1298 - Der Gorim von Aquamarin
aufgeführt war. Die Stockwerke reihten sich terrassenförmig übereinander. Reginald Bull zählte mehr als dreißig Etagen, die ihn vom Niveau der Straße trennten.
Volcayr hatte auf einem hochlehnigen, unbequem wirkenden Stuhl Platz genommen.
Der Stuhl stand in der Nähe eines schreibtischähnlichen Möbelstücks, dessen Tischplatte mit Kommunikationsanschlüssen vollgeladen war. Mitunter sprach eines der Geräte an.
Volcayr reagierte nicht darauf, woraus Bull schloß, daß es in der Nähe dieses Raumes noch andere gab, in denen Mitarbeiter des Elfahders sich um die Verbindung der Potea mit der Außenwelt kümmerten.
Potea, so. hatte Volcayr die Gruppe genannt, mit der er zusammenarbeitete. Potea war ein Wort der Kriegersprache Sothalk und bedeutete soviel wie verloren gehen. Die Bezeichnung hatte ihren tieferen Sinn. Die Potea war eine Untergrundorganisation, die gegen die Agenten des Kriegers Ayanneh arbeitete. Volcayr hatte ihre Geschichte mit knappen Worten erläutert. Es gab die Potea offenbar noch nicht lange. Volcayr hatte sofort Verbindung mit ihr aufgenommen, als er auf Bonfire landete. Er sprach in bescheidener Weise von dem, was sich seitdem ereignet hatte, aber Reginald Bull glaubte herauszuhören, daß es dem Elfander innerhalb weniger Tage gelungen war, die Organisation des Geheimbunds zu straffen und die Potea zu einem schlagkräftigen Werkzeug des Widerstands gegen den Ewigen Krieger zu machen.
Potea, verloren gehen, war der Wahlspruch der Gruppe. Sie wollte nicht gefunden werden, weder vom Gegner selbst noch von den erskursischen Behörden, von denen für Aktivitäten dieser Art kein Verständnis zu erwarten war. Eben über dieses Thema sprach Volcayr, während Reginald Bull mit scheinbar großem Interesse zum Fenster hinausblickte.
„In Wirklichkeit verteidigen wir uns nach zwei Seiten", sagte er mit der typischen, singenden Stimme, die das Audiosystem seiner Rüstung erzeugte. „Die Vileeyah hat unsere Existenz zur Kenntnis genommen. Die Vileeyah, gestützt auf die Mittel des Ewigen Kriegers, ist weitaus mächtiger als wir. Wir müssen ihr aus dem Weg gehen. Eine offene Konfrontation mit Ayannehs Agenten können wir uns nicht leisten. Noch nicht. Auf der anderen Seite ist die Regierung, die Wert darauf legt, daß auf Bonfire friedliche Zustände herrschen. Die Vileeyah ist ihr ein Dorn im Auge. Aber aus Rücksicht auf den Ewigen Krieger kann sie nicht gegen sie vorgehen. Uns gegenüber hätte sie solche Bedenken nicht. Sie würde die Potea rücksichtslos ausradieren, wenn sie den Eindruck bekäme, daß wir Unruhestifter sind.
Wir wußten, daß Ayannehs Agenten hinter dir her waren. Du bist ein Toshin. Du bist gefährlich. Die Vileeyah hat von Ayanneh selbst den Auftrag erhalten, dich unschädlich zu machen. Aus Rücksicht auf die Behörden will sie dabei so vorgehen, daß die Sache kein Aufsehen erregt. Dein Tod muß sich als Unfallfolge verkleiden lassen. Ich schickte Hatchertoq zu dir, damit er dich warnte. Ich ließ ihn einen Mikrospion in deiner Unterkunft montieren. Wir mußten über deine Bewegungen Bescheid wissen, sonst konnten wir dich nicht schützen. Ich wollte warten, bis die Vileeyah deine Spur verloren hatte, bevor ich Verbindung mit dir aufnahm.
Du warst leider nicht sehr kooperativ. Anstatt Ayannehs Agenten abzuschütteln, was dir mit deiner Erfahrung sicherlich gelungen wäre, bliebst du ihnen vor der Nase sitzen. Mehr noch: Du wolltest selbst zur Offensive übergehen. Du spieltest den Hypnotisierten und hattest vor, die Vileeyi in der Falle zu überraschen, die sie dir gestellt hatten. Sei dem Schicksal dankbar, daß du nicht auf die Idee kamst, Hatchertoqs Spion zu demontieren.
Durch ihn erfuhren wir von deiner Absicht. Wir kamen gerade noch rechtzeitig, um dich vor dem Schlimmsten zu bewahren."
Reginald Bull wandte sich um.
„So schlimm kann es nicht gewesen sein", hielt er dem Elfahder entgegen. „Ich war noch zwei Kilometer von der Goma Mfalme entfernt."
„Manchmal hören deine Gedanken auf zu arbeiten, bevor sie das Ziel erreicht haben", sagte Volcayr. „Daß die Vileeyi dich mit einer Hypnofalle fangen wollten, muß dir sagen, daß sie die Struktur deines Gehirns genau kennen."
„Kein Wunder. Die Informationen haben sie von Ijarkor."
„Glaubst du wirklich, Ijarkor hätte die deutlichen Anzeichen von Mentalstabilisierung übersehen, die ohne Zweifel in deinem Gehirn vorhanden sind?"
Es lief Reginald Bull heiß über den Rücken. So einfältig wie in
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