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13 alte Esel

13 alte Esel

Titel: 13 alte Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Bruns
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erzählen mußte.
    In der Tür zu seinem Zimmer sprudelte sie schon los: »Das war vielleicht ‘ne Wucht eben! Die Alte ist hochgegangen wie Brausepulver, und Malwine, das Tränentier, hat gespuckt, weil die Esel geschlachtet werden sollen. So ‘ne Anstellerei, schlecht kann’s einem davon werden; na, das kennste ja selber. Aber was mit der Alten los ist, möchte ich doch wissen. Immer mit dem Hintern auf ‘nem Pulverfaß, und kein Mensch weiß, wann sie explodiert. Und der Schlappschwanz ganz geknickt in der Ecke — also, wenn mir einer nicht imponieren kann, dann...«
    »Halt die Schnauze !« knurrte Hubert so plötzlich, daß ihr um ein Haar die Suppe aus der Hand gefallen wäre. Ein ganzer Schwapp landete in dem Karton, der auf seinem Bett stand. »Ja — wie — wa...«, stammelte sie verwirrt. Sonst konnte er doch nicht schnell genug alles erfahren.
    »Wer will die Esel schlachten ?« fragte er wild.
    »Ach so.« Er dachte natürlich, die nähmen ihm den Verbrecher weg. »Das ist bloß ‘ne Idee von der Alten. Läßt der Ess ja nie zu; der hat ja ‘nen Tierschutzvogel .«
    »Schnauze !« knurrte er schon wieder. Wenn sich jetzt Hubert auch noch änderte, war es aber ganz aus.
    »Hier«, sagte er etwas milder, ihr den leeren Suppenteller zurückreichend, »ich hab’ ‘nen Igel, der ist besoffen .« Und als sie sich nun ebenso gespannt darüberbeugte und enttäuscht bloß eine leblose, schmutzigbraune Rolle entdeckte, fuhr er fort: »Da, den kannste an den Stacheln ziehen oder rumtrollen oder am Bein durch den Karton schleifen — merkt er nich. Stinkbesoffen, blau wie ‘n Veilchen. Und heute morgen hättest du ihn erst sehen sollen. Da torkelte er über den Tisch und kollerte hin und hatte ganz glasige Augen. Zum Schreien!«
    Als er erzählte, woher er den Igel hatte, überfiel sie wütende Eifersucht. Freilich war sie viel zu gerissen, sie zu zeigen. Ein Gedanke blitzte ihr durch den Kopf. »Du«, flüsterte sie, »die kann man braten. Bei uns in der Straße wohnte mal ‘n Pennbruder, der fing die Dinger und wickelte sie in Lehm und schmiß sie ins Feuer. Wenn der Lehm trocken war, brach er ihn auseinander, und die Haut mit den Stacheln blieb dran. Den Rest konnte er essen .« Ihre Katzenaugen funkelten. Wenn Hubert das nachmachte, kriegte der olle Chaussee einen Schlag.
    Doch diesmal hätte sie beinahe den Schlag bekommen. Hubert lief krebsrot an und brüllte: »‘raus, du Biest! Verschwinde bloß! Freu dich bloß, daß ich nicht aufstehen kann, sonst war’ aber ‘n Saftiger fällig! Braten — du Ekel! Den dressier’ ich.« Er schob den Karton dicht an die Wand und lehnte sich schützend davor. Sein Igel! Diese Weiber.
    Änne machte sich schleunigst aus dem Staub. Hubert war jähzornig, und auf einen Tritt kam es ihm selbst bei ihr nicht an, obwohl sie durch dick und dünn mit ihm ging. Nun, ihr machte es nicht viel aus. In ihrer Straße hatten die Weiber immer Prügel gekriegt, und ihre Mutter hatte gesagt, das wär’ auch ‘n Zeichen von Liebe, Sie schürzte die Lippen. Immer noch besser, als mit Mädchen zu spielen. Hubert fiel wenigstens was ein. Ohne ihn wäre sie hier schon längst ausgerissen. Sie wußte schon, wo man sie nicht finden würde. Mit Franziska allein hielt man’s nicht aus. Die redete zwar den ganzen Tag von Jungen, aber was die von denen wollte, war ja blöd: ins Kino gehen oder tanzen oder den Mond anschwärmen. Liebe war Quatsch. Sie wollte Geld — das war das einzig Wahre im Leben. Und bis sie welches kriegte, brauchte sie Hubert, damit es nicht zu langweilig war.
    Sie zuckte die Achseln, und als sie ihm später den Kaffee brachte, war der Vorfall vergessen. Hubert las in einem dicken Buch mit einem Umschlag aus Zeitungspapier. Er zeigte ihr Dutzende von langweiligen Tierbildern, aber natürlich war sie schlau genug, ihn nicht schon wieder zu reizen.
    »Da drüben in dem zweiten Strumpf in meinem Spind liegen die fünf Groschen vom ollen Ess. Hol sie raus. Paß auf: Gib sie morgen dem Potthoff aus meiner Klasse und sag ihm, er soll dir alle Tierbücher mitgeben, die in der Schulbibliothek sind — alle. Kriegt sie bald wieder. Ich such’ nur was Bestimmtes.«
    Änne nickte. Mehrere Bücher auszuleihen war verboten, und deswegen lockte es sie. Wenn sie auch nicht einsah, weshalb Hubert mit einemmal nur noch für Tiere Interesse hatte. Das war der Chaussee. Na, dem würde sie auch noch eines auswischen!
    Hubert runzelte die Stirn. »Verdufte«, grunzte er

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