1292 - Die Blutbrücke
ich nicht glauben.«
»Warum nicht?«
»Weil auch ich von einer Freundin, die sich zur Zeit in London befindet, auf die Blutbrücke aufmerksam gemacht worden bin!«
Nicht nur Heiko Fischer staunte, auch Harry Stahl konnte sich nur darüber wundern.
»Glauben Sie mir nicht?«
»Schon, ja. Ich denke nur über diese beiden Vorgänge nach und kann mir nicht vorstellen, dass es sich dabei um einen Zufall handelt.«
»Aber was ist es dann?«, rief Heiko.
»Schicksal. Fügung. Ein Zusammentreffen gewisser Teile, die schließlich ein Puzzle ergeben, wobei ich nicht weiß, wie das Gebilde später aussehen wird.«
»Ich auch nicht, Harry.« Fischer ging kopfschüttelnd an dem Agenten vorbei, um sich in einen Sessel fallen zu lassen.
»Das kann ich einfach nicht glauben.«
»Es ist aber so. Wie heißt denn Ihre Freundin?«
»Angela Finkler.«
»Hört sich nicht sehr britisch an.«
»Sie ist auch Deutsche. Zur Zeit arbeitet sie als Fotografin für eine Presse-Agentur in London. Und da hat sie von der Blutbrücke erfahren und mich angerufen. Sie und ihr Kollege sind übrigens auf dem Weg nach Baden-Baden.«
»Der Name sagt mir nichts«, murmelte Harry Stahl. »Aber derjenige, der mich angerufen hat und mir was über die Blutbrücke erzählte, ist sicherlich schon hier eingetroffen.«
Heiko Fischer musste lachen. »Das ist mehr als verrückt. Vielleicht haben sie sogar in der gleichen Maschine gesessen, ohne voneinander zu wissen.«
»Kann sein.«
Er wurde schnell wieder ernst, als er fragte: »Und wie ist Ihr Freund auf die Blutbrücke gekommen?«
»So viel ich weiß, hat er den Begriff von einem Mann gehört, der nicht mehr lebt.«
»Ach.«
»Erstaunt Sie das?«
Heiko Stahl nickte. »Und ob, Harry. Das ist wie bei Angela. Ich glaube, die hat etwas Ähnliches gesagt. Allerdings kann ich mich nicht so genau erinnern.« Er musste lachen. »Aber ich glaube allmählich, dass Sie und ich das gleiche Motiv haben, weshalb wir uns überhaupt um die Blutbrücke kümmern. Ich kann das noch immer nicht fassen. Die Brücke ist ein Bestandteil dieser Stadt. Kein Mensch hat sich bisher darum gekümmert. Plötzlich aber laufen hier von zwei Seiten die Fäden zusammen, und auf einmal steht sie im Mittelpunkt des Interesses. Ich kann mir nicht vorstellen, was dahinter steckt. Sie denn, Harry?«
Stahl war inzwischen in den Raum hineingegangen und hatte sich vor das Fenster gestellt. Sein Blick glitt in den herbstlichen Tag hinein und streifte auch das Wolkengebilde am Himmel. »Die Frage kann ich Ihnen nicht beantworten, doch ich versichere Ihnen, dass ich mir darüber auch Gedanken mache.«
Er räusperte sich. »Die Lösung gibt es, aber es wird nicht einfach sein, sie zu verstehen.«
Harry drehte sich um. »Weil dort wahrscheinlich Dinge eine Rolle spielen, die mit dem normalen Verstand nicht so leicht zu begreifen sind.«
»Das hört sich an, als wüssten Sie trotzdem mehr.« Heiko saß noch immer auf seinem Platz und staunte.
Harry winkte ab. »Es hört sich leider nur so an«, gab er zu. »Ich würde wirklich gern mehr wissen. Aber ich sage Ihnen schon jetzt, dass man es nicht rational erklären kann, weil es Vorgänge gibt, die sich der Kontrolle unseres Verstandes entziehen.«
»Gut hört sich das nicht an«, murmelte Heiko Fischer.
»Bestimmt nicht. Hat Ihre Freundin nicht mehr gesagt?«
»Nein.«
»Wird sie sich melden, wenn sie das Festland erreicht hat?«
»Das nehme ich an.« Heiko warf einen Blick auf seine Uhr. »Also lange kann es nicht mehr dauern. Es ist heute kein Problem, innerhalb von Europa zu fliegen.«
»Das sagen Sie. Auch ich warte auf einen Anruf meines Freundes. Er hat es versprochen. Es ist schon komisch, dass ich bisher nichts von ihm gehört habe.«
»Können Sie denn nicht zurückrufen?«
»Das werde ich auch. Allmählich fange ich an, mir Sorgen um ihn zu machen.«
»Haben Sie keine Ahnung, was ihn aufgehalten haben könnte?«
»Überhaupt nicht.«
Harry holte sein Handy hervor, musste den Anruf jedoch verschieben, denn er hörte Heikos Frage.
»Wer sind Sie eigentlich, Harry? Ich meine, ich habe Sie bisher nicht gekannt und hatte Sie auch falsch eingeschätzt am Anfang. Wenn ich ehrlich bin, wirken Sie auf mich wie ein Polizist. Sind Sie einer?«
Stahl lächelte. »Irgendwie schon. Sagen wir so, Heiko, ich arbeite für die Regierung.«
»Echt? Sind Sie so etwas wie ein Agent?«
»Nun ja, nicht ganz. Ich kann Ihnen das nicht erklären, aber noch einmal, Sie können mir
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