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1295 - Der neue Sotho

Titel: 1295 - Der neue Sotho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Lage kommen würde, das Gegenmittel zu brauchen.
    Ich stolperte in den Kontrollraum.
    „So ist es gut", sagte Ko. „Fall hin, wo du willst. Ich werde dich behandeln."
    Ich verstand kaum, was sie sagte, aber ich akzeptierte ihren Rat. Ich fiel der Länge nach hin. Es blieb mir keine Wahl. Die Beine trugen nicht mehr. Aus Augen, die kaum mehr etwas sahen, nahm ich drei kleine, eiförmige Sonden wahr. Woher sie kamen, wußte ich nicht. Ko verfügte über eine Restmenge aus freier Virensubstanz, aus der sie machen konnte, was sie wollte. Die winzigen, silbrig schimmernden Gebilde glitten auf mich zu und kreisten über meinem Schädel. Ich sah einen glitzernden Regen, aus Tausenden von mikroskopischen Tröpfchen bestehend, auf mich herabstäuben. Ich atmete tief; denn ich wußte, daß die Tröpfchen das einzige Mittel enthielten, mit dem der Verstand eines intelligenten Wesens gegen die giftige Wirkung des Kodexgases ankämpfen konnte.
    Die Wirkung war anders, als ich sie mir vorgestellt hatte. Es wurde mir übel. Ich hatte ein Würgen im Hals, und ein widerlicher Geschmack drängte sich mir in den Rachen. Ich drehte mich zur Seite, aber Ko sagte: „Gib dir Mühe, dich zu entspannen. Am besten wäre es, wenn du einschliefst."
    Ich gehorchte ihr auch diesmal. Es fiel mir nicht schwer. Die Lider schlossen sich wie von selbst. Ich dachte an Leo und seinen Kindergarten, und ein Gefühl tiefen Friedens zog in meine Seele ein. Die Übelkeit wich. Ich schlief wirklich ein, aber mein letzter Gedanke war, ob jemand in meiner Lage nicht Nützlicheres zu tun hätte als zu schlafen.
     
    *
     
    Das zweite Erwachen war noch schlimmer als das erste. Mir fehlte die Orientierung. Ich wußte nicht, wo ich war. Ich brauchte fast eine Minute, um den Kontrollraum meines eigenen Schiffes wiederzuerkennen. Ich lag auf dem Boden, und als ich mich aufzurichten versuchte, tanzte mir die Welt vor den Augen. Mit Mühe und erst nach mehreren Anläufen gelang es mir, auf die Beine zu kommen.
    Mit der Erinnerung an die jüngst vergangenen Ereignisse hatte ich ansonsten keine Schwierigkeiten. Sotho Tyg Ian hatte mich in das Dashid gelockt. Ich hätte es erkennen und rechtzeitig gewarnt sein müssen, wenn ich daran gedacht hätte, was mir von Veth Leburian, aber auch von Roi Danton und Ronald Tekener über die Gebräuche der Krieger und ihrer Anhänger gesagt worden war. Ich hatte von der Gefährlichkeit des Kodexgases gewußt und auch davon, daß es an Bord eines jeden größeren Raumschiffs ein Dashid gab, einen Raum also, in dem die, die aufgrund ihres Ranges oder aus irgendeinem anderen Grund für würdig befunden wurden, den Atem ESTARTUS tranken. Ich war jedoch so damit beschäftigt gewesen, meine Rolle als Kosmokratin möglichst perfekt zu spielen, daß ich die Warnungen der Freunde vergessen hatte. Ich war also von Tyg Ian unter Kodexgas gesetzt worden. Ich hatte das Bewußtsein verloren und war, als ich wieder zu mir kam, wenigstens so schlau gewesen, Ko um Hilfe zu bitten. Ko hatte mir eine kräftige Dosis des Antiserums verabreicht. Mir war übel geworden, aber bevor die Übelkeit zur Wirkung kommen konnte, war ich eingeschlafen.
    Die Erinnerung, sage ich, war intakt. Aber es fiel mir entsetzlich schwer, all diese Gedanken zu denken, die Bilder der jüngst vergangenen Ereignisse in mir wachzurufen.
    Es war, als sei mein Gehirn mit einer viskosen Flüssigkeit gefüllt, durch die sich die Signale der Denktätigkeit nur mit Schwierigkeit und äußerst träge bewegten. Etwas war schiefgegangen. Was es war, wußte ich nicht. Vielleicht konnte Ko mir helfen.
    „Ich bin meiner Sache nicht sicher", antwortete sie auf meine Frage. „Dein Körper reagiert auf das Antiserum anders als der eines Terraners."
    Das war die Erklärung. Mit halbtaubem Verstand begriff ich sie. Ich war keine Terranerin. Ich sah wie eine aus, aber der Körper, den ich mit mir herumtrug, war ein fremdes Produkt. Kein Terraner hätte den Aufenthalt im Kryogen-Tank überlebt. Mir hatte er nichts ausgemacht. Aber die Vorteile, die ich auf der einen Seite hatte, machte ich durch Nachteile auf der anderen wieder wett. Terraner hatten, wenn sie durch Antiserum von der Wirkung des Kodexgases befreit wurden, vorübergehend unter Entzugserscheinungen zu leiden. Ansonsten vertrugen sie das Gegenmittel ohne nachteilige Effekte. Mir dagegen verwirrte das Serum den Verstand. Mit Entsetzen dachte ich an die Möglichkeit, daß Sotho Tyg Ian mich ein zweitesmal ins Dashid schleppen könne.

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