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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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müssen, und eine so lange Zeit dürften die Dschesidi doch nicht warten wollen.“
    „Ich werde ihnen ein Fest geben, welches größer ist, als sie erwartet haben“, antwortete er. „Weißt du den Weg nach dem Tal Idiz noch genau?“
    „Ja.“
    „Du hast Zeit. Reite hin und hole Mir Scheik Khan mit den Scheiks und Kawals herbei. Wir wollen sehen, ob sich die Überreste des Pir Karasek finden lassen, und sie im Tal Idiz begraben.“
    Das war allerdings ein Gedanke, welcher bei den Dschesidi zünden mußte, und mir war es außerordentlich lieb, bei dem Begräbnisse eines Dschesidi gegenwärtig sein zu können. Ich nahm nur Halef mit, den Buluk Emini aber ließ ich zurück.
    Zwar hatte ich gesagt, daß der Weg nach dem Tal Idiz mir bekannt sei, aber ich war ja nicht von Scheik Adi, sondern von Baadri aus dorthin gekommen. Jedenfalls glaubte der Bey, daß ich mit dem Sohn Seleks über Scheik Adi geritten sei, und ich klärte ihn nicht auf, weil es mir Vergnügen machte, zu sehen, ob ich das Tal finden werde, ohne den Weg zu kennen. In der Richtung konnte ich mich nicht irren, und die Spuren der Dschesidi vom Tage vorher mußten mich ja ganz genau führen. Ich ritt also an der Kante des Tals hin, bis ich oberhalb des Heiligtums anlangte. Bis hierher kam ich an zahlreichen Dschesidi vorüber, die den Abhang eng besetzt hielten; dann aber wandte ich mich links in den Wald hinein. Einem geübten Auge war es selbst vom Pferde herab nicht schwer, die Spur zu erkennen. Wir folgten ihr und langten bald an der Stelle an, an der ich mit meinem Dolmetscher hinabgestiegen war. Hier stand eine Wache, die den Auftrag hatte, jeden Unberufenen abzuweisen. Wir stiegen von den Pferden und ließen sie oben.
    Als wir die Steigung hinunterkletterten, bot sich uns ein seltsamer, lebensvoller Anblick dar. Tausende von Frauen und Kindern hatten sich in den malerischsten Stellungen dort unten gelagert. Pferde grasten; Rinder weideten; Schafe und Ziegen kletterten an den Felsen herum; aber kein Laut war zu hören, denn ein jeder redete leise, damit das Versteck ja nicht durch einen unvorsichtigen Laut verraten werde. Am Wasser saß Mir Scheik Khan mit seinen Priestern. Sie empfingen mich mit großer Freude; denn sie hatten bisher nur erfahren, daß der Angriff des Feindes allerdings mißlungen sei, aber einen ausführlichen Bericht hatten sie noch nicht erhalten.
    „Ist das Heiligtum erhalten?“
    Das war die erste Frage, die der Khan an mich richtete.
    „Das Heiligtum ist unversehrt, und ebenso alle anderen Gebäude.“
    „Wir hörten das Schießen. Ist viel Blut geflossen?“
    „Nur das der Osmanly.“
    „Und die Unsrigen?“
    „Ich habe nicht gehört, daß einer während des Kampfes verletzt worden sei. Zwei allerdings sind tot, doch starben die nicht im Streite.“
    „Wer ist es?“
    „Der Sarradsch (Sattelmacher) Hefi aus Baazoni und – – –“
    „Hefi aus Baazoni? Ein frommer, fleißiger und tapferer Mann. Nicht im Kampfe? Wie starb er denn?“
    „Der Bey sandte ihn als Parlamentär zu den Osmanly, und sie erschossen ihn. Ich mußte zusehen, ohne ihn retten zu können.“
    Die Priester neigten die Häupter, falteten die Hände und schwiegen. Nur Mir Scheik Khan sagte mit ernster, tiefer Stimme:
    „Er ist verwandelt. El Schems wird ihm hier nicht mehr leuchten, aber er wandelt unter den Strahlen einer höheren Sonne in einem Lande, wo wir ihn wiedersehen werden. Dort gibt es weder Tod noch Grab, weder Schmerz noch Kummer; dort ist ewig Licht und Wonne; denn er ist bei Gott!“
    Diese Art und Weise, die Nachricht von dem Tode eines Freundes hinzunehmen, war ergreifend. Nicht ein böses Wort traf die Mörder. Diese Priester trauerten, aber sie gönnten dem Toten seine Verwandlung. Einer solchen Ergebenheit ist der Islam niemals fähig; sie konnte nur eine Folge der christlichen Ideen und Anschauungen sein, welche die Dschesidi aufgenommen und festgehalten haben.
    „Wer ist der andere?“ fragte nun der Khan.
    „Du wirst erschrecken!“
    „Ein Mann erschrickt nie vor dem Tod, denn der Tod ist der Freund des Menschen, das Ende der Sünde und der Anfang der Seligkeit. Wer ist es?“
    „Pir Kamek.“
    Sie zuckten dennoch alle wie unter einem plötzlichen Schmerz, aber keiner sagte ein Wort. Auch jetzt sprach Mir Scheik Khan zuerst wieder.
    „Ewlija dejischtirmis – der Heilige ist verwandelt. Chüda bujurdi – Gott hat es gewollt! Erzähle uns seinen Tod!“
    Ich berichtete so ausführlich, als ich nur konnte. Sie

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