1295 - Der neue Sotho
Mehr bekomme ich nicht..."
„Die Schiffe!" Ich konnte meine Ungeduld kaum mehr zügeln. Eine ungute Ahnung bildete sich im Hintergrund meines Bewußtseins. „Woher kommen sie? Gibt es eine Beschreibung? Sprich doch!"
„Du bekommst die Informationen nicht schneller, als ich sie einsammeln kann", wies Ko mich zurecht, „und wenn du dich noch so sehr aufregst. Beschreibung? Damit hat sich der Sender nicht aufgehalten. Er liefert Bilddaten. Ich zeige sie dir."
Eine holographische Darstellung entstand in der Mitte des Raumes. Das Bild war zunächst unvollständig, rudimentär. Ko fügte zusätzliche Bildelemente ein, wie sie sie dem Kommunikationsnetz der GOMSTAR entnahm. Der graue Hintergrund wurde schwarz. Fremde Sternkonstellationen wurden sichtbar. Ein milchiges Band materialisierte - die Sternballungen in der Hauptebene der Galaxis Vilamesch ohne Zweifel - und zog sich quer durch den Projektionskubus. Neue Einzelheiten kamen hinzu. Ein Raumschiff entstand aus winzigen Bruchstücken, als würde es vor meinen Augen von Unsichtbaren zusammengesetzt. Die Perspektive war so, als sei das Schiff aus wenigen Kilometern Entfernung aufgenommen worden. Weiter im Hintergrund waren noch mehr Fahrzeuge desselben Typs im Entstehen.
Ich hielt unwillkürlich den Atem an. Zu vertraut war mir die charakteristische Keilform der Raumschiffe, die die Terraner vor Jahrhunderten von den Orbitern der ehemaligen Ritter der Tiefe erbeutet hatten. Das Schiff, das ich vor mir sah, war unzweifelhaft eine Karacke, der größte Fahrzeugtyp im Arsenal der Kosmischen Hanse. Das Bild war so ausgezeichnet, daß ich um ein Haar den Namen des Schiffes hätte lesen können, der in goldenen, lumineszenten Lettern auf die Bugpartie gemalt war.
„Terraner", staunte ich fassungslos. „Was haben sie in Vilamesch verloren?"
„Ich nehme an, daß es sich um eine Handelskarawane der Kosmischen Hanse handelt", sagte Ko. „Sie ist auf dem Weg zum Virgo-Haufen, in die Mächtigkeitsballung ESTARTU.
Vilamesch liegt annähernd auf dem Weg und bietet sich als Zwischenstation an."
Das Bild erlosch. Meine Gedanken tanzten wirr durcheinander, und der halbgelähmte Verstand hatte Mühe, sie zu verarbeiten. Wenn Tyg Ian in der Tat recht hatte und die Nachricht, die ihm zugespielt worden war, stammte von Stalker: Warum hatte Stalker einen solchen Spruch abgestrahlt? Sah er in Sotho Tyg Ian nicht seinen Gegner? Oder war die Nachricht ursprünglich für einen ganz anderen Empfänger gedacht? Wenig wahrscheinlich; denn wer sonst befand sich um diese Zeit auf dem Weg von ESTARTU zur Milchstraße? Wem sonst könnte man nahe legen, am Südrand von Vilamesch nach einem Verband von 70 terranischen Handelsschiffen zu suchen? Was hatten die Karracken geladen? Welche Ladung konnte den Machthabern im Bereich der Zwölf Galaxien so gefährlich sein, daß sie sie unterwegs abfangen mußten? Und wenn die Fracht wirklich so bedrohlich war, warum hatte Sotho Tal Ker den Abflug der Karawane nicht am Ursprungsort unterbunden? Fragen über Fragen. Ein Gedanke schob sich schließlich in den Vordergrund. Siebzig terranische Großraumschiffe befanden sich in Gefahr. Mehr als einhunderttausend Menschen waren bedroht. Ich hatte keinen Grund anzunehmen, daß Sotho Tyg Ian glimpflich mit ihnen verfahren würde. Wenn sie gefährliche Fracht mit sich führten, würde er sie angreifen. Die Überlegenheit war auf seiner Seite, nicht nur die zahlenmäßige, sondern auch die technische.
Ich mußte helfen. Mein eigenes Problem hatte im Augenblick in den Hintergrund zu treten. Die Hanse-Karawane mußte gewarnt werden.
„Damit ist die Frage beantwortet, wie ich Tyg Ian am besten aus dem Weg gehe", sagte ich.
„Ich dachte mir, daß du so empfinden würdest", antwortete Ko.
„Wie schwierig ist es, aus diesem Hangar zu entkommen?" wollte ich wissen.
„Problemlos. Tyg Ian rechnet nicht damit, daß du dich selbständig machen möchtest.
Wir werden nur oberflächlich bewacht. Der Schleusenmechanismus ist nicht übermäßig kompliziert. Ich kenne das Schaltschema. Wenn du willst, können wir in ein paar Minuten aufbrechen."
„Das will ich", antwortete ich, ohne zu zögern. Aber dann fiel mir noch etwas ein. „Ob wir helfen können oder nicht, Ko", sagte ich, „hängt davon ab, wie schnell wir sind. Wir müssen mit gehörigem Vorsprung vor Sotho Tyg Ian im Südsektor von Vilamesch eintreffen. Willst du dich darum bemühen?"
Ihre Stimme klang feierlich, als sie erklärte: „Was in meiner
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