1292 - Die Blutbrücke
aufhorchen ließ.
»He, was sagst du?«
Ich wiederholte es langsam.
»Und jetzt denke ich, dass du diese Blutbrücke suchst und ich dir helfen soll, sie zu finden.«
»Genau das ist es.«
»Wo soll ich anfangen?«
»Möglicherweise in Baden-Baden.«
Harry Stahl sagte zunächst mal nichts. Dann hörte ich ihn lachen.
»Was ist daran so lustig?«
»Baden-Baden, John. Das ist eine Stadt, in der ich mir keine Blutbrücke vorstellen kann.«
»Kennst du sie denn?«
»Ja, ich bin einige Male dort gewesen. Zwar nicht unbedingt dienstlich, aber ich war schon da und habe mich umgeschaut. Um es mal vornehm auszudrücken, würde ich sagen, dass man in Baden-Baden kurt und ein bisschen in die Vergangenheit hineinschnuppert. Das ist wirklich eine Stadt, die Kurgeschichte atmet.«
»Also keine Blutbrücke?«
»Das habe ich nicht gesagt, John.«
Ich grinste den Hörer an. »Aber du würdest mir den Gefallen tun und nachforschen?«
»Das mache ich glatt. Ich weiß ja, was ich einem alten Geisterjäger schuldig bin.«
Ich räusperte mich. »Alt habe ich überhört.«
»Bis später. Im Büro?«
»Wo sonst?«, seufzte ich. »Es ist ja der Ort, den ich wahnsinnig liebe.«
»Ja, ja, ich weiß.«
Jetzt fehlte mir Glendas Kaffee, um die Wartezeit zu überbrücken. Ich spielte schon mit dem Gedanken, zum Automaten zu gehen und mir dort ein Getränk zu holen, aber da öffnete sich die Tür und Glenda Perkins betrat mein Büro.
Ich sprang auf und sah, wie sie den Kopf schüttelte. Okay, sie gehörte zu den Frauen, die es nicht nötig hatten, sich stark zu schminken, doch an diesem Morgen hatte sie schon Rouge aufgelegt, um die Schatten unter den Augen zu vertrieben.
»Guten Morgen«, sagte ich und hauchte ihr zwei Küsse auf die Wangen.
Sie winkte ab. »Morgen ist gut. Ich weiß auch nicht, ob er wirklich gut ist. Wenn ich an die Nacht denke, kann ich daran nicht glauben. Mein Gott, das war ein Hammer. Ich kann nicht mehr, und ich möchte es auch nicht noch mal erleben.«
»Zum Ball im nächsten Jahr gehen wir nicht.«
Glenda ließ sich auf Sukos Stuhl fallen und rieb über ihr Gesicht. »Irgendwie habe ich das Gefühl, dass mir die verdammte Justine Cavallo nachrennt. Du glaubst gar nicht, wie ich mich fühlte, als ich sie plötzlich sah. Da musste ich automatisch an die Zeit denken, als sie mich als Geisel genommen hat. Und so etwas möchte ich nie mehr in meinem Leben haben, verstehst du?«
»Klar.« Mit der nächsten Frage holte ich sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. »Und was ist mit Kaffee?«
»Er läuft.«
»Super.«
Glenda gähnte. Sie schüttelte den Kopf, fragte aber, wie ich den Rest der Nacht verbracht hatte.
»Rate mal.«
»Du warst nicht im Bett.«
»Genau.«
Sie überlegte nur kurz und fragte mit leiser Stimme. »Casey Jordan?«
»Genau, Glenda. Ich habe mich in seiner Wohnung umgesehen. Der Begriff Blutbrücke wollte mir nicht aus dem Kopf.«
»Hast du was gefunden?« Sie hatte jetzt ihr Kinn in beide Hände gestützt.
Ich nickte. »Zwei Vampire, die mich gern leer gesaugt hätten und einen Stadtplan von Baden-Baden, einer Stadt in Deutschland.«
»Ich weiß, wo ich sie finde.« Glenda ließ die Hände sinken. »Aber was war mit diesen Vampiren? Stimmt das? Oder erzählst du mir nur was, um mich aufzuregen?«
»Nein, es hat sie wirklich gegeben. Ich denke, dass sie nicht nur mein Blut trinken wollten, sondern auch gekommen sind, um irgendwelche Spuren zu verwischen. Aber ich war schneller. Sie haben es nicht geschafft, all das verschwinden zu lassen, was wichtig war. So sieht es aus, Glenda.«
Sie nickte nur, dachte nach, und ich wollte dabei nicht stören. Deshalb stand ich auf, ging in das Vorzimmer und schaute nach dem Kaffee, der tatsächlich durchgelaufen war.
Diesmal war ich es, der mit zwei gefüllten Tassen in den Händen zurück in mein Büro kam.
»Danke«, sagte Glenda, als ich ihr eine Tasse hinstellte. »Manchmal kannst du richtig nett sein.«
»Oh… nur manchmal?«
»Lassen wir das!«
Okay, sie war für Frotzeleien nicht in Stimmung, was ich sehr gut nachvollziehen konnte. So eine Nacht steckte man eben nicht so einfach weg, das war klar.
»Und was hast du sonst noch unternommen?«, wollte sie wissen.
»Telefoniert. Mit Harry Stahl. Er wird sich bemühen, um die Blutbrücke zu finden.«
Glenda nickte. »Genau das hätte ich auch getan.« Sie schaute für einen Moment gegen die Decke.
»Aber eine Blutbrücke in dieser Stadt? Das ist kaum zu
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