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1299 - Zeit der Bestie

1299 - Zeit der Bestie

Titel: 1299 - Zeit der Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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solche angesehen hatte. Für mich waren sie mehr ein dichter Pelz gewesen. Ich erinnerte mich, dass sie irgendwie in die Höhe gekämmt worden waren, fast wie eine Sturmfrisur, und die bekam Bernie sehr gut hin.
    »Das ist super«, lobte ich.
    »Danke. Aber es reicht nicht oder?«
    »Nein. Wir, müssen weitermachen.«
    Ich nahm mir jetzt das Gesicht vor, so weit ich es noch in Erinnerung hatte. Es war zwar ein Gesicht, doch der Begriff Fratze hätte besser dazu gepasst. Und die musste ich mir wieder sehr genau vor Augen holen.
    »Gelbe Augen, Bernie.«
    »Gut, wird gemacht.«
    Ich bekam sie. Dann beschäftigte ich mich mit dem Mund, den ich weit auf gerissen gesehen hatte.
    Die Zähne waren ebenfalls wichtig. Bernie ließ das Gebiss so entstehen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Danach hörte ich seinen scharfen Atemstoß.
    »Ist was?«
    »Nicht direkt, John. Mir kam nur der Gedanke, dass du damit beschäftigt bist, einen Vampir zu jagen.«
    »Könnte man meinen, aber ein Vampir ist es nicht. Das kann ich dir versichern.«
    »Dann gibt es noch die Werwölfe.«
    »Klar. Auch das trifft nicht zu. Diese Fratze ist keine Werwolfschnauze.«
    Bernie beugte sich vor, starrte den Schirm an und nickte. »Stimmt genau, das ist sie nicht.« Er hustete kurz und trocken. »Soll ich dir meine Meinung sagen?«
    »Tu das.«
    »Was immer wir dort sehen, es kommt mir vor, als hätten wir es trotzdem mehr mit einem Menschen zu tun. Also mit einem, der sich noch in der Verwandlung befindet.«
    »Da liegst du gar nicht so schlecht.«
    Er nickte. »Muss ich weitermachen?«
    Gute Frage. Die Antwort überlegte ich mir genau. »Nein, im Prinzip nicht. Ich denke nicht, dass es da noch etwas zu verbessern gibt. Das ist schon okay so.«
    »Dann drucke ich das Bild aus.«
    »Kannst du.«
    Innerhalb kürzester Zeit hielt ich es in den Händen. Der Kollege sorgte noch für einen zweiten Ausdruck, den er recht intensiv anschaute, sodass es mir auffiel.
    »Probleme?«, fragte ich.
    »Nein, nicht direkt, John…«
    »Aber?«
    Er schüttelte den Kopf und musste lachen. Es klang alles andere als fröhlich. »Kannst du dir vorstellen, dass ich das Gefühl habe, diese Gestalt oder das Gesicht zu kennen? So verzerrt es sich auch darstellt, ich habe einfach den Eindruck, dass es mir nicht fremd ist.«
    »Bingo!«
    Bernie drehte mir sein Gesicht zu. »Was heißt das?«
    »Dass ich ebenso denke.«
    Er räusperte sich. »Du… du… hast auch das Gefühl, das Gesicht schon mal gesehen zu haben?«
    »Genau das habe ich.«
    »Bravo. Und wo?«
    »Wenn ich das wüsste, ginge es mir besser.«
    »Da sagst du was. Ich überlege ebenfalls hin und her, ohne eine Antwort zu finden.« Er strich mit der flachen Hand über den Ausdruck. »Aber unbekannt ist mir die Fratze nicht.«
    »Kannst du dich nicht erinnern?«, hakte ich nach.
    Bernie Barnes schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht. Wir haben jeder unser Privatleben, und gemeinsame Bekannte kommen kaum in Frage. Oder wie siehst du das?«
    »Gleich.«
    »Weißt du was, John?« Er wollte lachen, nur blieb es ihm im Halse stecken, weil er selbst kaum an seine eigene Vermutung glauben wollte. »Wenn es nicht privat zutrifft, dann kann es nur…«
    »Dienstlich sein«, sagte ich.
    Bernie schluckte. »Genau, John. Ich… ich… will es kaum glauben. Es ist nur ein vager Verdacht, trotzdem habe ich den Eindruck, Stacheldraht im Magen zu haben.«
    »Ich ebenfalls.«
    Er legte den Ausdruck zurück. »Aber was ist dienstlich? Ein Kollege von uns?«
    »Wohl kaum.« Ich ging mit kleinen Schritten auf und ab. Dabei schaute ich permanent auf das Bild. Ich wollte meine Erinnerung beleben, was nicht so recht klappte.
    Himmel, beim Yard arbeiteten unzählige Menschen. Alle kannte ich nicht. Die meisten hatten mit meinen Fällen nichts zu tun. Man begegnete sich mal auf dem Flur, grüßte einander, um sich danach wieder um bestimmte Aufgaben zu kümmern. Man sah und vergaß sich. Allerdings nicht völlig, das erlebte ich jetzt.
    »Da hast du ein Problem, John.«
    »Stimmt.« Ich nahm den zweiten Ausdruck ebenfalls an mich. »Einen kleinen Erfolg habe ich trotzdem erreicht. Ich weiß jetzt, dass ich mich nicht geirrt habe. Es gibt diese Person, und sie ist uns beiden schon über den Weg gelaufen. Dass wir uns gemeinsam irren, daran glaube ich nun wieder nicht. Ich schwöre dir, Bernie, dass ich es herausfinden werde.«
    Er lachte und klaubte dabei den nächsten Glimmstängel aus der blauen Packung. »Das glaube ich dir sogar. Und

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