1296 - Wenn der Albtraum kommt
erledigen, was erledigt werden musste. Die Fahndung rief ich an, die Kollegen von der Mordkommission und alarmierte auch ein Spezialkommando, das noch in dieser Nacht eintreffen sollte, um das Haus und die Umgebung zu durchsuchen. Es war möglich, dass wir auf manch böse Überraschung stießen.
Zum Schluss tätigte ich noch einen Anruf. Ich informierte meinen Freund und Kollegen Suko, der mir versprach, so schnell wie möglich bei mir zu sein.
Dann ging ich wieder zurück ins Wohnzimmer. Corinna Scott hatte ihren Sitzplatz gewechselt. Sie saß jetzt auf der Couch. Sie weinte auch nicht mehr, ihre Züge waren verschmiert. Die dunkle Farbe der Augenbrauen hatte sich mit der Schminke vermischt, sodass ihr Gesicht etwas Clownhaftes bekommen hatte. Den Whisky trank sie direkt aus der Flasche, die sie jetzt von ihrem Mund nahm, als ich den Raum betrat.
»Ha, ich musste es einfach tun.«
»Ist schon okay.«
»Wollen Sie auch…«
»Nein, nein, lassen Sie mal.«
Sie stellte die Flasche zurück auf den Tisch und hatte Glück, dass sie nicht umkippte. »Ich will Sie mal was fragen, Mr. Sinclair«, sagte sie mit leiser Stimme.
»Bitte.«
»Was hätte Theo eigentlich mit mir gemacht, wenn Sie nicht gekommen wären?«
»Das weiß ich nicht«, erwiderte ich ebenso leise und war froh, dass sie diese Notlüge nicht durchschaute…
***
Zwei Stunden später sah alles anders aus. Da stand das Haus des Killers, der nicht gefasst worden war, im hellen Licht der Scheinwerfer. Jemand, der nicht informiert war, hätte die Szenerie für eine Filmaufnahme halten können, doch das war sie leider nicht. Hier ging es richtig zur Sache, und das nicht nur innen, sondern auch außen. Dort waren die Mitglieder des anderen Einsatzkommandos damit beschäftigt, den Boden abzugraben. Eine Leiche hatte in der Tonne gesteckt. Es war davon auszugehen, dass er noch andere im Garten vergraben hatte. Im Haus waren keine gefunden worden. Es gab auch keinen Keller, der als Versteck hätte dienen können. Also nahm man sich die Umgebung vor.
Ich hielt mich zurück und hatte nur mit Suko über den Fall gesprochen und ihm alles erklärt.
»Dann haben wir jetzt was am Hals, John.«
»Darauf kannst du dich verlassen.«
»Fällt der Fall denn in unser Gebiet?«
»Ist das wichtig?«
»Nein. Aber es kann sein, dass sich andere Kollegen darum kümmern wollen.«
»Das kann ich nicht verhindern. Ist mir auch egal. Wir jedenfalls werden uns nicht aushebeln lassen.«
»Okay, ich bin dabei.«
Es war kalt, und allmählich merkten auch wir die Kälte, die unsere Glieder klamm werden ließ. Wir hatten hier nichts zu tun und hätten den Kollegen nur im Weg gestanden.
Das Gelände war recht großzügig abgesperrt worden. So wurden auch die Neugierigen zurückgehalten. Ebenso die Reporter und Kameraleute, aber deren Objektive waren so gut, dass sie auch weit entfernte Szenen und Motive heranholten.
Ein uniformierter Kollege hatte Tee besorgt. Er kam mit seiner Kanne und den Pappbechern auch zu uns. Vom Alter her war er nicht weit von Mel Harris entfernt. Mir kam die Idee, ihn nach dem toten Kollegen zu fragen.
Der Mann gab die Antwort, als er unsere Becher knapp über die Hälfte gefüllt hatte. Da er sein Gesicht angehoben hatte, sah ich, dass seine Augen feucht waren.
»Ja, ich kannte Melvin gut. Ich habe es bedauert, dass er pensioniert wurde. Jetzt ist er tot. Verdammt, er hat alles überstanden. Warum musste er so enden?«
Ich hatte einen Schluck Tee genossen und gab die Antwort. »Er hat sich letztendlich überschätzt. Er wollte Theo Gain stellen, weil er davon überzeugt war, dass er die Menschen umgebracht hat.«
»Und er hatte Recht, nicht wahr?«
»Klar.«
»Sie waren doch bei ihm. Man kennt Sie und Ihren Kollegen. Haben Sie seinen Tod denn nicht verhindern können?«
Ich hatte damit gerechnet, diesen Vorwurf zu hören. Er traf mich auch hart, aber ich schüttelte den Kopf. »Nein, das habe ich nicht. Es ging alles zu schnell. Und ich muss Ihnen sagen, dass sich Melvin nicht eben profihaft benommen hat. Er hätte sich wirklich nicht so verhalten sollen wie er gehandelt hat. Doch wenn ich darüber nachdenke, kann ich seine Reaktion sogar verstehen. Er steckte voller Emotionen, war besessen von seiner Aufgabe. Er kannte nur noch die Jagd nach dem Killer. Zuletzt wollte er ihn nicht allein stellen, aber leider haben wir es zu zweit nicht geschafft.«
»Dann mordet Gain jetzt weiter.«
»Jetzt jagen wir alle ihn.«
Der Kollege nickte
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