13 - Der Gott der Finsternis
mir nichts vorstellen, das ich lieber täte, als Sie herumzuführen.« Sie sah Buffy fragend an. »Und das ist.«
»Buffy Summers«, sagte Giles. »Eines der Mitglieder des Geschichtsclubs.«
»Schön, dich kennen zu lernen - Buffy.« Lucys Lächeln verblasste, und eine gleichgültige Nuance in ihrer Stimme verriet, dass sie Buffy für geistlos und uninteressant hielt, ein Umstand, der Buffys Aufgabe erheblich erleichtern dürfte.
»Yeah. Ebenso.« Mit einem gelangweilten Seufzer wandte Buffy den Blick ab, so als könnte sie auf Lucy, die Ausgrabung und das bevorstehende Wochenende gut verzichten. Auf einem Tisch neben dem Zelt waren menschliche Knochen und rostige Teile metallener Rüstungen zur Beurteilung und Etikettierung ausgebreitet worden. Buffy beschloss, noch einen draufzusetzen: »Ohmeingott! Sind das etwa Skelette? Ich meine, richtig echte? Ihhh!«
Giles sah sie an, als wäre er soeben in ein Parallel-Universum katapultiert worden, in dem Buffy ihr geistloscooles Cheerleader-Dasein, das sie vor der Berufung zur Vampir-Jägerin geführt hatte, weiterlebte. Der Gedanke war recht amüsant, aber sie verzog nicht einmal das Gesicht.
Lucy hingegen war alles andere als amüsiert. »Diese Skelette waren einst Soldaten in Cortez’ Heer - vor fünfhundert Jahren.«
»Na ja, offensichtlich hatten sie einen schlechten Tag.« Buffy verdrehte die Augen und maß Giles mit einem anklagenden Blick. »Dann werden wir also, ich meine, wir werden wirklich das ganze Wochenende damit zubringen, alte Knochen und so’n Zeug auszubuddeln? Ich meine, wirklich ernsthaft?«
»Ernsthaft, Buffy.« Giles hustete, um nicht laut loszulachen. »Wenn du dich ein wenig umsiehst, bekommst du vielleicht einen besseren Eindruck davon, wie aufregend so eine Ausgrabung sein kann.«
»Das glaub ich kaum.« Mit gelangweilter Miene wandte sich Buffy zum Gehen.
»Fass nichts an«, rief Lucy ihr ungehalten nach. »Bitte!«
»Als ob ich freiwillig die verrotteten Einzelteile von toten Soldaten anfassen würde.« Kopfschüttelnd ging Buffy zu dem Tisch und machte eine große Schau aus ihrer scheinbaren Stumpfsinnigkeit.
Das Klingeln eines Mobiltelefons rief Lucy zurück in das Zelt.
»Kommen Sie doch rein, Giles.«
Während Giles gedanklich Buffys Vorstellung applaudierte, schlüpfte er durch den mit Segeltuch verhangenen Eingang.
Rasch ging Buffy zu einem der Kunststofffenster auf der Rückseite des Zeltes, um Lucys Telefongespräch mitanzuhören.
»Nein, Mrs. Baine. Er ist gleich gegangen, als ich heute Morgen angekommen bin, und seitdem habe ich nichts von ihm gehört. Ich bin sicher, Sie müssen sich keine Sorgen machen. Vermutlich stöbert er im Universitätsarchiv herum oder so. Ja, Mrs. Baine, falls er sich bei mir meldet, lasse ich es Sie umgehend wissen. Auf Wiederhören.«
»Gibt es ein Problem?«, fragte Giles.
»Nein. Professor Baine vergisst immer die Zeit, wenn er schwierige Nachforschungen betreibt. Man sollte annehmen, dass das auch seine Frau nach zwanzig Jahren Ehe endlich begriffen hätte.« Lucy lachte. »Sind Sie verheiratet?«
Buffy presste ihre Hand auf die Lippen, um ein überraschtes Keuchen zu unterdrücken. Offensichtlich hatte sich Lucy mehr als nur ein bisschen von Giles’ sprödem Charme gefangen nehmen lassen, der nach Teenager-Standard jeder Beschreibung spottete. Buffy widerstand der Verlockung, durch die Plastikscheibe zu schauen, aber es fiel ihr nicht schwer, sich Giles’ verblüffte Miene vorzustellen.
»Ah, nun, nein. Nein, ich bin nicht. verheiratet.«
Verspanntes, verlegenes Lächeln, dachte Buffy, und jetzt ein abrupter Themenwechsel.
»Ist das der Katalog der Fundstücke?«
Nervös zitternde Stimme, vermutlich fummelt er an seiner Brille herum, fuhr sie in ihren Überlegungen fort.
»Ja, das ist er. Kaffee?«, fragte Lucy.
Scheinbar unbekümmerter Wechsel des Standorts, dankbar das Angebot annehmen und schnell zurück zu dem sicheren Thema.
»Gern, wenn es keine Umstände macht. Stört es Sie, wenn ich einen Blick hineinwerfe? In den Katalog?«
Buffy überlegte, ob sie Giles inzwischen nicht bereits zu gut kannte. Was da gerade ablief, war exakt die Art, wie er auf Jenny reagiert hatte, als sie einander das erste Mal begegnet waren. Aber so unterhaltsam die Giles-und-Lucy-Show auch war, sie hatte Wichtigeres zu tun. Zumindest würde es ihm nicht schwer fallen, die Archäologin abzulenken. Sollte sie sich dennoch wundern, was aus der dummen kleinen Buffy geworden war, so sah er sich
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