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1295 - Der neue Sotho

Titel: 1295 - Der neue Sotho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gedacht hatte, als eine wahrhaftige Erleuchtung. Ich hätte schon früher so denken sollen, ging es mir durch den Sinn.
    Nun aber bleiben diese drei, sagte eine körperlose Stimme mitten in meinem Gehirn: Gehorsam, Ehre und Kampf...
    Ich schrie auf. Ich wußte plötzlich, was mit mir geschah. Ich wollte aufspringen, aber der Körper gehorchte meinem Willen nicht mehr. Ich hatte die Gefahr zu spät erkannt. Ich horte das leise Zischen des Luftstroms, der aus dem Klimaschacht kam. Ich wußte plötzlich, was der seltsame Geruch bedeutete, den ich zuvor wahrgenommen hatte.
    Mein Bewußtsein wurde vergewaltigt! Gedanken wurden mir eingegeben, die ich aus eigenem Antrieb niemals gedacht hatte. Ich konnte mich nicht wehren. Das heimtückische Gas lähmte meine Nerven und Muskeln. Fast empfand ich Erleichterung, als sich die Ohnmacht über mich senkte.
     
    *
     
    Wahrscheinlich war es der Umstand, daß ich im letzten Augenblick die Zusammenhänge noch erkannt hatte, der mich rettete. Ich kam zu mir und wußte ein paar Sekunden lang nicht, was geschehen war. Ein Wust von Gedanken und Empfindungen tobte in meinem Gehirn. Ich war zornig. Mir war nach Streit, nach Kämpfen zumute. Aber mit wem hätte ich streiten, gegen wen hatte ich kämpfen sollen?
    Ich glitt von der Liege, und dabei kehrten die ersten Bruchstücke der Erinnerung zurück.
    Hatte ich nicht dasselbe nicht vor kurzer Zeit schon einmal versucht? War es mir nicht mißlungen, weil ich keinen Muskel mehr hatte bewegen können? Ich blickte in die Höhe und sah die Öffnung des Klimaschachts. Dort rührte sich jetzt nichts mehr. Das Zischen war verstummt, und als ich mich umwandte, sah ich, daß auch die Liege verschwunden war. Der Projektor in der Ecke hatte aufgehört zu summen.
    Mit einemmal wußte ich alles wieder. Sotho Tyg Ian hatte mich hierher gelockt. Ich war mit Kodexgas behandelt worden. Dieser Raum, würfelförmig, mit fünf Metern Kantenlänge, mußte das berüchtigte Dashid sein - die Kammer, in der die Krieger, die Upanishad-Lehrer und die fortgeschrittenen Schüler des Kriegerkults den Atem ESTARTUS tranken. So nannten sie es, wenn sie sich den Verstand mit Kodexmolekülen vergifteten.
    Auf dem Weg zur Tür blieb ich stehen und horchte in mich hinein. Ich sah aus wie eine Terranerin. Aber mein Körperbau und vor allen Dingen die metabolischen Aktivitäten meines Körpers waren anders als bei Erdenmenschen. Ich spürte, wie mir das Gift im Verstand wühlte. Aber vorerst wenigstens konnte ich noch einigermaßen geradeaus denken. Ich wußte, daß ich Hilfe brauchte. Ko würde mir helfen können. Ich mußte mein Schiff erreichen, bevor das Kodexgas meinen freien Willen vollends ausschaltete.
    Die Tür öffnete sich bereitwillig. Ich rannte hinaus, meiner Schritte nicht mehr ganz sicher. Sotho Tyg Ian war nirgendwo zu sehen. Er war seiner Sache sicher. Er wußte, daß auch eine Kosmokratin, sobald sie einmal körperliche Gestalt angenommen hatte, dem Kodexgift nicht widerstehen konnte. Ich fand den Transmitter, durch den ich gekommen war, und ließ mich von ihm in die Hangarhalle zurückbefördern. Es wurde mir leichter ums Herz, als ich den charakteristischen Umriß der KOKON vor mir sah. Es war mir gleichgültig, ob Tyg Ian mich über verborgene Sichtgeräte beobachtete oder mir durch akustische Spione zuhörte. Ich schrie, so laut ich konnte: „Ko, du mußt mir helfen!"
    Allerdings schrie ich es auf terranisch. So klar war mein Verstand noch. Selbst dem Krieger aller Krieger würde es schwer fallen, aus fünf Worten eine Sprache zu rekonstruieren und den Sinngehalt meines Hilferufs zu entschlüsseln. Ko antwortete mir nicht auf hörbare Weise. In der Wandung des Virenschiffs entstand eine Öffnung. Ich schwang mich hindurch. Ein matt erleuchteter Gang nahm mich auf. Mein Verstand verwirrte sich. Das Bewußtsein kämpfte mit letzter Kraft gegen die Wirkung des Kodexgases. Ich taumelte den Korridor entlang. Ko sprach mit sanfter Stimme auf mich ein.
    „Komm näher", sagte sie zu mir. „Du weißt, daß ich dir helfen kann. Wir haben das Antiserum."
    Das Antiserum! Es fuhr mir wie ein Stich durch den Schädel. Das Wundermittel, das von Irmina Kotschistowa entwickelt worden war und die Wirkung des Kodexgases neutralisierte. Roi Danton und Ronald Tekener führten es mit sich. Ich hatte auf Umwegen eine kleine Menge des kostbaren Stoffes erhalten. Ko bewahrte das Serum für mich auf.
    Niemand hatte sich vorstellen können, daß ausgerechnet ich jemals in die

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