1296 - Intrigen zwischen den Sternen
sie haben bewiesen, daß sie es nicht sind", fuhr Tifflor fort.
„Wir werden eine Mannschaft zusammenstellen", griff die Frau wieder das Wort auf, „die zur ESTARTU wechselt und dort die Gemüter zur Vernunft bringt und dann die wichtigsten Kommandoposten besetzt. Wir werden alles veranlassen."
„Ihr seid die wahren Getreuen des einzigen wirklichen Sothos!" jubelte Stalker. „Mit euch an meiner Seite werden wir den Weg des Erfolgs fortsetzen, und ESTARTU wird dies zu schätzen wissen."
„So soll es geschehen", bekräftigte Julian Tifflor.
Ein Signalton erklang, und der Hauptbildschirm leuchtete auf.
Cheson Rimank meldete sich aus der Funkzentrale: „Die ESTARTU hat uns mitgeteilt, daß sie dem falschen Sotho einen baldigen Untergang wünscht. Sie beschleunigt in Richtung NGC 5024."
Stalker starrte stumm auf den Bildschirm, wo seine ESTARTU binnen weniger Sekunden verschwand.
„Wir können sie abfangen", bot Tifflor an.
„Laßt sie ziehen." Der Sotho blieb kühl. „Sie ist für unsere Pläne wertlos geworden. Sie wird untergehen. Etwas anderes ist viel wichtiger geworden."
Stalker schritt auf die beiden zu und nahm von ihnen je eine Hand in die seinen. Seine hohlen Augen funkelten.
„Schwört mir Treue bis in den Tod!"
„Wir schwören dir Treue bis in den Tod", antworteten Julian Tifflor und Nia Selegris aus einem Mund. „Und dieser Schwur gilt für alle Shada und Gefolgsleute an Bord der RIBALD CORELLO und aller anderen Schiffe."
„Wir bleiben in der Nähe der Magellanschen Wolken", wechselte der Sotho übergangslos das Thema. „Eure Aufgabe beginnt jetzt. Ihr müßt das nachholen, was mir durch den Verrat meines Animateurs mißlingen mußte. Ihr müßt das Galaktikum und insbesondere Gershwin umstimmen und in unserem Sinn beeinflussen."
Julian Tifflor und Nia Selegris nickten entschlossen.
Reimo Cunis hatte diese Szene aus dem Kommandostand seiner Beiboot-Korvette, die er gerade auf den Namen ANTIPODE umgetauft hatte, genau verfolgt.
„Treue bis in den Tod", murmelte er ironisch. „Für euch mag das gelten. Aber nicht für mich!"
*
Episode Gerard Hoegener: Es bedeutete mir wenig, meine alte Heimatstadt RUHR wiederzusehen. Die Zeit drängte, denn van Fleet würde nicht ewig warten. Meine Ankunft hatte ich vor dem Transmittersprung angekündigt.
Gerard Hoegener kehrte heim! Und er brachte frohe Botschaften!
Das stadtinterne Netz beförderte mich schnell vom Transmitterbahnhof WITTEN zum Stadtteil ESSEN, wo ich vor Jahren meine Ausbildung in Hyperbiologie an der Universität TERRA-19-VILLA-HUEGEL erhalten hatte. Ich hatte dort bleibende Erinnerungen hinterlassen. Mein Bild als Jahrgangsbester hing sicher noch heute im Forum.
Ich hatte ihnen eine halbe Stunde Zeit gelassen, um mir einen würdigen Empfang zu bereiten. Spalier und ein roter Teppich. Oder etwas Ähnliches. Es gab dort einfallsreiche Leute. Das Audimax würde bis auf den letzten Platz besetzt sein. Selbst in den Gängen würden sie stehen.
Logisch, daß die TERRAVISION meine Ansprache zumindest aufzeichnen würde.
Vielleicht öffneten sie sogar den Sonderkanal 128 und sorgten für eine Direktübertragung.
Der Stadtteil BOCHUM jagte draußen vorbei. Flüchtig erinnerte ich mich daran, daß hier einmal meine Eltern...
Ich beendete den Gedanken nicht, denn er war unwichtig.
Als ich die Stadtfähre verließ, wunderte ich mich, daß das Professorenteam noch nicht da war. Hatte ich ihnen zu wenig Zeit gelassen? Nein! Sie warteten alle an dem traditionsbeladenen Universitätsgebäude unten am Rhein. Anders konnte es gar nicht sein.
Ich sprang auf das Laufband, das mich in einer Minute zum Vorplatz der Universität brachte. Ein Roboter fegte hier die Laubblätter zusammen. Sonst war niemand zu sehen.
Kein roter Teppich. Kein Spalier.
Ganz schön raffiniert! Ich lächelte. Natürlich wollte jeder einen guten Platz im Audimax ergattern.
Ich überquerte den Platz und trat in das Gebäude. Zwei junge Mädchen blickten kurz aus ihrer Unterhaltung auf und widmeten sich dann wieder den Aufzeichnungen, die sie in den Händen hielten.
Banausen! dachte ich.
Eine Flügeltür zum Audimax stand für mich offen. Ich straffte meine Körperhaltung und trat ein.
Gähnende Leere.
Der alte Hausmeister trat zwischen den letzten Stuhlreihen hervor. Wir hatten ihn damals Hanselmann genannt. Er hielt ein Staubtuch in der Hand und schüttelte dies dicht vor meinem Gesicht aus. Ich mußte husten.
„Was soll das?" schnaubte ich
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