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13 alte Esel

13 alte Esel

Titel: 13 alte Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Bruns
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Nacken schon von einer eisernen Klammer umschlossen, die ihn unbarmherzig auf die Tenne zurückschob. Die Knie knickten ihm ein, so weh tat der Griff; am ganzen Leib schlotternd, ließ er sich in die Ecke schleifen, in der ein wütender Knecht eben Andreas mit einem Fußtritt freigab.
    »Ihr Satansbengel, euch werd’ ich das Klauen austreiben! Meine besten Binderstricke! Ha, der alte Jan is doof, der merkt das nicht — was? Gesindel, hergelaufenes Gesocks, mich zu beklauen...« Jedes dieser zornigen Worte wurde von einem klatschenden Schlag mit einem Lederriemen begleitet.
    Leo schrak sichtbar vor der haarigen Faust des Knechts, die nun nach ihm langte, zurück; doch von der Klammer der braunen Hand in seinem Nacken dirigiert, ließ er sich im nächsten Augenblick mit einem matten Seufzer geradezu hineinfallen und ertrug die Schläge halb benebelt: teils vor Schmerzen in Hals und Schultern, teils vor abgründiger Verblüffung über solch starken Griff.
    Don Chaussee hatte ohne jede Überlegung gehandelt, ganz dem Instinkt folgend, auf den er sich in kritischen Sekunden verließ. Jetzt stand er da, die Beine gespreizt, die Hände in den Taschen geballt, und wartete, bis das Strafgericht beendet war. Er knirschte mit den Zähnen: Die verdammten Burschen! Da redete er sich den Mund fusselig, um die Nachbarn aus ihrer Voreingenommenheit zu reißen, und ausgerechnet in diesem Moment mußten die Kerle sich danebenbenehmen. Es war, um auf die Bäume zu gehen!
    Andreas hielt sich die Kehrseite und starrte den verwandelten Mann an, der mit fremder, harter Miene dastand und keinen Finger für sie rührte. Ohne es recht zu wissen, hatte er sich schon an sein begütigendes Vermitteln gewöhnt und vermißte es jetzt.
    Zu langen Betrachtungen kam er freilich nicht, denn hinter ihm schepperte es asthmatisch aus dem Gang: »Jan, willst du wohl den Jungen loslassen — Jan, sofort, sofort, sag’ ich!«, und Mutter Münte schoß an ihm vorbei auf den Knecht zu, der soeben Leo mit einem letzten Fußtritt dicht neben seinen Komplicen in die Ecke beförderte.
    »So«, brummte er dabei böse, »jetzt lass’ ich los un nich eher! Diebespack! Mir die Binderstricke klauen lassen un denn nur zugucken, das würde denen so passen, was ?«
    Die alte Frau fuhr ihm heftig über den Mund und schalt ihn mit einer Zungenfertigkeit, der er sich nicht gewachsen fühlte. »Davon versteht so ‘n oller Döskopp wie du nichts. Kein Wort mehr gegen die Kinder, die Unglück genug gehabt haben in ihrem Leben. Un so ‘ne fiesen Worte wie eben will ich auf unserm Hof sowieso nich mehr hören. Kinder sind Kinder, un wenn sie dir ‘n paar Stricke wegholen, denn is das die Welt nich — mit irgend so was müssen sie ja spielen un...«
    Don Chaussee wachte gerade noch rechtzeitig aus seiner abermaligen Verblüffung auf, um in raschem Eingreifen einen Schaden zu verhüten, der sich auf die Dauer als viel schlimmer erweisen konnte als eine Tracht Prügel. »Stopp !« sagte er so knapp, daß es den Jungen kalt über den Rücken lief. »Sie meinen es gut, Mutter Münte, zu gut. Die beiden haben geklaut, und das gibt es nicht, solange ich da bin. Verstanden — ihr da ?« Er sah sie an.
    Leos Schädel bewegte sich automatisch zustimmend auf und ab; von dem Schrecken würde er sich so bald nicht erholen. Andreas leckte seine trockenen Lippen, immer noch benommen auf den verwandelten Mann schauend.
    »Jan hat ganz recht gehabt .« Don Chaussee schüttelte dem alten Knecht kräftig die Hand. »Wenn er sie noch mal ertappt, kann er’s genauso wiedermachen — und mir Bescheid sagen. Ich hab’ für eine Menge Sachen Verständnis, aber mein und dein wird bei uns nicht verwechselt !«
    Jan zog schmunzelnd ab. Das war wenigstens ein Kerl, der neue auf der »Filla«, der fackelte nicht lange. Und die Jungen hatten ihre Lehre weg; die würde er jetzt so bald nicht wieder erwischen, ‘n paar Binderstricke wollte er ihnen gerne schenken, wenn sie ihn drum fragten. Ist bei Jungs wie bei Pferden, sinnierte er im Hinausschlurfen: Besser einmal gründlich durchhauen als immer so ‘n bißchen.
    »Ach wat, ach wat, Jungs sind Jungs«, brummte derweilen Mutter Münte unwirsch vor sich hin und schob die Verdatterten in die Küche. »Habt sicher Hunger, eh? Ach wat, Jungs haben immer Hunger, nu setzt euch man da hin, Tante Münte schmiert euch ‘n Schinkenbrot — ordentlich plodderig, nich so ‘nen Happenpappen mit nichts drauf .« Und sie säbelte, einen riesigen,

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