1295 - Feuerfluch
wäre sie soeben aus dem Ofen gekommen.
Gefahr!
Ich dachte an nichts anderes, und jetzt war es mir auch egal, ob ich den Mann tötete oder nicht. Er würde Suko verbrennen, denn er krallte sich an ihm fest, während er auf ihm lag. Die Glutfinger hatten bereits Sukos Kehle erreicht. Ich rechnete damit, dass mein Freund jeden Augenblick in Flammen aufging und war so schnell, dass ich das Gefühl hatte, über den Boden zu fliegen.
Mit dem Kreuz! Und genau das drückte ich dem glühenden Mann gegen den Rücken und wuchtete ihn zugleich durch einen heftigen Stoß von Suko weg, sodass er zur Seite flog und sich mit seinem Glutkörper überrollte.
Der schnelle Blick zu Suko. Er brannte nicht!
Aber mein Kreuz hatte bei dem Angreifer Wirkung gezeigt. Der Mann war nicht mehr in der Lage, sich zu erheben. Die mörderische Kraft in seinem Körper wandte sich jetzt gegen ihn. Der verdammte Feuerfluch traf ihn voll.
Es war wie bei Proctor. Die kleinen Flammen schossen aus den Öffnungen hervor, und diesmal breiteten sie sich in Windeseile aus. Ich konnte gar nicht so schnell schauen wie dies geschah, und es war mir auch nicht möglich, den Mann zu retten.
Das war kein normales Feuer, das ich mit einem Schwall Wasser hätte löschen können.
Es war eine schreckliche Szene, die ich erlebte. Ein Körper brannte. Aber das Feuer huschte nicht von außen her über ihn weg. Die kleinen Flammen erschienen nur für einen winzigen Moment, dann tauchten sie wieder ab und waren im Innern des Mannes verschwunden. Dort fraßen sie alles. Dort glühten sie ihn aus, und ich sah, wie seine Augen verschwanden und regelrecht wegschmolzen, sodass letztendlich die leeren Höhlen zurückblieben.
Auch die Haut erlebte eine Veränderung. Wie bei den anderen Verbrannten platzte sie jedoch nicht auf und zerschmolz auch nicht. Sie wurde einfach dünner, zudem straffer und nahm die Farbe von heller Asche an. Noch glühte der Körper von innen nach, aber auch das wurde schwächer, und schließlich war der rote Schein ganz verschwunden.
Ich beugte mich über die Gestalt, die vor kurzem noch ein Mensch gewesen war. Jetzt lag eine Hülle vor mir. Als ich sie anfasste, merkte ich die Hitze an meinen Fingerkuppen und zog die Hand wieder sehr schnell zurück.
Keiner von uns hatte es gewollt. Nicht noch weitere Opfer. Aber es war nicht anders zu handeln gewesen. Ein oder zwei Sekunden länger, und Suko wäre womöglich verbrannt.
Mein Hass auf die Verantwortlichen wuchs, denn nicht ich, sondern sie trugen die Schuld an diesem Tod. Es wurde Zeit, dass wir sie stellten.
Ich drehte mich um. Suko lag nicht mehr auf dem Rücken. Er hatte sich hingesetzt und schüttelte den Kopf. Als er mich auf sich zukommen sah, sagte er krächzend: »Frag mich jetzt nur nicht, wie es mir geht.«
»Das hatte ich auch nicht vor.«
»Mir ist so verdammt heiß.«
»Brauchst du Wasser zur Abkühlung?«
»Nein, aber ich weiß jetzt, mit wem ich es zu tun habe, und danach werde ich mich richten.« Er streckte mir den Arm entgegen. »Komm, hilf einem alten Mann mal auf die Beine.«
»Bravo. Du hast dich endlich richtig eingeschätzt.«
»Ja, das sagt man immer, wenn es besonders knapp war.« Er blieb stehen und rieb seinen Hals. »Ich hatte wirklich das Gefühl, in einem Ofen zu stecken.« Er schüttelte sich. »So wie ich muss sich ein Grillhähnchen fühlen, wenn es im Ofen steckt.«
»Dann weißt du ja, was du in der nächsten Zeit nicht essen wirst.«
Er winkte ab, knetete seinen Hals und betastete auch andere Körperstellen. Erst dann bewegte er sich auf den Toten zu, um ihn sich anzusehen.
»Verdammt, er ist nur noch eine Hülle. Und was ist sonst noch darin?«
»Nichts mehr, Suko. Das verdammte Feuer frisst einfach alles. Und das ist das Schlimme. Es lässt sich nicht löschen. Zumindest nicht auf normale Art und Weise. Magie gegen Magie…«
»Und der Mensch bleibt auf der Strecke.«
Ich hob nur die Schultern.
Suko war noch nicht fertig. »Das hier war erst einer von ihnen. Es gibt noch drei andere und…« Es kam selten vor, dass Suko fluchte, das tat er jetzt, als er sah, dass die Straße leer war. »Scheiße, John, sie sind weg!«
»Und? Was sagt dir das?«
»Dass wir allein zur Ruine müssen.«
»Ja.«
»Überzeugend klang das nicht.«
Ich zog den Mund schief. »Ich bin auch nicht überzeugt, das sage ich dir ehrlich. Keiner von uns weiß, ob sie in der Ruine warten oder sich auf den Weg gemacht haben. Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Männer
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