13 alte Esel
mißtrauischen Blick vergaßen sie die Reserve und schichteten das von der Sonne hinreichend gedörrte Kraut auf. Andreas suchte eine Handvoll pulvertrockenes Moos, und dann hockten sie auf dem Boden und sahen gebannt zu, wie Don Chaussee zwei runde Kopfholzscheiben und einen zehn Zentimeter langen Drellstab mit einer kleinen Hanfschlinge aus der Tasche zog und in einer Minute »auf amerikanisch« Feuer machte. Leo kribbelte es in den Fingern, es nachzumachen. Es hatte mit Technik zu tun, und das erfaßte er sofort. Seine plumpen Finger wirbelten den Stift bald ebenso geschickt wie Don Chaussee, während Andreas es nach dem ersten mißglückten Versuch aufgab und sich mit Ferdi ans Kartoffelbacken machte.
»Nicht ins Feuer werfen«, sagte Don Chaussee und zeigte ihnen, wie man zuerst ein tüchtiges Feuer macht, damit es eine Menge Asche gibt, in die man, wenn das Feuer fast niedergebrannt ist, die Kartoffeln steckt. »Jetzt immer nur so viel Holz oder Kraut nachschieben, daß die Asche glimmen bleibt .«
»Kaffee trinken !« scholl es vom Haus her.
Ums Feuer rührte sich keiner. Don Chaussee grinste harmlos und schob ein weiteres Dutzend Kartoffeln in die Asche. Die ersten waren schon gar. Sie schmeckten ein bißchen brandig, mehlig — einfach wundervoll. Der herbe Qualm des Kartoffelkrautes war zu einem blassen, in der warmen Luft zitternden Rauchfähnchen geronnen. Alle waren müde, gelöst und sehr friedlich.
»Na, kommt schon, ihr Helden! Wer hat da mal wieder Angst ?« Hand in Hand, einen Finger im Mund und die Nase hochziehend, schoben sich die Kletten aus dem Busch. Der Rauchgeruch hatte sie magisch hergelockt. Jetzt hockten sie sich dicht neben den Mann, damit die Großen sie nicht wegschubsten, und verbrannten sich Pfoten und Münder bei dem Unterfangen, die Kartoffeln mitsamt Ruß und Schalen zu verputzen. Bernd stieß den Mann vorsichtig an und zeigte auf seine Spielhose, die von oben bis unten naß war. Auf Befragen stellte sich heraus, daß sie Onkel Otto Wasser zum Saufen von der Pumpe herangeschleppt hatten, weil die Esel »so fuachbaa duastig« gewesen waren; dabei war das Malheur passiert, und nur einer konnte es wieder einrenken: der Mann.
Schwester Monika war gnädig. Sie nahm die Burschen abermals durchs Fenster herein, fast ohne entsetzt zu sein über die Spuren unnützen kindlichen Betätigungsdranges. Etwas anderes beschäftigte sie. »Auf meinem Bett lag eine Schachtel mit Maiglöckchenseife und Ottokolonsch«, sagte sie errötend. »Ich möchte ja nur mal gern wissen, wer die da hingelegt hat .«
»Wie? Das kann doch Ihrem Scharfsinn nicht entgangen sein !« Don Chaussee tat, als sei Mangel an Kombinationsgabe das letzte, was er einem Geist von der Qualität Schwester Monikas zutraue. »Natürlich der Igel.«
»Och Sie!«
Doch ehe sie mehr sagen konnte, hatte er das Fenster von außen zugemacht und war verschwunden.
Franziska schwankte mit einem Teller voller Brote an ihm vorüber. Man hatte ihr am Feuer einmütig erklärt, eher gebe es keine Kartoffeln, und so hatte sie den Teller hinter Frau Marthas Rücken entfernt. Auf die Schelte nachher kam es nicht mehr so an. Interessanter war, daß es ein richtiges Feuer gab mit gebackenen Kartoffeln. Wie in den Wildwestheften, die sie den Jungen stibitzte und in der Schule las. Das war noch nie da gewesen.
Während Don Chaussee in der Küche eine Tasse Kaffee trank, war Änne wieder einmal eingefallen, wie sie alle hereinlegen konnte, ohne selbst zu Schaden zu kommen. »Darf ich mein Brot auch draußen am Feuer essen ?« fragte sie, und wenn Worte auf Samtpfoten gehen könnten, hätten diese es getan.
Frau Martha fuhr herum. »Feuer? Wo? Was heißt das ?« Und nachdem sie es wußte, sagte sie, wie erwartet, zornig: »Geh sofort hinaus und hole Franziska samt dem Vesperbrot. Wer vespern will, tut das wie immer hier. Die Burschen sehen auch ohne Ruß und Feuer aus wie die Ferkel, wenn man sie unbeaufsichtigt draußen läßt. Wir sind hier nicht bei den Wilden und nicht auf der Straße. In diesem Haus benimmt man sich zivilisiert. Bis zum Schlafengehen kannst du mit Franziska den zweiten Korb Birnen wegschälen, da vergehen die Flausen am ehesten .«
Änne zog ein langes Gesicht. »Wieso ich ?« maulte sie. »Ich hab’ ja gar nichts getan .«
»Ach, gib keine Widerworte. Ihr seid alle egal .«
Man konnte sich auf nichts mehr verlassen, fand Änne. Der Mann mußte wieder weg — oder sie ging. Der ganze Laden war durcheinander. Frau
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