1297 - Zweikampf der Sothos
diesem Zustand war ich gewappnet gegen alle fremden mentalen Einflüsse; ich ertrug ohne Verhärtung meiner Zellstruktur jede physische und psychische Belastung und entfaltete eine psychische Ausstrahlungskraft, eine Art Super-Charisma, die auf allen anderen Lebewesen überwältigend wirken mußte.
Und mein Geist schrie die Lehre vom Permanenten Konflikt, von Kampf und Intrige machtvoll hinaus.
„Was tust du, Sokratos?" stammelte Monzos und schwankte wie ein betrunkener Terraner. „Siehst du nicht, daß die Einstrahlung von Terz-Tos ihre optimale Wirkung auf die Terzolos erreicht hat und daß der Leadkristall sich auflöst?"
Ich zwang mich dazu, wieder bewußt ins Tal der Geister zu sehen, ohne meine Konzentration auf die Anwendung meiner Shan-Fähigkeiten und die psychische Verschmelzung mit dem Shant zu vernachlässigen.
Und ich sah, was der Archäologe gemeint hatte.
Mitten zwischen den düster strahlenden Türmen und den grellbunt funkelnden kleineren Kristallen stand ein besonders großes Einzelexemplar, das sich auch dadurch von seinen „Brüdern" unterschied, daß es ein Zwölfflächner war.
Und es löste sich soeben in wallende Dämpfe auf.
„Habe ich das verursacht?" fragte ich - und die Frage war eigentlich an mich selbst gerichtet.
„Nein", erwiderte Monzos. „Es ist ein ganz natürlicher Vorgang. Immer, wenn die Sonnenstrahlung in einem bestimmten, aber bisher für uns Terzrocker undefinierbaren Einfallswinkel auf den Leadkristall trifft, löst er sich vorübergehend auf - und die anderen Kristalle tun es ihm nach. Da, es fängt schon an, Freund Sokratos!"
Ich sah es inzwischen auch.
Sämtliche Kristalle flimmerten zuerst, dann änderten sie ihren Aggregatzustand und wurden gasförmig. Die Gasschwaden trieben allerdings nicht davon, obwohl ein schwacher Wind wehte; sie blieben wie angewurzelt dort schweben, wo sie eben noch in kristalliner Zustandsform existiert hatten.
Monzos stieß plötzlich einen schrillen Schrei aus, dann riß er seinen Rachenmund weit auf und ließ ein dumpfes Grollen ertönen. Es klang, als würde er einer Drangwäsche verfallen. Aber soviel ich inzwischen wußte, unterlagen die Terzrock-Haluter niemals einer Drangwäsche. Deshalb waren sie auch nirgendwo anders als auf Terzrock anzutreffen.
Und daran waren die Terzolos schuld.
Ich öffnete meinen geistigen Block ein wenig, weil ich zu ahnen begann, was Monzos veranlaßte, sich atypisch für einen Terzrocker zu verhalten.
Tatsächlich!
Von den Terzolos ging ein wahrer Impulssturm aus - und er war nicht von extremer Friedfertigkeit geprägt, wie es bisher gewesen sein sollte, sondern von der disziplinierten, zielbewußten Aggressivität, wie sie mich und alle anderen Ewigen Kriegern auszeichnete.
Es hatte funktioniert.
Zumindest die Terzolos im Tal der Geister würden nie mehr aus Halutern pflaumenweiche Pazifisten machen, sondern stahlharte Anhänger der Lehre vom Permanenten Konflikt.
Ich brauchte nur noch dafür zu sorgen, daß in nächster Zeit viele Terzrock-Haluter dieses Tal aufsuchten.
Während ich mir zurechtlegte, mit welcher Methode ich möglichst viele Haluter und auch Gurrads hierher locken wollte, schlug die soeben beobachtete Sublimation der Kristalle wieder um. Aus Gasschwaden wurden exakt die gleichen kristallinen Gebilde wie kurz zuvor. Auch die dunkleren Türme ragten an denselben Stellen und in derselben Höhe auf - und der sogenannte Leadkristall befand sich auch wieder am selben Ort.
Das Tal der Geister!
Dieser Name traf nicht mehr zu. Man würde es in „Tal der Läuterung" umbenennen müssen.
3. BERICHT STALKER
Es war blanker Verrat gewesen.
Mein alter Freund Gershwin hatte mich an meinen Todfeind, den Sotho Tyg Ian, verraten und verkauft. Anders konnte es gar nicht sein, denn Stygian und sein gesamter Troß wären nicht ohne Einladung des Galaktikums unmittelbar beim Kosmischen Basar BERGEN aufgetaucht.
Ich hatte mich mit der RIBALD CORELLO zurückziehen und meine treuesten Shana und Ewigen Krieger Julian Tifflor und Nia Selegris im Basar zurücklassen müssen. Allerdings hoffte ich, daß sie in nächster Zeit wieder zu mir stoßen würden, denn das Galaktikum hatte ihnen freies Geleit zugesichert. Andernfalls wären sie niemals zu Verhandlungen nach BERGEN gegangen.
Die Frage war allerdings gewesen, wie sie mich finden sollten, denn vorsichtshalber durfte ich sie nicht per Hyperfunk anrufen. Tyg Ian sollte über den Aufenthaltsort der RIBALD CORELLO im unklaren
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