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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zugegen?“
    „Nein!“
    „Welche Antwort hast du erhalten?“
    „Einen Brief an dich.“
    „Zeige ihn.“
    Pali zog ein Schreiben hervor, welches mit dem großen Möhür mutessarifün (Siegel der Statthalterschaft) verschlossen war. Ali Bey öffnete und betrachtete die Zeilen. In dem großen Schreiben lag ein kleiner offener Brief. Er reicht mir beide Schriftstücke.
    „Lies du, Emir! Ich bin begierig, zu erfahren, was der Mutessarif beschlossen hat.“
    Die Zuschrift war von dem Schreiber des Statthalters verfaßt und von dem letzteren unterzeichnet worden. Er versprach, am andern Morgen mit zehn Mann Begleitung in Dscherraijah zu sein, und stellte die Bedingung, daß Ali Bey auch nur von einer so geringen Anzahl begleitet werde. Er erwartete, daß der Ausgleich ein friedlicher sein werde, und bat, dem Kaimakam den innenliegenden schriftlichen Befehl zu übergeben. Dieser enthielt die allerdings sehr friedliche Weisung, bis auf weiteres jede Feindseligkeit einzustellen, den Ort Scheik Adi zu schonen und die Dschesidi als Freunde zu behandeln. Angeschlossen war dann die Bemerkung, diesen Befehl recht genau zu lesen.
    Ali Bey nickte befriedigt mit dem Kopfe.
    Nach einer kleinen Pause machte der Dschesidi-Häuptling seinem vollen Herzen mit den Worten Luft:
    „Wir haben gewonnen und dem Mutessarif eine nachhaltige Lehre erteilt; merkst du dies, Emir? Der Kaimakam soll diesen Brief erhalten, und morgen werde ich in Dscherraijah sein.“
    „Wozu dem Kaimakam diese Zuschrift geben?“
    „Sie gehört ihm.“
    „Ist aber überflüssig, da er sich ja bereits verbindlich gemacht hat, das zu tun, was ihm hier geboten wird.“
    „Er wird es um so sicherer und treuer tun, wenn er sieht, daß es auch der Wille des Mutessarif ist.“
    „Ich muß dir gestehen, daß dieser schriftliche Befehl meinen Verdacht erweckt.“
    „Warum?“
    „Weil er überflüssig ist. Und wie eigentümlich klingen die letzten Worte, daß der Kaimakam den Befehl ja ganz genau lesen möge!“
    „Dies soll uns von dem guten Willen des Mutessarif überzeugen und den Kaimakam zum pünktlichsten Gehorsam ermuntern.“
    „Diese Pünktlichkeit ist selbstverständlich, und darum scheint mir der Befehl mehr als überflüssig.“
    „Dieser Brief gehört nicht mir; der Gouverneur hat ihn meiner Ehrlichkeit anvertraut, und der Kaimakam soll ihn erhalten.“
    Es war, als wolle der Zufall diesem Vorsatz des Bey seine ganz besondere Genehmigung erteilen, denn gerade jetzt meldete ein eintretender Dschesidi:
    „Herr, es kommt ein Reiter aus dem Tal herauf.“
    Wir gingen hinaus und erkannten nach einiger Zeit in dem Nahenden den Kaimakam, der allerdings ohne alle Begleitung heraufgeritten kam. Wir erwarteten ihn im Freien.
    „Seni selamalar-im – ich begrüße dich!“ sagte er beim Absteigen erst zum Bey und dann auch zu mir.
    „Chosch geldin-sen, effendi – sei willkommen, Herr!“ antwortete Ali. „Welcher Wunsch führt dich zu mir?“
    „Der Wunsch meiner Krieger, welche kein Brot zu essen haben.“
    Das war ohne alle Einleitung gesprochen. Ali lächelte leise.
    „Ich mußte das erwarten. Aber hast du dir gemerkt, daß ich Brot nur gegen Waffen verkaufe?“
    „So sagtest du; aber du wirst dennoch Geld nehmen!“
    „Was der Bey der Dschesidi sagt, das weiß er auch zu halten. Du brauchst Speise, und ich brauche Waffen und Munition. Wir tauschen, und so ist uns beiden dann geholfen.“
    „Du vergißt, daß ich die Waffen und die Munition selbst brauche!“
    „Und du vergißt, daß ich des Brotes selbst bedarf! Es sind viele tausend Dschesidi bei mir versammelt; sie alle wollen essen und trinken. Und wozu brauchst du die Waffen? Sind wir nicht Freunde?“
    „Doch nur bis zum Schluß des Waffenstillstandes!“
    „Wohl auch noch länger. Emir, ich bitte dich, ihm den Brief des Gouverneurs einmal vorzulesen!“
    „Ist ein Brief von ihm angekommen?“ fragte der Oberstleutnant schnell.
    „Ja. Ich sandte einen Boten, welcher jetzt zurückgekommen ist. Lies, Emir!“
    Ich las das Schreiben, das ich noch bei mir hatte, vor. Ich glaubte, in der Miene des Kaimakam eine Enttäuschung zu bemerken.
    „So wird also Friede zwischen uns werden!“ meinte er.
    „Ja“, antwortete der Bey. „Und bis dahin wirst du dich freundlich zu uns verhalten, wie dir der Mutessarif noch besonders gebietet.“
    „Besonders?“
    „Er hat einen Brief beigelegt, den ich dir geben soll.“
    „Einen Brief? Mir?“ rief der Offizier. „Wo ist er?“
    „Der Emir

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