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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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glänzt das Licht Schefag (der Morgenröte), und dein Antlitz ist lieblich wie der Kelch Sumbul (der Hyazinthe). Deine langen Locken duften wie der Hauch Gulilik (der Blume), und deine Stimme klingt wie der Gesang Bulbuli (der Nachtigall). Du bist das Kind der Gastfreundschaft, die Tochter eines Helden, und wirst die Braut eines weisen Kurden und eines tapferen Kriegers werden. Deine Hände und Füße haben mich erfreut wie der Tropfen, der den Durstigen labt. Nimm dieses Bazihn (Armband), und denke meiner, wenn du dich damit schmückst!“
    Sie errötete vor Freude und Verlegenheit und wußte nicht, was sie antworten sollte.
    „Az khorbane ta, Hodia – ich bin dein eigen (eigentlich wörtlich: ‚Dein Opfer‘), o Gebieter!“ lispelte sie endlich.
    Dies ist ein gebräuchlicher Gruß der kurdischen Frauen und Mädchen, einem vornehmen Mann gegenüber. Auch der Dorfälteste war so erfreut über die seiner Tochter gewordene Auszeichnung, daß er sogar die orientalische Zurückhaltung ganz vergaß und sich das Geschenk reichen ließ, um es zu betrachten.
    „O wie herrlich, wie kostbar!“ rief er aus und ließ das Armband ringsum von Hand zu Hand gehen. „Das ist Bernstein, so guter, prächtiger Bernstein, wie ihn der Sultan nicht köstlicher an seiner Pfeife trägt! Meine Tochter, dein Vater kann dir keine solche Hochzeitsgabe schenken, wie sie dieser Emir dir gegeben hat. Aus seinem Mund ertönt die Stimme der Weisheit, und von den Haaren seines Schnurrbartes träufelt die Güte. Frage ihn, ob er es dir erlaubt, ihm so zu danken, wie eine Tochter ihrem Vater dankt!“
    Sie errötete noch mehr als vorhin; aber sie fragte dennoch:
    „Erlaubst du es, Herr?“
    „Ich erlaube es.“
    Da bog sie sich zu mir, der ich auf dem Boden saß, hernieder und küßte mich auf den Mund und auf die beiden Wangen; dann aber eilte sie schnell davon.
    Ich war über diese Art, seine Dankbarkeit zu beweisen, nicht erstaunt; denn ich wußte, daß es den Mädchen der Kurden erlaubt ist, Bekannte auch mit einem Kuß zu begrüßen. Einem Höherstehenden gegenüber würde eine solche Vertraulichkeit eine Beleidigung sein, und daher hatte ich eigentlich meine Güte verdoppelt, indem ich den Kuß gestattete. Dies sprach der Vorsteher auch sofort aus.
    „Emir, deine Gnade erleuchtet mein Haus, wie das Licht der Sonne die Erde erwärmt. Du hast meine Tochter begnadigt, damit sie sich deiner erinnern möge; erlaube, daß auch ich dir ein Andenken verehre, damit du Spandareh nicht vergessen mögest!“
    Er bog sich über die Kante des Daches vor und rief das Wort ‚Dojan‘ (Falke) in den Hof hinab. Sogleich ertönte ein freudiges Gebell; eine Tür wurde geöffnet, und ich bemerkte, daß die unten Stehenden einem Hund Platz machten, damit er über die Treppe herauf zu uns kommen könne. Nur einen Augenblick später stand derselbe vor dem Ältesten und liebkoste ihn. Es war einer jener kostbaren gelbgrauen und außergewöhnlich großen und starken Windhunde, die in Indien, Persien und Turkestan bis nach Sibirien hinein Slogi genannt werden. Bei den Kurden wird diese seltene Rasse Tazi genannt. Sie ereilen die flüchtigste Gazelle; sie holen oft selbst den wilden Esel und das windschnelle Tschiggetai ein und fürchten sich vor keinem Panther und vor keinem Bären. Ich muß gestehen, daß mich der Anblick dieses Tieres mit lebhafter Bewunderung erfüllte. Er war als Hund ebenso kostbar, wie mein Rappe dieses Prädikat als Pferd verdiente.
    „Emir“, meinte der Vorsteher, „die Hunde der Missurikurden sind berühmt weit über unsere Berge hinaus. Ich habe manchen Tazi erzogen, auf den ich stolz sein konnte; keiner aber hat diesem hier geglichen. Er sei dein!“
    „Nezanum, diese Gabe ist so wertvoll, daß ich sie nicht annehmen kann“, antwortete ich ihm.
    „Willst du mich beleidigen?“ fragte er sehr ernst.
    „Nein, das will ich nicht“, lenkte ich ein. „Ich wollte nur sagen, daß deine Güte größer ist als die meinige. Erlaube, daß ich den Tazi annehme, aber gestatte mir auch, dir dieses Fläschlein zu geben!“
    „Was ist es? Ein Wohlgeruch aus Persien?“
    „Nein. Es ist von mir gekauft worden beim Beith Allah in der heiligen Stadt Mekka und enthält das Wasser vom Brunnen Zem-Zem.“
    Ich machte es vom Hals los und reichte es ihm. Er war so gewaltig erstaunt, daß er vergaß, zuzugreifen. Ich legte es in seinen Schoß.
    „O Emir, was tust du?“ rief er endlich entzückt. „Du bringst in mein Haus die herrlichste Gabe,

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