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1295 - Feuerfluch

1295 - Feuerfluch

Titel: 1295 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Treppe genauer anzuschauen.
    So alte Treppen können es in sich haben. Manchmal war der Stein brüchig geworden. Oft erlebte man auch viele feuchte Stellen, auf denen sich Pflanzenreste niedergelassen hatten, aber diese Treppe gehörte zu den positiven Überraschungen. Jede Stufe war breit genug. Es gab auch keine Bruchstellen zu sehen.
    Eines störte uns allerdings. Das Ende der Treppe war nicht zu sehen. Das hatte seinen Grund, denn sie schlug einen Bogen nach links und verschwand dann. Von dieser Stelle aus würden wir auch das Ende sehen können, und darauf war ich, der vorging, gespannt.
    Suko blieb zwei Stufen hinter mir.
    Kein Geräusch war zu hören. Kein Fauchen des Feuers, wie man es eigentlich hätte erwarten können.
    Dort unten brannte etwas und blieb auch in seiner Helligkeit gleich.
    Da ich Suko hinter meinem Rücken wusste, drehte ich mich auch nicht um. Das übernahm er. Von ihm hörte ich keine Warnung und war froh, wenig später dort anhalten zu können, wo die Treppe nach links führte.
    Noch eine Stufe ging ich weiter, dann hatte ich freie Sicht - und riss erstaunt die Augen auf.
    »Was hast du?«, raunte Suko.
    »Sieh selbst.«
    Etwas versetzt blieb er neben mir stehen und war ebenfalls überrascht. Wir hatten damit gerechnet, eine normale Feuerstelle zu sehen, aber das war sie nicht, denn die Flammen schlugen aus einem offenen und sehr breiten Sarg hervor, der hier den Ersatz für einen Kamin übernommen hatte.
    »Ein brennender Sarg, John. Sag mir, was du denkst.«
    »Nichts.«
    »Aber was brennt darin?«
    »Keine Ahnung. Warte noch eine halbe Minute, dann wissen wir Bescheid.«
    »Und wo stecken unsere beiden Freunde?«
    »Ich wünschte mir, dass sie der Inhalt des Sarges sind.«
    Darüber konnte Suko nicht mal lachen.
    Keine Wärme, keine Hitze, kein Rauch. Erst jetzt, als ich näher an den Brandherd herangekommen war, dachte ich darüber nach. Es war mir zuvor nicht aufgefallen, doch jetzt bekam ich den letzten Beweis, dass dieses Feuer keinen normalen Ursprung hatte.
    Uns störte nichts und niemand. Wir erreichten tatsächlich unangefochten das Ende der Treppe. Die drei Dorfbewohner hatten wir hier in dieser unterirdischen Welt nicht zu Gesicht bekommen.
    Die Flammen züngelten aus dem offenen Sarg in die Höhe. Sie brannten ruhig, bewegten sich aber trotzdem zu seiner Seite hin, sodass sie mir schräg vorkamen. Grell in der Mitte, rötlich an den Seiten.
    Sie blendeten so stark, dass ein Hineinschauen in den Sarg für uns unmöglich war.
    Und doch sagte mir mein Gefühl, dass wir uns nicht allein hier unten aufhielten.
    Ich ging, Suko blieb an der Treppe zurück. Er bildete so etwas wie eine Rückendeckung. Der Platz vor der Treppe war nicht eben der beste gewesen, um sich umzuschauen. Im anderen Winkel zum Feuer schaffte ich das besser. So fiel mein Blick über den Sarg und die Flammen hinweg.
    Und da sah ich sie!
    Es traf mich wie ein Schock, obwohl überhaupt nichts passierte, denn ich wurde auch nicht angegriffen. Aber die beiden Gestalten waren keine Einbildung. Sie hielten sich zwischen Sarg und Wand auf und schienen auf uns gewartet zu haben.
    Einer von ihnen kniete. Sein langes Haar fiel zu beiden Seiten des Kopfes bis über die Ohren hinweg.
    Er trug ein Hemd, eine Weste und eine Hose. Das Gesicht zeigte keine Bewegung. Was da zuckte, war der Feuerschein, ein Spiel aus Licht und Schatten, das über die gesamte Gestalt hinweghuschte.
    Es gab noch eine zweite Gestalt. Sie stand. Er trug so etwas wie eine Kutte. Er war der Mönch und derjenige, der hier wohl das Sagen hatte. Seine Hände verschwanden in den Ärmeln. Auch sein Haar wuchs lang zu beiden Seiten des starren Gesichts herab, aber diese Haare hatte er zu Locken gedreht. In seine Armbeuge hatte er einen Holzstab geklemmt, der diagonal zu seinem Körper über die rechte Schulter hinwegragte.
    Menschen?
    Ich wusste es nicht. Sie sahen aus wie Puppen. Aber auch das wollte ich nicht akzeptieren. Mein Blick erfasste die starren Augen, in denen das Feuerlicht tanzte und ihnen so etwas wie Leben gab.
    Der Mönch und sein Adept!
    Die alten Geschichten hatten sich nicht geirrt. Es hatte sie damals gegeben, es gab sie heute noch.
    Keiner von uns wusste genau, was sie am »Leben« erhalten hatte. Ich ging davon aus, dass es das Feuer gewesen war, das andere Menschen so grausam zerstörte.
    Der Adept blieb neben seinem Meister stehen. Er war kleiner als dieser und reichte ihm nur bis zur Schulter. Auch er schaute mich an, ohne dass

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