1297 - Zweikampf der Sothos
heftig, daß sein Sichelkamm wippte.
„Das auch - einen gepökelten Maststrauß aus garantierter Bodenhaltung. Aber den esse ich erst später."
Susan rümpfte die Nase.
„Wir sollten es wirklich verbieten, daß sich jedes Besatzungsmitglied eigene Verpflegung mitbringt, wie es ihm beliebt", meinte sie. „Noch dazu, wo wir einen hervorragenden Diätkoch an Bord haben."
Ich beschloß, die Debatte zu unterbinden.
„Du führst zur Zeit das Kommando, Shan Susan", erklärte ich. „Darum ist es dir überlassen, was du in dieser Hinsicht übernimmst. Meinetwegen soll dieser Diätkoch für die nächsten Tage den Küchenzettel bestimmen. Alle Privatverpflegung kannst du einziehen lassen."
„Das werde ich tun, bei Rorvic!" rief Susan inbrünstig.
Ich konnte ein leichtes Zusammenzucken nicht verhindern. Dalaimoc Rorvic war längst in ES aufgegangen. Eigentlich sollte er das nie wieder rückgängig machen können.
Oder stimmte meine entsprechende Information nicht?
Falls Dalaimoc Rorvic noch frei herumlief, konnte er sich zu einem zusätzlichen Problem für mich entwickeln. Ich mußte mir unbedingt Klarheit darüber verschaffen.
„Wie heißt der Diätkoch?" wandte ich mich erneut an Susan. „Doch nicht etwa Dalaimoc Rorvic, oder?"
Die Navigatorin lachte.
„Aber, Stalker, Rorvic und a Hainu sind doch in Raum und Zeit verschollen. Unser Diätkoch heißt Uclar Wesen."
Ich war erleichtert - und gleichzeitig verunsichert. Erleichtert war ich darüber, daß unser Diätkoch nicht identisch mit Dalaimoc Rorvic war - und meine Verunsicherung kam daher, daß Susan gesagt hatte, Rorvic und a Hainu wären in Raum und Zeit verschollen. Das konnte nur bedeuten, daß sie nicht in ES aufgegangen waren. Allerdings, wenn sie verschollen waren, tauchten sie vielleicht erst in tausend Jahren wieder auf - und bis dahin hatte ich die ganze Mächtigkeitsballung von ES fest im Griff oder ich war tot.
„Gut", erwiderte ich. „Uclar Wesen soll künftig den Küchenzettel auf der RIBALD CORELLO und überhaupt alle Ernährungsrichtlinien an Bord bestimmen!"
Susans Augen funkelten.
„In Ordnung, Stalker. Und wie ist es mit dem Kurs?"
„Nimm Kurs auf das Terz-Tos-System!" ordnete ich an.
*
Wir bekamen anstandslos Landeerlaubnis auf Terzrock. Der 2500 Meter durchmessende Kugelraumer landete bei Nacht auf dem größten Landefeld des Raumfahrtzentrums Chosmort. Wegen der relativ hohen Schwerkraft des Großplaneten mußten die Antigravaggregate auch nach dem Aufsetzen der Landeteller noch mit halber Kraft arbeiten, sonst wären die Landebeine gleich Streichhölzern zersplittert.
Susan Evillar hatte volle Festbeleuchtung einschalten lassen, obwohl unsere Infrarot-Optiken die Nacht zum Tage machten. Ich hatte es geduldet, weil ich sie durchschaute.
Sie wollte Eindruck schinden, weil sich mit meiner Person ein Sotho an Bord befand.
Natürlich ließen die rund 2000 ultrahellen Scheinwerfer die RIBALD CORELLO mit ihrer flamingofarbenen Ynkonithülle und den demonstrativ ausgefahrenen Abstrahlmündungen ihrer 240 schweren Transformkanonen (früher waren es bei Schiffen der GALAXIS-Klasse nur 60 gewesen, aber seit der Umrüstung auf Metagrav war soviel Platz frei geworden, daß sich noch mehr Transformkanonen hätten installieren lassen) wie eine uneinnehmbare Raumfestung aus einem Trivideomärchen erscheinen.
Nur Sekunden später flammten auch ringsum starke Scheinwerfer auf. Die Terzrocker beantworteten unsere Geste und versuchten, ebenfalls Eindruck zu schinden.
Aber nicht nur die Platzbeleuchtung war eingeschaltet worden. Auch die Scheinwerfer von mehreren Raumschiffen strahlten kilometerweit. Ich musterte die Lichterballungen - und verbarg meine Enttäuschung.
Insgeheim hatte ich erwartet, daß Domo Sokrat das Gros der auf Terzrock lebenden Haluter und auch die meisten Gurrads für seinen Troß angeworben hatte und daß sie mit mindestens 1000 Raumschiffen bereitstünden.
Doch was ich sah, waren nur drei halutische 100-Meter-Kugelraumer und zwei gurradsche Birnenschiffe.
Wenn das alles war, was Shan Sokrat auf die Beine gebracht hatte, sah es trübe aus.
Mit nur fünf Raumschiffen war der Flotte Tyg Ians nicht beizukommen. Er konnte sie allein mit den Beibooten seines Flaggschiffs aus dem vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuum pusten lassen.
Ich wandte mich an den Cheffunker.
„Nimm noch einmal Kontakt mit der Raumkontrolle auf und verlange zu wissen, wo sich Shan Sokrat aufhält!" befahl ich ihm.
Cheson Rimank
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