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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Cornelius lachte wie irr auf. »Ich will meinen Bruder sprechen!«, sagte sie. »Sie wollen mir was anhängen!«
    »Frau Cornelius, gestehen Sie! Sie kannten die Gewohnheiten Ihres Mannes. Er hatte Sie verlassen und ist zu seiner Geliebten gezogen, die von ihm ein Kind erwartet. Sie entnahmen voller Hass dem Teich einen Granitstein und begaben sich zum Tidofelder Holz. Der Abend vor dem Christi Himmelfahrtstag, der als Vatertag gefeiert wird, regte sie an, Ihren untreuen Mann zu töten. Sie vollzogen das, was ihm während einsamerNächte im großen Reethaus von Ihnen als Strafe zugedacht war, verbanden Himmelfahrt und Vatertag zum Zeitpunkt der Vollstreckung. Ihr Plan war nicht nur gut durchdacht und ausgeklügelt, sondern auch erfolgreich. Sie kletterten in die belaubte Buche, nutzten die aufkeimende Dämmerung und ließen den Stein gezielt in dem Augenblick fallen, als Ihr Mann den Weg mit seinem Pferd passierte«, trug Kommissar Eckinga vor. »Fast ein perfekter, ein glaubwürdiger Anschlag. Doch da gab es Zeugen, die sich um Pferd und Reiter sorgten. Ein Tierfreund und Kenner der Botanik verhalf uns auf die Spur. Wir werden den Staatsanwalt bitten, eine Exhumierung der Leiche Ihres Mannes anzuordnen, um letzte Beweise gegen Sie vorzubringen!«
    Mimke Cornelius griff zum Arm der Wachtmeisterin, weinte und schüttelte sich.
    »Er hatte mir ewige Treue geschworen«, hauchte sie.

Stationen eines Mörders
    D ie Hochhäuser in Hamburg-Kirchdorf sind grau und bieten ein Bild trister Architektur. Staatlich subventioniert erfüllten sie ihren Zweck zur Zeit der
     großen Wohnungsnot. Im Sommer ist der Rasen ungepflegt, die Spielplätze sind verwaist, Rutschen und Klettergeräte verrottet. In den Gräben zwischen den
     Häusern, von wild wachsenden Sträuchern und Schilf umwuchert, liegen im faulenden Wasser verrostete Fahrradrahmen.
    Doch der Schein trügt. Die Wohnungen in den Blocks sind nicht nur schön, sondern auch geräumig und bieten mit modernen Sanitäreinrichtungen Familien mit vielen Kindern eine zeitgemäße Wohnqualität. Mehr noch fällt der günstige Mietpreis ins Gewicht. Hier zu wohnen gilt nicht als Schande. Im Gegenteil. Arbeiter und Angestellte der städtischen Betriebe fühlen sich in den Hochhäusern wohl. Sie schmücken ihre Balkone mit Blumen, finden für ihre oft teuren Autos genügend Parkraum, sparen dank der geringen Mietnebenkosten für ihren Urlaub an, gehören zu den Fans vom HSV. Sie empfinden das Leben in den Blocks weder trist noch langweilig.
    Zugegebenermaßen hat sich in den späten neunziger Jahren ein Wandel vollzogen, wie eine von der Universität Hamburg durchgeführte Studie ergab. Demnach war die Anzahl der zerrütteten Familien stark angewachsen. Besserverdienende nutzten die staatlichgeförderte Eigenheim-Finanzierung und zogen aus. Rücksiedler folgten ihnen. Doch auch dem Freizeitverhalten der Heranwachsenden entsprachen die Vorstellungen ehemaliger Stadtplaner nicht mehr. Vorbei sind die Zeiten, als die jungen Bewohner auf den Grünflächen Fußball spielten, Zelte aufbauten, sich auf Decken sonnten. Selbst die in Kellerräumen mit Tischfußball, Tischtennisplatten und Kegelbahnen ausgestatteten Jugendräume bleiben ungenutzt. Die von den Jugendlichen geforderte Skaterbahn lehnten die Verantwortlichen ab.
    Zum Verdruss der älteren Bewohner knattern die Jugendlichen lärmend mit Mopeds und Rollern zu unpassenden Zeiten um die Blocks. Sie zeigen wenig Respekt, treffen sich oft zur Nachtzeit auf den verwaisten Bänken des Spielplatzes, um mit Bierdosen in den Händen zu grölen.
    Zu ihnen gehörte der 16-jährige Andy Mulart. Seine Mama war vor mehr als zwei Jahren ausgezogen. Sie lebte mit ihrem neuen Mann, einem Chemiker, ehemaliger Mitarbeiter von Baiersdorf in Ingelheim. Sie kümmerte sich nicht um ihren in den Blocks zurückgelassenen Sohn.
    Uwe Mulart, sein Papa, 48, Fernfahrer, lebte nach einem Unfall hinter dem Steuer von einer gut bemessenen Rente. Er galt als Schwerbeschädigter, ging an Krücken und tröstete sich öfter, als es ihm gut tat, mit Alkohol. Er litt unter geistigen »Aussetzern«, ließ Andy schalten und walten, ohne Überblick und Einflussnahme auf seine Erziehung zu nehmen. Er reagierte weder auf Anmahnungen der Schule noch auf Anfragen des Jugendamtes. Einem Mitarbeiter der Arbeiterwohlfahrt hatte er die Tür vor der Nase zugestoßen und ihn vorhermit seinen Krücken bedroht. Er versorgte sich selbst. Es störte ihn nicht, wenn Andy erst am frühen

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