1293 - Halloween-Horror
wie sich andere Menschen gegenseitig verletzten oder töteten.
Das kam auch noch hinzu.
Es war ausgerechnet mein Freund Harry Stahl, der seine Pistole hervorholte und die Mündung auf Heiko Fischer richtete…
***
Andrea Merand wollte sich durch nichts und niemanden zurückhalten lassen, aber sie hatte die Umgebung unterschätzt. Kaum war sie mit einem langen Schritt aus dem Wagen gestiegen, da trat sie in einen flachen Laubhaufen hinein, unter dem es recht glatt war.
Das Bein wurde ihr nach vorn weggerissen. Sie spürte ein hartes Ziehen im rechten Oberschenkel an der Innenseite und stöhnte auf. Sich normal erheben konnte sie nicht mehr, und so musste sie sich auf die Seite drehen, um in die Höhe zu kommen.
Auch das erforderte Kraft, aber zwei Menschen waren plötzlich neben ihr, um ihr zu helfen.
Wild drehte Andrea den Kopf. Erst nach rechts, dann nach links. »Haut ab, verdammt!«, schrie sie Jens und Angela zu. »Ich kann das alleine. Und ich will auch nicht, dass ihr bei mir Kindermädchen spielt.«
Sie kam hoch, weil sie sich nach vorn gewuchtet hatte - aber sie knickte sofort ein, als sie das rechte Bein belastete. Irgendwas musste an der Innenseite des Schenkels gezerrt worden sein.
Hart biss sie die Zähne zusammen. Von ihrem Ziel würde sie sich nicht abhalten lassen.
Sie ging nicht mehr normal, sie humpelte nur noch. Dabei zog sie das rechte Bein nach. Ihre Gedanken drehten sich nicht darum, dass ihr möglicherweise etwas passieren konnte, sie waren einzig und allein damit beschäftigt, den Tod ihres Freundes zu rächen.
Andrea hätte sich nie vorstellen können, einen Menschen so zu hassen wie die Blonde. Aber ihr galt ihr gesamter Hass. Egal, ob diese Person stärker war und ihr auch das Blut aussaugte. Sie wollte in das glatte Gesicht hineinschlagen. Sie wollte die Knochen brechen hören und die Zähne splittern sehen und dann würde sie mit Vergnügen diese verfluchte Person auf dem Gitter einer der alten Zäune pfählen. Wie es sich eben für einen Vampir gehörte.
Da war Sinclair. Er stand sogar allein. Sie sah auch die anderen, die sich jetzt bewegten und plötzlich anschrieen. Sie rochen nach Gewalt, nur machte das Andrea nichts aus. Auch sie ging davon aus, Gewalt einsetzen zu wollen, und was außerhalb ihres Wunsches geschah, das kümmerte sie nicht die Bohne.
»Ich komme!«, keuchte sie. »Ich komme, du verdammte Blutsaugerin…«
***
»Die halten wir nicht«, rief Angela Finkler. In ihrer Stimme war die Verzweiflung zu hören. »Und wenn sie in ihren Tod rennt, das ist ihr wirklich egal.«
Jens Rückert stimmte seiner Kollegin zu. Er hatte vorgehabt, Andrea zu verfolgen, aber wie er sie kannte, hätte sie sich mit Gewalt dagegen gewehrt. Und da machte er nicht mit.
Sie liefen trotzdem nicht zurück zum Wagen, denn die Brücke war wichtiger. Dort spielte die Musik.
Dort stand die Cavallo und genoss ihren Auftritt.
Angela ging nicht mehr weiter. Aus ihrer Kehle drang ein Knurren. »Verflucht noch mal, das ist sie. Und sie sieht aus wie eine Siegerin.«
»Vielleicht ist sie das sogar!«
»Mal den Teufel nicht an die Wand.«
»Ha, schau dir Sinclair an!«
Auf ihn hatte Angela in den letzten Sekunden nicht geachtet. Sie sah, dass Andrea Merand sich auf dem Weg zur blonden Bestie nicht aufhalten ließ. Die Haare in ihrem Nacken wippten, als sie sich wirklich Schritt für Schritt weiterschleppte.
Sinclair tat nichts! Er stand auf dem Fleck. Er hatte seinen Blick nach vorn gerichtet. Den Rücken drehte er der Blutsaugerin zu, die ihn überhaupt nicht mehr zu interessieren schien. Für ihn war wichtig, was sich vor ihm tat und auch die Journalisten erlebten in den folgenden Sekunden mit Entsetzen die Veränderung.
Als wäre Hass in die Menschen hineingeträufelt worden, veränderten sie sich auf schlimme Art und Weise. Plötzlich war der eine des anderen Teufel. Freundschaften gab es nicht mehr. Möglicherweise brachen alte Gefühle auf, und dann fielen sie einfach übereinander her.
»Das ist doch nicht wahr!«, flüsterte Andrea, die den Kopf leicht zur Seite drehte, weil sie sich auf Harry Stahl und Heiko Fischer konzentrieren wollte.
Stahl zog die Pistole. Heiko stand neben dem Mann. Er schaute ihn an. Er grinste dabei widerlich. Mit einer Hand fuhr er in seine Hosentasche. Möglicherweise wollte er dort eine Waffe hervorholen, denn diese Zeit ließ ihm Stahl, der seinen rechten Arm bewusst langsam bewegte.
»Jens, das ist…«
Er wusste Bescheid. Bei ihm dauerte die
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