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1295 - Der neue Sotho

Titel: 1295 - Der neue Sotho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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beseitigt werden würde, sobald die Natur ihren Fehler erkannte.
    Plötzlich erlosch das Bild. Aus Kos Stimme klang Besorgnis, als sie sagte: „Du bekommst Besuch. Der Sotho ist auf dem Weg hierher."
    Ich erschrak, obwohl ich damit hatte rechnen müssen. Tyg Ian würde sich seine Trophäe betrachten wollen. Ich bereute in diesem Moment, daß ich mich von Veth Leburian in diese Rolle hatte drängen lassen. Welch eine Beute müßte der Sotho in mir sehen! Wie viel Propaganda würde er vor den Völkern der Milchstraße damit machen, daß er, der Krieger der Krieger, eine Kosmokratin als Gefangene mit sich führte.
    Der Anblick des Sothos überraschte mich nicht. Ko hatte ihn mir ausführlich und anhand zahlreicher Hologramme beschrieben. Auf den ersten Blick hätte ich ihn nicht von Stalker unterscheiden können, aber schon nach wenigen Minuten war mir klar, daß zwischen den beiden Wesen ein deutlicher Kontrast existierte. Tyg Ian wirkte entschlossener, kompromißloser. Seine Bewegungen waren kraftvoll, dabei knapp. Ausdruckslos, fast maskenhaft war sein Gesicht. Von dem zeitweise übertriebenen Mienenspiel, mit dem Stalker jede seiner Gefühlsregungen zum Ausdruck brachte, war hier nichts zu sehen.
    Der Animateur saß ihm auf der Schulter. Kralsh hieß er, hatte ich von Ko erfahren. Wie sein Herr von Stalker, so unterschied er sich von Skorsh. Er bewegte sich nur selten, und mit seiner Gesprächigkeit war es nicht weit her. Er musterte den Gefriertank aus gelben Augen, die tief in den dreieckigen Höhlen saßen. Sein Blick gefiel mir nicht. Er schaute mich an, als hätte er eine Portion Proviant vor sich und ginge in Gedanken die verschiedenen Möglichkeiten der Zubereitung durch.
    „Du wirst mir wertvolle Dienste leisten, Kosmokratin", sagte der Sotho, nachdem er einmal um den Tank herumgegangen war und mich von allen Seiten betrachtet hatte.
    „Aber in gefrorenem Zustand kann ich dich nicht brauchen. Du wirst meine Dienerin sein.
    Ich will dafür sorgen, daß du deinen Dienst willig verrichtest."
    Er machte sich an den Kontrollen des Tanks zu schaffen. Die Technik war ihm fremd.
    Sie stammte aus dem Repertoire des Virenschiffs. Aber er fand sich mühelos zurecht. Ich spürte, wie die Temperatur der kryogenen Flüssigkeit zu steigen begann. Gas entwich zischend aus zahlreichen Ventilen. Die Taubheit, die mich während des Aufenthalts in der Kälte lahmte, begann zu weichen. Der Tankverschluß öffnete sich selbsttätig. Flüssigkeit wurde abgepumpt. Die Zirkulation, durch den raschen Abtauprozeß abrupt beschleunigt, trieb mir das Blut wie Ströme glutflüssigen Metalls durch die Adern. Ich verhielt mich ruhig, bis der Schmerz abgeklungen war. Dann stieg ich aus dem Tank.
    Der Sotho überragte mich um Haupteslänge. Dabei bin ich nicht eben zierlich gebaut.
    Meine einsfünfundsiebzig Körperlänge kamen mir manchmal ein bißchen viel vor. Ich sah zu ihm auf. In den Minuten des Abtauens hatte ich mir eine Taktik zurechtgelegt. Ich mußte meiner Rolle treu bleiben. Ich hatte die Kosmokratin zu sein, als die Veth Leburian mich ausgegeben hatte. Ich war ein Wesen, das hoch über allen anderen stand. Was Tyg Ian zu mir gesagt hatte, mußte für mich absolut lächerlich klingen.
    „Du redest Unsinn", sagte ich. „Ich diene nicht. Du lebst, weil du mich interessierst. Ich will zusehen, wie einer, dem der eigene Ruhm zu Kopf gestiegen ist, noch bevor er etwas Ruhmvolles getan hat, es anstellt, sich eine ganze Galaxis zu unterwerfen. Hüte dich davor, langweilig zu werden. Für Geschöpfe wie dich bringe ich nur wenig Mitgefühl auf."
    Während ich zu ihm sprach, synthetisierte ich ein Gefühl, wie ein Mensch es empfinden mag, der sich überlegt, ob er einen Käfer zertreten oder nur einfach zur Seite schnicken soll. Die entstehende Emotion strahlte ich ab. Dabei beobachtete ich den Sotho scharf.
    Ich sah, wie er unsicher wurde. Er war empathisch verwundbar. Das gab mir eine Waffe, die ich zu nutzen gedachte.
    Nachhaltig war der Eindruck allerdings nicht, den ich erzeugte. Das war auch nicht meine Absicht gewesen. Ich wollte ihn nicht im ersten Augenblick schon verprellen. Die Waffe war am wirksamsten, wenn er von ihrer Existenz nichts wußte.
    „Du beeindruckst mich nicht", stieß er hervor. „Ein Kosmokrat verliert seine Macht, wenn er die Grenze entlang der Materiequellen passiert und im Standarduniversum körperliche Gestalt annimmt."
    „Einen Teil seiner Macht", verbesserte ich.
    „Hättest du dich wehrlos in

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