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1297 - Zweikampf der Sothos

Titel: 1297 - Zweikampf der Sothos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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beugte sich vor und berührte die entsprechenden Sensorpunkte auf der Schaltleiste seines kombinierten Funkaggregats. Er war ein zuverlässiger Shan, Absolvent des Jadj, also des siebten Schrittes der Upanishad-Ausbildung. Nur einen Mangel hatte er. Er hielt sich für unvollkommen, weil er der „Sohn zweier Welten" war, wie er sich selbst nannte. Seine Mutter war eine Springerin gewesen, sein Vater ein Überschwerer. Körperlich war er ebenfalls ein Überschwerer, nur waren seine Arme und Beine für einen Überschweren etwas zu dünn. Aber das zählte nicht für mich. Was für mich mehr zählte als das, war sein daraus resultierender Minderwertigkeitskomplex. Mit seiner Hilfe und guter Psycho-Taktik konnte ich ihn damit zu Höchstleistungen aufpeitschen, zu denen er normalerweise niemals fähig sein würde.
    Der Bildschirm des Telekoms wurde hell.
    „Raumkontrolle, Kotur Murak", meldete sich der Haluter, dessen Abbild auf dem Schirm sichtbar geworden war. „Was kann ich für Sie tun?"
    Ich trat in den Aufnahmebereich der Telekom-Optik, angetrieben von innerer Unruhe und dunklen Ahnungen.
    „Wo befindet sich Shan Sokrat?" verlangte ich zu wissen. „Ich muß ihn dringend sprechen."
    „Shan Sokrat befindet sich auf dem Weg hierher", antwortete Murak. „Er muß innerhalb der nächsten Minute eintreffen."
    Warum meldet er sich dann nicht über Funk bei mir? wollte ich fragen. Ich unterließ es, weil das eine interne Angelegenheit zwischen dem Shan und mir war, die Außenstehende nichts anging.
    „Danke!" erwiderte ich und gab Rimank ein Zeichen, den Telekom auszuschalten.
    Ein Gong ertönte, kaum daß der Bildschirm dunkel geworden war. Ich blickte mich suchend um und stellte fest, daß sich zwei Schotte der Hauptzentrale geöffnet hatten und mehrere brettflache Servoroboter einließen, auf deren Oberflächen Schüsseln, Becher, Teller und Bestecke standen beziehungsweise lagen.
    „Was soll das bedeuten?" fragte ich unwillig.
    „Es ist die Hauptmahlzeit", antwortete Susan Evillar strahlend. „Zubereitet unter der Oberaufsicht von Diätkoch Uclar Wesen, wie du es befohlen hattest, Sotho."
    Ich wurde nachdenklich.
    Anscheinend hatte Shan Evillar einen Narren an diesem Diätkoch gefressen, wie ein Terraner sagen würde. So etwas mochte ich ganz und gar nicht. Aber wenn ich es mit Wesen zu tun hatte, deren Natur für die geschlechtliche Fortpflanzung. angelegt worden war, mußte ich mich wohl oder übel damit abfinden, daß zwischen ihnen „zarte Bande" geknüpft wurden.
    „In Ordnung", zwang ich mich zur Toleranz. „Und warum ist Uclar Wesen noch nicht hier?"
    „Sein Platz ist in der Küche", erwiderte Shan Evillar.
    Sie errötete dabei, was mir bewies, daß sie mir den wahren Grund dafür verschwieg, daß der Diätkoch nicht persönlich seine Aufwartung machte, obwohl seine Aufwertung durch meine Anordnungen Anlaß genug dazu für ihn hätte sein müssen.
    Aber ich schluckte auch das.
    Unterdessen hatten die Servoroboter die Runde gemacht und die Speiseplatten auf den Kontrollpulten der 30-köpfigen Zentralbesetzung gedeckt. Die Frauen und Männer bedienten sich aus den Schüsseln und stocherten anschließend mit ihren Bestecken auf ihren Tellern herum.
    „Was ist das für ein Fraß?" schimpfte Kees Toorn und hielt mit seiner Gabel etwas hoch, das einem sich windenden Wurm ähnelte.
    „Das ist ein mit Blutgrütze gefüllter Schleimfisch-Darm", beantwortete der Servorobot, der ihn bedient hatte, die Frage. „Zu dem Gericht gehören außerdem pochierte Venus-Algen und in Weißwein gedünstetes Sojaschrot. Die dazugehörige Soße besteht aus fett-, eiweiß- und geschmacksfreier Hochdruckzuchtgelatine."
    Schräg hinter mir würgte jemand.
    Ich drehte den Kopf und sah, daß es unser Leitender Ingenieur, der Neu-Arkonide Vangeliso, war, der sich erbrach. Er war ein begnadeter Techniker, ein unverstandener Hobby-Komponist und ein dekadenter Spinner, denn er hielt sich für die Reinkarnation des berühmten und vor einigen hundert Jahren verstorbenen terranischen Komponisten Vangelis. Wenn man ihn ab und zu hart anfaßte, war er jedoch als LI unübertrefflich.
    „Hab dich nicht so, Shad Vangeliso!" fuhr ich ihn an. „Servo, räume seine Speiseplatte ab und tische ihm frisch auf! Und das wird gegessen und drinbehalten, Shad Vangeliso!
    Du willst doch über den zweiten Schritt hinauskommen, nicht wahr?"
    „Jawohl, Sotho", flüsterte Vangeliso mit leichenblassem Gesicht, während sein Servoroboter seine

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