1299 - Zeit der Bestie
ich möchte dich darum bitten, mir dann Bescheid zu geben.«
»Versprochen.«
Ich bedankte mich bei ihm für seine gute Arbeit. Bernie Barnes winkte nur ab. »Lass es gut sein. Ich freue mich immer wieder, wenn ich alter Sack noch zu etwas nütze bin.«
»Wieso alter Sack?«
»Nun ja, da brauche ich nur in den Spiegel zu schauen.«
Ich lachte. »Du müsstest mich mal nach dem Aufstehen sehen, da denke ich auch oft, dass ich ein Fremder bin. Aber egal, bisher habe ich mich noch immer selbst rasiert.«
Diesmal musste er lachen. »Das lässt mich hoffen…«
***
Als ich die Tür zum Vorzimmer aufstieß, stand Glenda an der Kaffeemaschine. Sie hatte den Luftzug bemerkt und drehte den Kopf. »Da bist du ja.«
Ich schloss die Tür. »Hat man mich schon vermisst?«
»So genau weiß ich das nicht, aber wir haben Besuch.«
»Wer ist es denn?«
»Tanner. Und er lechzt nach meinem Kaffee.«
»Das tue ich auch.«
»Hatte ich mir gedacht.«
Ich ging an Glenda vorbei. Draußen war es kalt, im Büro leider fast zu warm. Trotzdem hatte Glenda ihren dicken braunen Pullover nicht ausgezogen. Er hatte einen hohen Rollkragen, der allerdings vom Hals abstand. Dazu trug sie eine schwarze Hose und braune Stiefeletten.
Tanner hatte meinen Platz eingenommen. Er sprach auf Suko ein, hörte allerdings damit auf, als er mich sah.
»Auch schon da?«
»Wie du siehst.« Ich zog mir den Besucherstuhl heran und setzte mich.
»Was ihr in der vergangenen Nacht erlebt habt, ist mir bereits bekannt. Ich habe heute Morgen auch mit Terry McBain gesprochen. Er will sich noch versteckt halten, was ich gut finde. Ich bin vor allen Dingen aus einem anderen Grund gekommen. Es gilt, einen Killer zu jagen. Einen Killer, der kein Mensch mehr ist. Der es zudem auf Kollegen von uns abgesehen hat. Dagegen müssen wir etwas tun. Ich habe bereits entsprechende Pläne ausgearbeitet und nehme an, dass niemand etwas dagegen hat.«
»Wie sehen sie aus?«
»Wir werden die nächste Nachtschicht mitmachen. Unterwegs sein. Ich bin dabei, Suko hat ebenfalls zugestimmt, und ich nehme an, dass du auch nichts dagegen hast.«
»Bestimmt nicht. Wie soll das aussehen?«
»Alle Kollegen in den Streifenwagen und auch diejenigen, die mal zu Fuß unterwegs sind, stehen miteinander in Verbindung. Sobald jemandem etwas auffällt, wird eine Meldung durchgegeben, und jeder wird versuchen, möglichst schnell diesen Ort zu erreichen. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich die Bestie in der Nacht wieder blicken lässt. Da der Vollmond am Himmel steht, ist das ja ihre Zeit. Auch wenn wir es nicht unbedingt mit einem Werwolf zu tun haben.«
»Einverstanden«, sagte ich.
»Gut.« Tanner grinste. »Auch damit, dass ich mich in euren Rover hocke?«
»Wenn du recht nett bist, schon.«
»Hahaha…«
Die Tür wurde geöffnet. Glenda betrat das Büro. Auf dem Tablett standen zwei Tassen. Eine große und eine kleine. Die große war für Tanner, und der strahlte, als er den Kaffee sah.
Ich musste mit der anderen Tasse vorlieb nehmen. Um die Hände frei zu haben, legte ich die beiden Ausdrucke auf den Schreibtisch, mit den Motiven nach unten.
»Ihr könnt euch glücklich schätzen, so einen netten Menschen wie Glenda in der Nähe zu haben. Die umsorgt euch doch wie eine Mutter ihre Kinder. Wenn ich an meinen Automatenkaffee denke, dann…«
»Wie wäre es denn mal mit einer Kaffeemaschine?«, erkundigte ich mich grinsend.
»Es liegt ja nicht an der Maschine, dass der Kaffee so gut schmeckt, sondern an der Person, die ihn kocht.«
»Das merk dir mal für die Zukunft«, sagte Glenda, der dieses Kompliment runtergegangen war wie Kaffee. Sie nickte mir noch mal spitz zu und zog sich zurück.
Freund Tanner genoss erst mal den Kaffee. Er sah beim Trinken richtig glücklich aus und meinte, als er die Tasse abstellte: »Kann sein, dass ich mich noch auf meine alten Tage hierher versetzen lasse. Zumindest für eine Stunde am Morgen. Da bekomme ich dann immer den hervorragenden Wachmacher.«
»Und was sagt deine Frau dazu?«, fragte Suko.
Tanner winkte ab. »Der würde ich den Kaffee noch mit der Warmhaltekanne mitbringen.« Er winkte ab.
»Spaß beiseite.« Mit dem rechten Zeigefinger deutete er auf die Ausdrucke. »Was hast du uns da mitgebracht?«
Ich verteilte sie. Einen Ausdruck gab ich Tanner, den anderen bekam Suko.
Beide schauten sich die Bilder an. Suko mit recht stoischem Gesichtsausdruck. Auch Tanner gab zunächst keinen Kommentar ab, bis wir ihn durch die Zähne
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