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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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unterzeichne ich die Seiten des Logbuches, stecke sie in die Flasche, deren Inhalt Feeken zum Wahnsinn trieb. Dem Finder, wenn es denn einen geben sollte, gebührt Gottes Dank, wenn er kundtut, was geschehen.
    Reent Renken, Kapitän der Euridike.«
     
    Jan Thomasens legte die Zeitung auf den Tisch. Er trank Tee und blickte seinen Prokuristen mit leeren Augen an. »Ein schrecklicher Tod!«, stellte er fest.
    »Schuldig, unschuldig! Da fehlte es an zupackenden Händen. Nach dem Tod des Matrosen war das Schicksal des Schoners besiegelt«, meinte Folkmar Blumhoff und nahm hin, was nicht mehr zu ändern war.
    »Ich erinnere an die Mitteilung des Kapitäns des Schoners ?Anna-Johanna?, der das Rettungsboot der ?Euridike? vor Scharhörn gesichtet hat«, warf Jan Thomasens nachdenklich ein.
    »Nicht auszuschließen. Eine Flasche Rum nach den Strapazen! Gelang es dem Koch Ino Feeken vielleicht, die Küste zu erreichen?«, fragte der Prokurist nachdenklich.
    »Dafür spricht einiges. Wenn, dann muss er zur Rechenschaft gezogen werden!«, sagte Jan Thomasens entschlossen. »Ich setze eine Prämie von 2.000 Mark aus für denjenigen, der uns verhilft, seiner habhaft zu werden. Geben Sie diese Entscheidung kund. Fragen Sie bei unseren Kollegen nach, ob Ino Feeken auf einem ihrer Schiffe angeheuert hat.«
    Doch nicht nur die Reederei Gebrüder Thomasens suchte nach dem Verbleib des Seemannes, der nach fast unmenschlichen Strapazen, mit dem Blick auf die Wanten des schaukelnden Schiffes vor lauter Angst in der Kombüse nach der Rumflasche gegriffen hatte und, in Panik geraten, zum Mörder wurde, sondern auch die Polizei, die mit der Beschreibung des Täters auslaufende Schiffe an den Küstenhäfen befragten und von Amsterdam, London, selbst bis zu den lateinamerikanischen Häfen, ihre Suche erstreckten.
    Dabei war nicht auszuschließen, dass auch Feeken das Opfer der See geworden war.
     
    Der Kutscher hielt auf der holprigen Straße. Es war nur ein befahrbarer Feldweg. Alwin Koester, 47, vom Emdener Polizeirevier besuchte im Rahmen seiner Recherchen das kleine Bauernhaus der Eltern des Seemannes und Kochs Ino Feeken in Upgant-Schott.
    Vor der Kate, in der Nähe der Mühle gelegen, durchwühlten Schweine den eingezäumten Rasen. Seitlich befanden sich der Hühnerhof und ein Entenpfuhl. In das Geschnatter bellte kurz ein herumstreunender Hund, der sich auf Zureden friedlich gab. Eine Alte mit einem schwarzen Kopftuch, langen Röcken, umgebundener Schürze und gekrümmtem Rücken näherte sich über einen festgestampften Lehmweg, der dem Mühlengelände gegenüberlag, der Hausfront.
    Sie hielt einen Zinkeimer an der Hand und blickte dem fremden Besucher fragend entgegen, der sich über den Gehweg näherte.
    An diesem späten Nachmittag des 2. Juni 1886 brachten ein aufgebrister Nordostwind nach einem sonnigen Tag vorüberziehende Wolken und ein wenig Kühlung. Fliegen umschwärmten die Alte.
    »Wenn Sie eine Auskunft wünschen, bitte, der Bürgermeister wohnt hinter dem Thüner. In der Nähe befindet sich der Upgant-Schotter Krug. Die Hellenkamps haben freie Zimmer«, sagte sie und stellte den Eimer ab, in dem sich Milch befand. Sie schlug nach den Fliegen.
    Sie hatte ein faltiges, vergrämtes Gesicht mit hellblauen Augen und einer scharfen Nase und blasse Lippen.
    Alwin Koester hob seinen Zylinder vom Haupt.
    »Danke, Madam«, sagte er freundlich.
    »Lassen Sie die Schmeicheleien. Mein Mann befindetsich bei den Pferden. Womit kann ich Ihnen zu Diensten sein?« Die Alte strich mit der Hand über ihre ausgestellten Röcke.
    »Mein Name ist Koester. Wenn Sie Arnolde Feeken sind, dann befinde ich mich am Ende meiner Suche«, sagte er und lächelte ergeben.
    Die Alte blickte ihn misstrauisch an. »Sie sehen nicht aus wie ein Viehhändler, der unsere Kälber kaufen will.« Sie setzte sich auf die lehnenlose Holzbank, die seitlich neben der Tür unter einem Bogenfenster stand.
    »Nein, ich komme in einer ernsteren Mission zu Ihnen«, antwortete Koester, nahm die Beschnüfflung des Hundes gelassen entgegen und näherte sich der Alten.
    »Der Milch bekommt die Sonne nicht«, sagte sie und schlug nach den Fliegen, die ihren Eimer umsummten. »Wenn Sie mit Claas, meinem Mann, sprechen wollen, geduldigen Sie sich bitte. Nehmen Sie auf der Bank Platz. Er kommt gleich.« Sie erhob sich und trug den Milcheimer in die Kate.
    Claas Feeken trug über einem kragenlosen, gestreiften Hemd Hosenträger und eine dunkle, verbeulte Stoffhose. Sein Haar war

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