1292 - Die Blutbrücke
Hause aufhalten.«
»Ich war gerade auf dem Weg.«
»Das ist gut.«
Der alte Fuchs sagte nichts weiter, aber ich konnte auch nachdenken. »Sie haben bereits gehört, was geschehen ist?«
»Ja. Chief Inspector Tanner rief mich an. Das war ja keine angenehme Feier für Sie.«
»Und für Glenda Perkins.«
»Stimmt. Sie rief mich an und erklärte den Grund ihrer Verspätung. Aber sie wird auch kommen.«
»Gut, dann können wir alles bereden. Ich war zudem nicht untätig und habe noch ein wenig recherchiert.«
»Gibt es Hinweise… Spuren?«
»Ich denke schon.«
»Dann sehen wir uns gleich im Büro.«
»Sicher, Sir.«
»Gut, ich komme zu Ihnen. Zuvor muss ich noch etwas erledigen. Warten Sie dann.«
»Klar.«
Das war erledigt, und ich konnte mich endlich auf die Socken machen. Im Flur hing ein Spiegel, vor dem ich für einen Moment stehen blieb und mich anschaute.
Wie ein Filmstar sah ich nicht eben aus. Ausgeschlafen war ich ebenfalls nicht. Unter den Augen malten sich leichte Ringe ab. Zum Friseur hätte ich auch mal wieder gemusst, aber das konnte warten.
Der Job war wichtiger, denn ich ahnte, dass ich einer heißen Sache auf der Spur war, von der ich nicht mal ein Viertel wusste.
Auch war ich davon überzeugt, dass nicht London der Ort war, wo ich den Fall lösen konnte, sondern Baden-Baden.
Worum ging es?
Ich machte mir Gedanken während der Fahrt. Wenn ich ehrlich sein sollte, hatte ich keine Ahnung, was mich im Endeffekt erwartete. Es hatte etwas mit Vampiren zu tun. Auch Justine Cavallo mischte mit. Zudem hatte ich von einer Blutbrücke gehört, und genau die musste ich finden. Ich nahm an, dass sie eine wichtige Rolle spielte und möglicherweise der Schlüssel zur Lösung des Falls war.
Es war auch an diesem Morgen wie so oft in London. Der Verkehr staute sich, und ich brauchte verdammt lange, um meinen Arbeitsplatz im Yard zu erreichen.
Wenig später öffnete ich die Tür zum Vorzimmer und erlebte etwas Seltenes. Glenda Perkins, der gute Geist des Büros, war noch nicht eingetroffen. Und so empfing mich auch nicht der Duft ihres berühmten Kaffees.
Um genau zehn Uhr saß ich an meinem Schreibtisch. Sir James hatte sich noch nicht gemeldet. Ich schaute auf den leeren Platz gegenüber und dachte für einen Moment an Suko und Shao, denen es bestimmt besser ging als mir. Ich glaubte nicht, dass die Hochzeitsfeier auch bei ihnen so endete wie der Polizistenball.
Die Karte hatte ich mitgenommen und legte sie vor mir auf den Schreibtisch.
Baden-Baden!
Eine Stadt, um zu kuren, um im Casino zu spielen oder sich ein berühmtes Pferderennen in Iffezheim anzuschauen. Sollte dort tatsächlich das Grauen wohnen?
Ich wusste es nicht. Ich machte mir nur Gedanken über eine Blutbrücke, und dabei zählte ich eins und eins zusammen. Es konnte durchaus sein, dass ich diese Brücke in Baden-Baden fand. Aber wer sagte mir, ob das stimmte?
Sehr bald schon huschte ein Lächeln über meine Lippen, denn da hatte ich die Lösung gefunden. Sie kostete mich nur einen Anruf, und ich hoffte, dass ich meinen Freund Harry Stahl erreichte, der sich darum kümmern konnte. Harry arbeitete offiziell für die Regierung. Ich dachte mehr an den Geheimdienst, und er war zudem ein Mensch, der sich ebenfalls um Fälle kümmerte, die normalerweise in kein Raster hineinpassten. Seine Vorgesetzten ließen Harry Stahl gewähren, und er hatte sie manches Mal eines Besseren belehren können.
Ich wählte die Nummer seines Handys und drückte mir die Daumen, dass er auch erreichbar war.
Er war es. Im Hintergrund hörte ich Geräusche, die für mich nicht zu identifizieren waren. Ich schloss nicht aus, dass ich Harry in irgendeinem Lokal erwischt hatte.
»He, bist du beim Frühschoppen?«
»Fast. Ich frühstücke.«
»Wo denn?«
»In einem Café.«
Ich dachte an mein Frühstück und seufzte. »Ja, ja, so gut möchte ich es auch mal haben. Leider ist die Welt ungerecht. Ich habe heute Morgen nur einen Toast in mich hineingeschoben, und das war wirklich nicht das Optimale.«
»Denk daran, John, dass jeder das bekommt, was er verdient.«
»Genau, und deshalb bekommst du auch etwas von mir.«
»Das hört sich nach Arbeit an.«
»Vielleicht auch nach Ärger, Harry.«
»Lass trotzdem hören.«
Ich berichtete ihm von einer Nacht, die eigentlich ein Fest hatte werden sollen, aber letztendlich mit einem Toten geendet hatte. Ich sprach auch über Einzelheiten mit ihm, und natürlich fiel der Begriff »Blutbrücke«, der ihn
Weitere Kostenlose Bücher