1297 - Zweikampf der Sothos
bleiben, bis ich mir einen Plan zurechtgelegt hatte, wie ich ihn beseitigen konnte.
Denn beseitigen mußte ich ihn, da es immer nur einen Sotho geben durfte - und der war ich und wollte es auch bleiben, jetzt erst recht, nachdem ich einen sehr hohen Preis dafür bezahlt hatte, einen fast zu hohen Preis.
Ich hatte meinen Animateur Skorsh getötet!
Es war eine Kurzschlußhandlung gewesen, die Skorsh selber provoziert hatte, indem er mich auf das übelste beschimpfte und meine Sotho-Ehre in den Schmutz zog. Außerdem befahl er mir, Tyg Ian freiwillig die Macht über die Galaxis Milchstraße und die zu ihr gehörenden Magellanschen Wolken zu übertragen.
Das aber hätte bedeutet, daß ich mich entleiben müßte!
So etwas konnte jedoch nicht ESTARTUS Wille sein, denn schließlich wurde ich aus ihr geboren und trug ESTARTU in mir - und nicht nur, weil ich sie immer wieder eingeatmet hatte.
Ich blickte auf die Bildschirme der Panoramagalerie. Draußen leuchteten die Sonnen der Großen Magellanschen Wolke. Sie standen allerdings hinter dem Großraumschiff der GALAXIS-Klasse dichter als vor ihm, denn wir kreuzten im nördlichen Randgebiet dieser Satellitengalaxie.
Voraus flammte gleich im Auge eines Höllenhunds eine rote Riesensonne. Es handelte sich um das Sonnenleuchtfeuer Navo-Nord, das den Terranern seit mehr als anderthalb Jahrtausenden als der Bezugspunkt für alle Positionsbestimmungen innerhalb der GMW diente. Ich war darüber längst informiert, da ich es für meine Pflicht als Sotho der Milchstraße gehalten hatte, mir alles Wissenswerte über diese Galaxis, ihre Begleiter und ihre Zivilisationen anzueignen.
Erneut stieg Bitterkeit in mir auf.
Skorsh hatte mir Versagen und Feigheit vorgeworfen. Dabei war ich wie kein anderer dafür prädestiniert, die Völker der Milchstraße und der Magellanschen Wolken auf den Dritten Weg zwischen der Kosmokratenhörigkeit und der Chaotarchenfurcht zu bringen und ihnen die Philosophie vom Permanenten Konflikt so tief in ihre Seelen zu pflanzen, daß sie jedem Feind des Dritten Weges, vor allem aber den hinterhältigen Gorims, eine blutige Abfuhr erteilen Würden, sobald sie ihre Finger nach der Milchstraße ausstreckten.
Man hätte mir nur mehr Zeit lassen sollen. Neue Entwicklungen mußten behutsam eingefädelt werden. Aber nein, man hatte mir keine Chance gegeben, meine Fähigkeiten richtig auszuspielen. Manchmal vermutete ich, daß man mich nur als „Versuchskaninchen" vorgeschickt hatte und daß meine Ablösung durch den nächsten Sotho von Anfang an geplant gewesen war.
Aber das würde ich niemals hinnehmen.
Ich wandte den Kopf, als schräg hinter mir ein Hüsteln ertönte - und sah genau ins Gesicht von Susan Evillar, der Navigatorin, der ich für die Dauer der Abwesenheit von Tifflor und Selegris das Kommando über die RIBALD CORELLO übertragen hatte. Susan Evillar hatte in der Tschomolungma die ersten drei Schritte absolviert und die Shan-Weihe erhalten. Sie war äußerst tüchtig, wirkte jedoch manchmal geistesabwesend.
„Ja?" fragte ich sie.
„Ich schlage vor, daß wir Kurs auf das Terz-Tos-System nehmen, Sotho", erklärte Susan. „Sobald Tiff und Nia BERGEN wieder verlassen, werden sie sich auch dorthin wenden, weil sie wissen, daß Domo Sokrat auf Terzrock seinen Troß zusammenstellt. Es ist nur logisch, daß Tiff und Nia annehmen, wir würden Zuflucht auf Terzrock suchen."
„Zuflucht!" echote ich erzürnt. „Ich habe es nicht nötig, Zuflucht zu suchen!"
„Es wäre unlogisch, wenn du dich dem anderen Sotho zum Kampf stellen würdest", entgegnete sie. „Seine Streitmacht ist erheblich stärker als deine."
Von der Funkanlage her ertönte ein unanständig lautes Aufstoßen.
Strafend blickte ich dorthin.
Natürlich war es Kees Toorn gewesen, der Cheforter. Er mampfte schon wieder eine Portion Müsli - und eine Portion war bei ihm eine 5-Kilo-Dose. Dazu trank er am laufenden Band Mineralwasser aus einem fünfzig Liter fassenden Spender, den er ausschließlich für den Eigengebrauch neben seinem Pult aufgestellt hatte.
Der Mann litt an der Wahnvorstellung, zu leichtgewichtig für einen Ertruser zu sein.
Deshalb stopfte er in sich hinein, was nur hinein ging.
Als er meinen strafenden Blick sah, ließ er die 5-Kilo-Dose unter seinem Pult verschwinden. Dafür schob er sich einen 500-Gramm-Riegel Schokolade in den Mund.
„Er hat einen Vogel", bemerkte Susan Evillar abfällig mit einem verächtlichen Blick auf Kees.
Der Ertruser nickte so
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