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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Sattelschlepper und kam nur in unregelmäßigen Abständen nach Hause. Die Firma hatte ihnen eine Wohnung in den Kirchdorfer Hochhäusern besorgt. Sie hatte Uwe nie geliebt, kümmerte sich um ihren kleinen Sohn und kam sich oft sehr einsam vor.
    Als Andy den Kindergarten besuchte, arbeitete sie halbtags bei einem Zahnarzt. Später, als Andy die Schule besuchte, machte sie ihn mit dem Umgang desSchlüssels vertraut und erzog ihn zur Selbstständigkeit. Nach dem Unfall ihres Mannes brach für Roswitha eine Welt zusammen. Aus ihren damaligen Selbstmordgedanken befreite sie der Diplom-Chemiker Ulrich Kaemper, ein gebildeter und fast gleichaltriger Junggeselle, der ihr eine sorgenfreie und glückliche Zukunft an seiner Seite versprach. Sie ließ es zu, dass der Scheidungsrichter ihrem Mann das Erziehungsrecht für Andy einräumte. Ihre Mama wohnte in Großheide/Landkreis Aurich in dem kleinen Siedlungshaus im Papenweg, in dem sie aufgewachsen war.
    Zu ihr unterhielt sie nur einen dürftigen Telefonkontakt. Ihre Mama hatte ihr die Scheidung von Uwe nicht verziehen, ihr Herzlosigkeit vorgeworfen und war mehr noch über ihre Zustimmung entsetzt gewesen, dass sie dem zum Krüppel gewordenen Schwiegersohn das Sorgerecht ihres Enkels Andy widerstandslos überlassen hatte.
    Ulrich Kaemper wunderte sich über die Trinkfestigkeit des jungen Besuchers, der nett aussah und älter wirkte. Er entdeckte etwas Fremdes im Gesicht des Ausbrechers, der mit seinen breiten Schultern lax im Sessel saß. Ihm tat Roswitha Leid. Sie stierte nachdenklich auf das Feuer im Kamin.
    »Ich sehe keine Möglichkeit, dich hier in Ingelheim unterzubringen«, sagte er in der Rolle des Stiefvaters mit sorgenvollem Gesicht. »Das Jugendamt Hamburg wird kurz oder lang hier aufkreuzen«, fügte er hinzu.
    Seine Frau blickte ihren Sohn ernst an.
    »Andy, da gibt es eine Chance für dich«, sagte sie. »Ich melde dich im Nachhinein in Harburg im Heim St. Gabriel ab. Ich spreche mit Oma. Du ziehst
     nach Großheide. Oma wird dir helfen, an den berufsbildendenSchulen in Norden einen Platz zu finden.« Sie griff zum Römer und nahm
     einen kräftigen Schluck Wein zu sich.
    »Mama, ich hatte vergessen, dass ich eine Oma habe«, antwortete Andy belustigt.
    »Die Schuld daran trägt dein Vater! Seine Eltern sind verstorben. Er verbat sich die Einmischungen von der Seite der Poppingas, zum Nachteil für dich, wie ich feststellen muss«, sagte sie gequält.
    »Ich verspreche dir, dass ich ihr keine Probleme mache. Es ist gut für mich, wenn ich die Kumpels hinter mir lasse«, sagte Andy aufgeräumt, erhob sich und holte aus der Küche eine weitere Flasche Pils. Es war die Fünfte, wie Ulrich Kaemper mitzählte, finster in die abglimmende Glut blickte und aufatmete.
    Andy füllte sein Glas, steckte sich eine Zigarette an, paffte und überließ es seiner Mama, ihm eine Zukunft im fernen Ostfriesland vorzugaukeln, an die er nicht zu glauben bereit war. Sein Bierkonsum zeigte keine Wirkung. Mit wachen Augen und klarem Verstand folgte er dem Gespräch, das sich um seine Zukunft drehte.
    »Mama, der Hauptschulabschluss müsste drin sein. Vielleicht hinterher eine Lehre zum Kfz-Mechaniker«, sagte Andy.
    »Wir werden der alten Dame mit einer Zuwendung von 500 Mark monatlich beistehen«, sagte Ulrich Kaemper.
    »Andy, morgen begleite ich dich in die Stadt«, sagte Roswitha Kaemper. »Wir kaufen Wäsche für dich ein. Ich mache dich schick für den Besuch bei Oma.«
     
     
    Andy Mulart verließ mit gepackter Reisetasche in Norden den Interregio. Er stieg in ein Taxi und ließ sich nach Großheide zum Papenweg fahren.
    Gretje Poppinga hatte im Obergeschoss die Zimmer entrümpelt. Es handelte sich um eine Schlafkammer und ein Studierzimmer mit schrägen Wänden. Direkt nach dem Telefongespräch mit der Tochter war sie zum Möbelgeschäft »Wollers« gefahren, hatte dort ein Bett, einen Kleiderschrank, ein Regal, Schreibtisch und einen Sessel eingekauft.
    Oma empfing Andy herzlich. Sie war stolz auf den gut aussehenden, athletischen Enkel. Sie nahm ihn an die Hand, führte ihn durch den gepflegten Garten, zeigte ihm ihre hübsche Wohnung und begleitete ihn nach oben.
    Andy war angenehm überrascht. Er fühlte sich auf Anhieb wohl in dem kleinen Haus, in dem seine Mama aufgewachsen war.
    Sie nahmen an diesem herrlichen, sonnigen Frühlingstag den Tee am Gartentisch mit dem Blick auf blühende Ginstersträucher ein und aßen dazu vom Butterkuchen.
    Andy war nicht nur mit hohen

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