schaute sich in dem engen Zimmer um, wie in einer Zelle. Sie dachte daran, dass London ein verdammt teures Pflaster war. Während sie mit Bekannten in einer Wohngemeinschaft lebte, hatte sich Jens ein Zimmer mieten können. Darin war alles untergebracht, sein Arbeitsplatz, die Wohn- und auch die Schlafecke, auf engstem Gebiet, aber er war froh, überhaupt untergekommen zu sein. Wenn er sich duschen wollte, musste er auf den Flur gehen und das Gemeinschaftsbad benutzen, das auch nicht eben der Himmel auf Erden war, denn es gab einige Schweine, die nach dem Duschen nicht mal putzten. Er tröstete sich damit, dass es ja nicht für immer war, und jetzt spürte er bereits sein Reporterblut, das in Wallung geraten war. Er hatte keine Beweise, verließ sich ausschließlich auf sein Gefühl, und das sagte ihm, dass etwas Besonderes vor ihm lag.
    Zwar hatte er die 30 noch nicht erreicht, doch die Spürnase war bereits gut entwickelt.
    Angela zupfte nervös an den Enden ihrer Jeansjacke. Sie hatte sich noch nicht entschieden und suchte auch nach Argumenten, die ihren Kollegen von seinem Vorhaben abbrachten.
    »Sag was, Angela!«
    Sie verzog die Mundwinkel. »Ich weiß nicht, ob das richtig ist. Eigentlich hat mir die letzte Nacht gereicht. Und wer weiß, ob diese komische Blutbrücke überhaupt existiert.«
    »Es gibt sie!«, erklärte Jens voller Überzeugung.
    »Was macht dich so sicher?«
    »Nicht nur mein Gefühl. Warum hätte sie überhaupt erwähnt werden sollen? Das sagt man doch nicht einfach nur so. Dieser Typ befand sich in einer Situation, in der man einfach nicht mehr lügt. Ich bin davon überzeugt, dass sie existiert.«
    »Klar. Nur hast du sie damit noch nicht gefunden.«
    »Stimmt. Doch das wird sich ändern.«
    »Ha, wie denn?«
    Er stand auf und lächelte dabei, als hätte er das Ei des Kolumbus erfunden. Mit dem Zeigefinger deutete er auf seinen Laptop. »Warum gibt es denn die perfekten Suchmaschinen? Ich rechne fest damit, dass ich die Blutbrücke finde.«
    »Da bin ich wirklich gespannt.«
    »Kannst du auch sein.«
    Er setzte sich auf einen Hocker und klappte das Gerät auf. Angela dachte nicht daran, ihren Platz zu verlassen. Sie wollte Jens nicht stören, blieb sitzen und schaute auf das Fenster, hinter dem der Tag seinen grauen Schimmer noch nicht verloren hatte. Sie dachte daran, dass die folgende Nacht Halloween war.
    Seit ihren Erlebnissen vor einigen Stunden sah sie die Dinge mit anderen Augen. Bisher hatte sie über das zum Konsum gemachte Grauen immer gelächelt. Da mochten die Leute in noch so schaurigen Verkleidungen herumlaufen, es hatte ihr nichts ausgemacht.
    Jetzt dachte sie anders darüber. In der vergangenen Nacht hatte sie das wahre Grauen erlebt. Da war alles auf den Kopf gestellt worden. Sie hätte nie damit gerechnet, dass so etwas existieren würde. Auf einem Foto die Gestalt gewordenen Gedanken einer anderen Person zu sehen, wie konnte man das erklären? Wo war da die Logik?
    Sie dachte stark darüber nach, und sie war sich sicher, dass es keine gab. Das musste andere Ursachen haben, über die sie aber nicht weiter nachdenken wollte. Ihr Kopf war einfach zu voll.
    Minuten vergingen, in denen sie in ihre Gedanken versunken war und trotzdem keine Lösung fand.
    Hin und wieder warf sie einen Blick auf ihren Arbeitskollegen. Sie sah dessen Rücken, hörte ihn hin und wieder etwas flüstern oder brummen, wenn er mit bestimmten Dingen unzufrieden war.
    Irgendwie hoffte sie, dass er mit seiner Suche keinen Erfolg hatte, doch verlassen konnte sie sich darauf nicht.
    »Willst du einen Kaffee?«
    »Nein, nein, lass mal. Vielen Dank!«
    »Und wie kommst du voran?«
    »Haha, es gibt eine Blutbrücke.«
    »Nein…«
    »Doch, doch.«
    »Wo denn?«
    »Zwei Sekunden, dann habe ich es.«
    Es dauerte länger als die angegebene Zeit, aber der Erfolg war da, denn Angela hörte ihn aufschreien, und er stieß dabei beide Arme in die Luft.
    »Super. Heureka, ich hab's!«
    Die Fotografin

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