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1295 - Der neue Sotho

Titel: 1295 - Der neue Sotho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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aufgetaucht und bezeichnete es als seine Aufgabe, den Völkern der Milchstraße die Philosophie des Dritten Weges zu predigen. Da er sie als halsstarrig bezeichnete, konnte man getrost annehmen, daß er mit einer gewissen Unduldsamkeit zu Werk gehen würde. Er besaß die überlegene Technik ESTARTUS. Es gab kaum einen Zweifel daran, daß die gewaltige Flotte, die sich über Boldar versammelt hatte, seine Eskorte bilden würde. Mit anderen Worten: Der Milchstraße näherte sich eine ernst zu nehmende Gefahr.
    Ich fragte mich, was aus Sotho Tal Ker geworden sein mochte. War es nicht ursprünglich seine Aufgabe gewesen, die Völker der Galaxis dem Glauben an den Dritten Weg zuzuführen? War er in Ungnade gefallen? Irgendwo, glaubte ich mich zu erinnern, hatte ich einmal gehört, daß zwei Sothos nicht zur gleichen Zeit existieren könnten. Was wurde aus Tal Ker, wenn Tyg Ian in die Milchstraße einflog?
    Was kümmerte es mich? Wichtig war, daß man daheim von der drohenden Gefahr erfuhr. Daheim, wie merkwürdig das klang! Wenn man mich vor ein paar Jahren danach gefragt hätte, wo ich zu Hause war, hätte ich die Antwort darauf nicht gewußt. Und noch vor relativ kurzer Zeit hätte ich wahrscheinlich gesagt: in Leos Kindergarten.
    Allmählich entwickelte mein Verstand einen Plan. Welch ein Glück, daß er selbst im unterkühlten Zustand noch einigermaßen reibungslos funktionierte. Ich wußte nun, was man mit mir vorhatte. Oder konnte es einen Zweifel daran geben, daß ich in Sotho Tyg Ians Besitz übergehen würde, damit er den Völkern der Milchstraße demonstrieren konnte, welche Macht er selbst über Kosmokratinnen hatte? Ich würde die Reise zur Milchstraße also mitmachen. Ich traute Ko zu, daß sie in der Lage war, höhere Geschwindigkeiten zu erzielen als die Enerpsi-Schiffe des Sothos und seiner Flotte. Wie schnell Virenschiffe sich entlang der Feldlinien des psionischen Netzes bewegten, hing bekanntlich davon ab, wie gut der Mentor bzw. Pilot sich mit der Seele des Schiffes verstand. Ko und ich waren Freunde; anders konnte man es kaum ausdrücken. Wenn Ko begriff, daß der Milchstraße ernsthafte Gefahr drohte, würde sie das Letzte aus sich herausholen, um einen möglichst großen Vorsprung vor den Kriegerschiffen zu erzielen.
    Das hieß soviel wie: Es gab für mich vorläufig keinen Grund zur Eile. Ich konnte bei Sotho Tyg Ians Flotte bleiben und zusätzliche Informationen sammeln. Irgendwann unterwegs würde ich mich aus dem Verband lösen und ihm vorauseilen.
    „Wir legen ab", sagte Ko plötzlich. „Wir verlassen Ijarkors Schiff."
    Das war zu erwarten gewesen. Der neue Sotho würde seine Trophäe in der Nähe haben wollen. Die zwölf Ewigen Krieger blieben in der Mächtigkeitsballung ESTARTU zurück.
    Sotho Tyg Ian unternahm seinen Feldzug zur Befriedung der Milchstraße allein. Welche Belohnung Ijarkor wohl dafür erwirkt haben mochte, daß er mich dem Sotho auslieferte?
    „Irgendwo in der Nähe befindet sich das große Schiff, von dem du vor ein paar Stunden sprachst, nicht wahr?" erkundigte ich mich bei Ko.
    „Das ist richtig. Auf dieses Schiff bewegen wir uns zu. Der Transfer wird auf robotische Weise bewerkstelligt. Ich empfange Signale des Autopiloten an Bord des großen Schiffs.
    Er nennt sich GOMSTAR..."
    GOMSTAR, ein schöner Name, dachte ich. Schillernd und trügerisch wie die Wunder von ESTARTU. Hinter dem schönen Namen verbarg sich eine Bedrohung, die die ganze Milchstraße in den Abgrund reißen mochte.
    Unruhe erfüllte mich. Ich hatte zu lange untätig in meinem Gefriertank gesteckt. Die Ereignisse waren in Bewegung geraten. Nicht mehr lange, und es gab für mich zu tun.
    Wenig war es nicht, was ich mir vorgenommen hatte. Ich wollte die Milchstraße retten.
     
     
    ROI DANTON
     
    „Du bist der, der mir die lebende Leiche der Kosmokratin überlassen hat", donnerte die Stimme des neuen Sothos. „Allein aus diesem Grund erlaube ich dir, deine Bitte vorzutragen. Worum bittest du?"
    „Um nichts, was ich aus eigenem Antrieb begehrte, Mächtiger", antwortete Ijarkor. „Ich habe einen Ruf erhalten, dem ich folgen muß. Ich bedarf angemessener Begleitung."
    Sotho Tyg Ians Gestalt straffte sich. Ich staunte. Als Projektion war der Kerl gut und gern zehn Meter hoch. Rings um uns war der Abzug der Zuschauer so gut wie abgeschlossen.
    Ein Boot nach dem anderen erhob sich mit summenden Feldtriebwerken in die Luft und verschwand im nächtlichen Himmel. Das Tal war wieder so verlassen wie zuvor.

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