13 - Der Gott der Finsternis
schob die Hände in die Taschen und studierte eingehend den Boden, während sie weitergingen. »Es kam mir seltsam vor, weil ich ihm meines Wissens vor dem Treffen des Geschichtsclubs noch nie begegnet bin. Wie viel hat er von deinem Zusammenstoß mit dem Jaguar und Angel mitangesehen?«
»Nichts. Er hat sich sofort den Kopf an einem Baum angeschlagen und war die ganze Zeit bewusstlos.«
»Merkwürdig.«
»Nicht wirklich.« Buffy zuckte die Schultern. »Ich glaube, er ist. verknallt in mich.«
»Wirklich?« Giles grinste. »Dem Buffy-Charme verfallen, was?«
»Das ist nicht lustig.« Buffy verkniff sich die Bemerkung, dass seine scherzhafte Neckerei den strengen Verhaltenskodex der Wächter verletzte: Arbeit, Arbeit, Arbeit. Dennoch war eine gelegentliche Hänselei besser als das dauernde Unbehagen, wann immer Angels Name fiel. »Dem ist ein netter Bursche, aber ich brauche in meinem Leben gerade keine Komplikationen.«
»Das ist vermutlich eine weise Entscheidung.«
Buffy nutzte das darauffolgende Schweigen, um sich gefühlsmäßig auf die Umgebung und die Menschen einzustellen, ehe ihre Anwesenheit bekannt wurde.
Einige Männer und Frauen in mittlerem oder fortgeschrittenem Alter arbeiteten an einer Wasserrinne, die sich vor einer sanften Anhöhe durch das darunterliegende ebene Terrain zog. Der Ausgrabungsbereich innerhalb der Rinne und unter einem Felsensims am Fuß eines weitläufigen, sanft ansteigenden Hanges war mit Drahtzäunen markiert.
Ein Wasserwagen entfernte sich gerade von einem Tank hinter einem großen Zelt. Der Fahrer, der offensichtlich nicht fürchtete, stecken zu bleiben oder einen jungen Baum auszureißen, brachte seinen Laster auf einen Kurs, der ihn um das Ausgrabungsgelände herum zurück zu dem Weg unterhalb des Parkplatzes führen würde.
»Scheint alles ganz normal zu sein. für eine derartige Ausgrabung«, sagte Giles, der gerade Lucy Frank entdeckt hatte, die aus dem Zelt herauskam und einem Arbeiter ein Klemmbrett überreichte.
»Ich kann mich nur auf Ihr Wort verlassen.« Buffys Blick schweifte über das Gelände, ehe er an einer hoch aufragenden Felsformation kurz unter der Hügelkuppe hängen blieb. Seit sie nach Sunnydale gezogen war, war sie einige Male aus einer anderen Richtung zum Coyote Rock gewandert, ohne dem außergewöhnlichen, aber natürlichen Felsen besondere Beachtung zu schenken. Heute jedoch wirkte er bedrohlich. das steinerne Totem einer unbekannten bösen Macht.
»Dieser Felsen.« Ein unwillkürliches Frösteln erfasste sie. »Ich möchte ihn mir aus der Nähe ansehen.«
»Giles!« Lucy Frank stand winkend vor dem Zelt.
Giles beantwortete ihren Gruß mit einem nachlässigen Kopfnicken und seufzte. »Vielleicht kann ich Ms. Frank ablenken, so dass du ihn ungestört untersuchen kannst.«
»Lucy«, gab Buffy zurück. »Sie will, dass Sie sie Lucy nennen.«
»Ja.« Nervös korrigierte Giles den Sitz seiner Brille. »Das darf ich nicht vergessen. Lass uns sehen, was wir herausfinden können. Bist du bereit?«
Buffy zögerte, als Giles davonging, verblüfft über die Erkenntnis, dass die junge Frau ihn verunsicherte. War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Angesichts des warmen Lächelns, mit dem Lucy ihnen entgegenblickte, war die Sache zumindest interessant. Trotz Jeans, Stiefeln, dem weiß-rot-karierten Hemd und dem breitkrempigen Strohhut, wies die Archäologin eine erstaunliche Ähnlichkeit mit Jenny Calendar auf, was ihr bei dem Bibliothekar mit dem gebrochenen Herzen sowohl Plus- als auch Minuspunkte einbringen konnte.
Andererseits teilten Lucy und Giles ein leidenschaftliches Interesse an der Vergangenheit, was die eher unangenehmen Aspekte, die mit ihrer äußeren Erscheinung verbunden sein mochten, durchaus wettmachen konnte. Wie auch immer, diese womöglich romantische Verwicklung verlieh dem Ganzen eine drollige Seite, die den dunklen Elementen der aztekischen Götterdämmerung ein wenig die Bedrohlichkeit nahm.
»Was für eine nette Überraschung!« Mit glänzenden Augen ergriff Lucy Giles’ Hand. »Was führt Sie denn heute schon hier heraus? Ich wette, Sie sind als Kundschafter hier.«
»Mehr oder weniger, ja.« Sacht entzog Giles ihr seine Hand und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich, äh, ich dachte, es wäre gut, wenn ich mich ein wenig mit den Dingen vertraut mache, ehe ich morgen mit meiner Schülerhorde über Sie herfalle.«
»Nun, Ihr Timing ist jedenfalls perfekt. Ich wollte gerade eine Pause machen, und ich kann
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