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1292 - Die Blutbrücke

1292 - Die Blutbrücke

Titel: 1292 - Die Blutbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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maß sie die Entfernung, die sie noch vom Beginn der Brücke trennte. Gut 30 Meter mochten es sein. Sie sah ein Rad an einem Baumstamm lehnen und fühlte leichte Beklemmungen.
    Jens Rückert merkte, dass mit seiner Kollegin etwas nicht stimmte. »Hast du Probleme?«
    Angela schaute ihn über das Dach hinweg an. »Nein, eigentlich nicht. Ich sollte auch keine haben, sieht ja alles normal aus. Aber mir ist aufgefallen, dass auch deine Stimme verändert klingt.«
    »Mag wohl sein.«
    »Was, ist der Grund?«
    Er hob die Schultern. »Ich kann es dir nicht genau sagen. Die Atmosphäre, die Ruhe. Es ist schon komisch. Außerdem fährt kein Auto mehr über die Brücke. Selbst wir stehen hier. Mir kommt es vor, als würde man die Brücke bewusst meiden.«
    »Kann schon sein.«
    »Nein, doch nicht.« Er deutete nach vorn, zum anderen Ende der Brücke hin, denn von dort näherte sich ein Wagen mit offener Ladefläche. Er überquerte die Brücke im Schritttempo. Seine Frontseite wirkte wie ein kantiges Gesicht mit großen gelben Augen.
    Bevor der Wagen sie passieren konnte, wurde er noch langsamer und dann gestoppt. Zwei Männer verließen das Fahrerhaus. Der eine ging zur Ladefläche, der andere kam auf sie zu. Die beiden trugen die Kleidung von Straßenarbeitern, orangefarbene Overalls, die einen leichten Glanz abgaben.
    »Wollen Sie noch über die Brücke?«, fragte einer der Männer.
    »Das wissen wir nicht«, sagte Jens.
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Ist nicht mehr möglich. Es sei denn, es ist ein Notfall. Wir haben sie dort drüben schon abgesperrt. Jetzt ist diese Seite dran.«
    »Warum das denn? Wollen Sie Straßenarbeiten durchführen?«
    Der Arbeiter schaute sie an, als hätten sie ihm wer weiß was gesagt. »Nein, wie kommen Sie denn darauf?«
    »Weil Sie hier…«
    »Wir sperren nur ab, weil heute Abend auf der Brücke eine Halloween-Party stattfindet. Das hat die Stadt zum ersten Mal genehmigt.« Er schaute auf die Uhr. »Ich denke mir, dass hier in einer halben Stunde die ersten Gestalten erscheinen werden, und das zieht sich die ganze Nacht hin durch. Musik, Tralala, Geister, Gespenster und ab und zu der kräftige Schluck aus der Pulle. Hinterher sind die Weingeister zahlreicher als die anderen.« Er musste lachen und sah die Kamera in den Händen der Fotografin. »Wenn Sie warten, haben Sie tolle Motive.«
    »Stimmt.«
    »He, Karl, hilf mir mal.«
    Der Arbeiter ging zu seinem Kollegen. Er schritt wie John Wayne in seinen besten Zeiten. Gemeinsam luden sie die Sperren ab, die sie dann quer über die Straße stellten. Wer immer als Autofahrer kam, würde anhalten müssen, wenn das Licht der Scheinwerfer die rote und weiße Fläche des Gitters traf.
    Angela und Jens standen beisammen. Sie schaute nur zu. Erst als die Arbeiter wieder im Wagen saßen, nickte Jens.
    »Findest du das auch komisch?«
    »Weiß nicht.«
    »Ich schon.«
    Angela sprach dagegen. »Aber es gehört zu Halloween. Die Nacht der Geister und der Toten. Da kommen sie, um sich den Lebenden zu zeigen.«
    »Ja, wie bei John Carpenter. Erinnerst du dich noch an den Film Halloween, der immer wiederholt wird?«
    »Jetzt möchte ich nicht daran denken.«
    »Angst?«
    Angela drehte ihm ihr Gesicht zu. Sie war kleiner als Jens und musste an ihm hochschauen. »Ich weiß nicht, ob es Angst ist. Ich würde eher sagen, dass ich eine gewisse Unruhe in mir spüre. Was wir hier erleben, ist mir alles so neu.«
    »Wäre der Horror in London nicht gewesen, würde ich auch anders darüber denken.«
    Beide erschraken leicht, als die Automatik reagierte und die Warnlichter der Sperre zu blinken anfingen. Das Gleiche war am anderen Ende der Brücke geschehen, doch dort versanken die Lichter in einer trüben Dunstbrühe, die durch das Licht ein unheimliches Aussehen bekommen hatte.
    Angela Finkler zog fröstelnd die Schultern hoch. »Was machen wir?«
    »Was hatten wir denn vor?«
    »Wir wollten die Brücke betreten. Dann wollen wir das auch tun, nicht wahr…?«
    ***
    War der Boden tatsächlich verschwunden oder täuschte ich mich? Schob sich tatsächlich etwas heran, das ich noch nicht begriff und mich trotzdem damit abfinden musste, wobei es möglicherweise eine Attacke aus einer anderen Dimension war?
    Ich hatte in dieser Hinsicht schon einiges erlebt. Ich kannte die transzendentalen Tore, die Menschen von ihrer normalen Welt in eine andere Dimension brachten. Nicht in das Reich des Todes, was man als Jenseits betrachtete, sondern in Welten, in denen die Gesetze

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