13 - Der Gott der Finsternis
ihn abzusagen«, sagte Giles.
Willows Miene hellte sich auf. »Oh, dann war es vielleicht nur gut, dass ich deinen Helm nicht bestellen konnte, Cordy.«
Cordelia jedoch war keineswegs bereit, die Suche nach dem Helm so einfach aufzugeben. »Gibt es bei diesem Online-Laden keine Rücktrittsversicherung?«
Dem hockte noch immer verborgen in seiner Ecke, voller Furcht, der Bibliothekar könnte ihn entdecken, als die Schüler hinausgingen. Nachdem er die ganze unglaubliche Diskussion mitangehört hatte, war er überzeugt, dass Giles vollkommen verrückt war. Vielleicht gehörte er zu diesen irregeleiteten Millennium-Weltuntergang-Fanatikern. Andererseits war der Bibliothekar bestimmt klug genug zu wissen, dass das neue Jahrtausend nicht vor 00:01 Uhr am 1. Januar 2001 begann. Aus welchem Grund auch immer, Buffy und ihre Freunde hatten ihm seine psychotischen Fantastereien über alte Götter und die bevorstehende Vernichtung der Sonne abgekauft und waren bemitleidenswert blind gegenüber der Tatsache, dass ihr Mentor sie lediglich für seine eigenen, geheimen bösen Absichten missbrauchte.
Und er kam zu spät zum Unterricht.
Während er vorsichtig aus seinem Versteck hervorkroch, sah er, wie Giles wieder in seinem Büro verschwand. Den Mund mit dem Puderzucker der Doughnuts verschmiert, sah er nicht gerade gefährlich aus, aber andererseits mussten auch die teuflischsten Schurken ab und zu etwas essen. Zweifellos war es sicherer, davon auszugehen, dass der Mann wenig erfreut wäre, wenn seine zweifelhaften Machenschaften durch einen neugierigen Schüler ans Licht kämen. Mit ein bisschen Glück konnte er ungesehen aus der Bibliothek herauskommen.
Dem atmete tief durch, presste seine Bücher an die Brust und stürmte in Richtung Tür. Er hatte schon die halbe Strecke hinter sich, als Giles’ Stimme seine Füße in massiven Beton verwandelte.
»Suchst du etwas?«
Dem schluckte den Kloß in seinem Hals herunter und drehte sich langsam um. »Äh, ich, äh, wusste nicht, dass Sie hier sind, aber. na ja, jetzt sind Sie da!«
Wie lahm! Er war kein James Bond, aber andererseits war Giles auch nicht gerade ein Profischnüffler. Der Mann schien nicht zu ahnen, dass er sich schon eine ganze Weile in der Bibliothek aufgehalten hatte. Was erstaunlich war, bedachte man, wie ungern der Bibliothekar sich hier stören ließ. Ihm hatte eine einzige Erfahrung gereicht, um diese Botschaft klar und deutlich zu verstehen. Vermutlich kamen öfter Schüler in die Bibliothek, nur um gleich darauf auf dem Absatz kehrtzumachen.
»Nun?« Blinzelnd legte Giles den Kopf auf die Seite. »Du bist Mitglied im Geschichtsclub, richtig?«
»Äh. ja, Sir.« Dem nickte und zwang sich zu einem matten Lächeln. »Ich dachte, ich sollte mich ein bisschen über Cortez informieren.«
»Lobenswert. Zweites Regal rechts.« Giles deutete auf die obere Reihe der Nachschlagewerke, ehe er erneut die Stirn runzelte. Er setzte an, etwas zu sagen, zögerte dann aber, als hätte er es sich anders überlegt. »Hast du keinen Unterricht?«
Gerettet!
»Oh, ja! Ich habe gar nicht gemerkt, dass es schon so spät ist.« Mit einem schwachsinnigen Lächeln wich er zur Tür zurück. »Ich komme dann später wegen Cortez noch mal her.«
» Sicher, ganz wie du willst.« Kopfschüttelnd zog sich Giles in sein Büro zurück.
Dem ging hinaus, fest überzeugt, dass Giles ihn lediglich für einen geistlosen Trottel hielt. Und das war gut so. Er litt noch immer unter der Schmach, während des Jaguarangriffs am Vorabend einfach das Bewusstsein verloren zu haben, und jetzt hatte er eine Chance, sein Versagen wieder gutzumachen.
Buffy würde ihn respektieren, wenn er sie vor den dunklen Plänen des verrückten Bibliothekars schützte - wie auch immer sie aussehen mochten.
Und das würde er noch früh genug herausfinden.
Möglicherweise schon, wenn er ihr und Giles heute Nachmittag zu der Ausgrabungsstätte folgte.
8
»Nein! Warte, Hazel...«
Als Opfer ihres eigenen Ehrgeizes fand sich Joyce mitten im Chaos wieder. Selbst ein Tornado hätte in der kleinen Kunstgalerie weniger Schaden angerichtet, als sie es in den vergangenen vierundzwanzig Stunden getan hatte. Überall stapelten sich verpackte und unverpackte Gemälde.
Die, die sie abgenommen hatten, um Platz für Juan Hernandez’ Leinwände zu schaffen, sollten im Hinterzimmer gelagert werden. Einige von Juans Bildern waren bereits aufgehängt oder auf Staffeleien plaziert worden, aber das ganze Arrangement wirkte
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