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13 alte Esel

13 alte Esel

Titel: 13 alte Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Bruns
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entgegenkrähte, und Schwester Monika half der Chefin aus dem Mantel, trug die Pakete in die Küche, begann auszupacken. Dabei berichtete sie, daß man im Dorf nur noch vom Fest auf der »Filla« spreche, und zwar in den höchsten Tönen. Und natürlich spreche man von Malwine, die ja nun sozusagen zum Dorf gehöre. Sie sei eben mal kurz ins Pastorat gesprungen und habe nach ihr gesehen. Fräulein Winkelmann sei rührend nett, wirklich, und Malwine habe den Himmel auf Erden. Sie frage nur dauernd nach ihrem Esel.
    Frau Martha wusch sich am Spülstein die Hände. Monikas Redseligkeit, die sie sonst meist unwillig stoppte, tat ihr heute gut. Das alles war so heimatlich: die Küche hier und die Kastanien vor dem Fenster und das vertraute Rascheln des Papiers beim Auspacken der Pakete und Schwester Monikas hand- und fußloser Wortschwall, den sie für einen Bericht hielt. In dieser Viertelstunde kamen ihr alle ihre Ängste unsinnig vor. Hier gehörte sie doch hin; das hier war ihr Reich, war von ihr erst eigentlich geschaffen. Und man sprach gut vom Fest. Was wollte sie denn noch mehr? Malwine war, bei Licht besehen, im Pastorat sowieso besser aufgehoben. Weshalb machte sie sich wegen eines Haufens Hirngespinste nur solche Sorgen?
    »Ich möchte eine Tasse Milch, ungekochte«, sagte sie frisch und vermißte im selben Moment die große Dose Nivea-Creme gegen rauhe Hände, die immer über dem Spülstein stand. Aber sie wollte sich nicht ärgern. Schwester Monika verschwand bereits diensteifrig im Keller. Als sie mit dem Milchtopf wieder auftauchte, drang von unten Schreien und das Hämmern von Fäusten gegen eine Bohlentür herauf.
    »Was ist denn da los ?«
    »Och«, Schwester Monika goß eine große Tasse bis obenhin voll, »das ist Gerda. Die haben die anderen eingeschlossen. Sie tobt schon die ganze Zeit, will irgend etwas von einem Braten verraten. Ich verstehe es auch nicht .«
    »Ja — weshalb holen Sie sie denn nicht heraus? Monika! Unseren Gast!« Die Enkelin des Herrn Ess eingeschlossen, dachte sie entsetzt. Diese widerlichen, unerzogenen Kinder. Nicht einen Tag konnte man mehr aus dem Haus gehen. Und Josef alberte da mit Uwe herum, anstatt auf die Großen aufzupassen.
    Schwester Monika sah nicht sehr schuldbewußt aus. »Ich bin doch eben erst aus dem Dorf gekommen, und der Schlüssel ist nicht da. Was soll ich denn machen ?« Sie zuckte die rundlichen Schultern und lachte hinter dem Rücken der Chefin verschmitzt Don Chaussee an, der zwar verweisend den Kopf schüttelte, ein lustiges Funkeln jedoch nicht ganz unterdrücken konnte. Der verstand einen eben! Die eklige Gerda, geschah ihr ganz recht. Im Kohlenkeller konnte sie wenigstens nicht alle Leute ärgern.
    Frau Martha trank einen hastigen Schluck, gerade gegen den schlimmsten Durst. Dann schalt sie: »Das ist doch keine Entschuldigung. Sie hätten sofort die Kinder rufen und den Schlüssel fordern sollen. Irgendwo muß er ja sein. Kümmern Sie sich gleich darum .«
    »Ich wollte ja auch gehen«, versicherte die Gescholtene schleunigst, »aber es kam was dazwischen. Ach«, sie schlug sich vor die Stirn, »sehen Sie, das hätte ich beinahe vergessen: Gerade als ich laufen wollte, klingelte das Telefon. Herr Ess rief an. Er wollte Sie sprechen .«
    Klirrend zersprang die Tasse auf den Fliesen.

12. Kapitel

    Das ist kein Sommerregen mehr, das ist nun endgültig Herbst, dachte Don Chaussee, als er am anderen Morgen vom Wohnzimmerfenster aus in das trübe, rauschende Grau blickte. Die Luft war schwer und undurchsichtig. Nachts hatte es gestürmt; ein Haufen rostroter Blätter türmte sich, den Ablauf verstopfend, vom Wind hergepeitscht, vor der Brüstung hoch. Auf dem Steinboden der Terrasse war eine der Blumenampeln von der Pergola zerschellt. Nackt und verschrumpelt schwammen die Geranien in einer Lache; die Erde hatte der Regen fast schon die Stufen hinuntergeschwemmt. Seit dem frühen Morgen fiel er eintönig, bindfadengerade und so dicht, daß die Koniferen unten an der Straße nur noch wie eine schattendunkle Mauer im schattenden Grau standen. Der freie, weite Ausblick vom Hügel über die Felder, über Bormanns und Müntes Hof bis an den bewaldeten Horizont war wie abgeschnitten, wie ertrunken in dieser bedrückenden Dämmerung, auf die kein Tag mehr zu folgen schien.
    Don Chaussee zog den Kopf zwischen die Schultern, schob den Sombrero weit in den Nacken und wechselte das Standbein, unbehaglich, niedergeschlagen. Marthas Mißmut schien den Raum hinter

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