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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Barschaft vermisst, als er sich mit schweren Verletzungen alkoholisiert in die Obhut der Seemannsmission begeben hatte.
    Die Suche nach den Rowdys glich der Suche nach der Nadel im Heuhaufen, mehr noch, da der Wirt und seine Mitarbeiter stets nur mit hochgezogenen Schultern die Fragen der Polizei beantworteten.
    Das war kein Einzelfall. Alwin Koester, der immer noch zusammenzuckte, wenn der Morser tickte, doch keine Nachricht über den Verbleib des Kochs aus Upgant-Schott vermeldete, beriet mit seinen Kollegen, den Gendarmen, die uniformiert an späten Abendstunden ihre Präsenz im Hafengelände zeigten, wenn die Matrosen nach langen Törns die Kneipen belagerten und sich um die Nutten balgten. Es waren Männer der Großsegler, die monatelang unterwegs waren.
    Da hatte sich oft einiges angestaut.
    Auf den deutschen Schiffen galten dabei die »Moordorfer« Matrosen als besonders hitzig. Sie stammten aus der Auricher Gegend und waren bekannt dafür, schnell zum Messer zu greifen.
    Kommissar Alwin Koester blickte überrascht auf, als jemand an die Tür des Dienstzimmers klopfte.
    »Ja!«, rief er.
    Sekretär van Oost betrat in Begleitung eines ihn um Kopfeslänge überragenden Mannes das Dienstzimmer. Der Besucher hatte eine kräftige Statur. Er trug trotz der sommerlichen Hitze eine dunkelblaue Tuchjacke über dem gestärkten Hemdkragen mit schwarzer Schleife. Sein kantiges Gesicht mit der breiten Stirn, den schmalen Lippen, gestutztem Schnurrbart und Backenbart und nach hinten gekämmtem Haar signalisierte dem Kommissar die Standhaftigkeit des Mannes, und er begegnete seinem offenen Blick.
    »Herr Kommissar, ich habe die Ehre, Sie mit dem Steuermann Johnny Grooten bekannt zu machen«, sagte der Sekretär, nahm Haltung an und verließ das Dienstzimmer.
    »Angenehm«, sagte der Kommissar, reichte dem hoch gewachsenen Seemann die Hand und erwiderte den kräftigen Händedruck.
    »Nehmen Sie Platz, Herr Grooten«, sagte er und wies auf den Besucherstuhl.
    Johnny Grooten nahm auf dem Stuhl Platz und blickte sich um.
    Die Wand des Zimmers zierte zwischen Regalen mit Akten das Porträt des Kaisers. Der Kommissar trug über dem weißen Hemd mit der obligatorischen schwarzen Fliege eine graue Weste und einen schwarzen Gehrock.
    Er wies auf die Unterlagen, die seinen Schreibtisch bedeckten.
    »Sie gehören zu den mutigen Männern, die zu unserem Wohlstand beitragen und den Gefahren der Seetrotzen. Mein Salär rechtfertigen die kriminellen Nebenerscheinungen«, stellte Koester fest.
    Der Seemann nickte. »Um 11 Uhr 48 war Hochwasser an der Schleuse. Wir legten um 13 Uhr an. Uns erreichte die Nachricht vom Untergang der ?Euridike?. Mein Kapitän war befreundet mit dem unglücklichen Schiffer Reent Renken. In diesem Zusammenhang liegt es mir an einer Mitteilung.«
    »Bitte«, antwortete der Kommissar, entnahm der Schreibtischschublade einen Schreibbogen, griff zum Federhalter und blickte den Steuermann fragend an.
    »Am 8. März verließen wir den Hafen mit Kurs auf Buenos Aires und erreichten nach mehr als 140 Tagen auf See Emden. Sie suchen nach Ino Feeken? Ein ruppiger Bursche! Da war so eine Geschichte. Er saß in Liverpool in der Klemme. Als Landsmann habe ich die Zeche bezahlt. Doch das liegt lange zurück. Das gehört auch hier nicht her. Ich will nur vermelden, dass ich hier in Emden am Tage vor unserer Abreise Ino Feeken gesehen habe. Es war in der Nähe des Heuerbaas.«
    »Hat er Sie bemerkt?«, fragte der Kommissar.
    »Nein, ich legte keinerlei Wert auf ein Wiedersehen mit ihm«, antwortete er.
    »Und Sie sind sich sicher?«, fragte der Kommissar.
    »Da gibt es keine Zweifel. Fertigen Sie ein Protokoll an. Ich unterschreibe es als Zeuge«, sagte Johnny Grooten.
    »Dann hat Ino Feeken angeheuert. Er besitzt einen gewaltigen Zeitvorsprung. Heute ist der 14. Juli«, sagte Koester.
    Er entnahm seiner Schreibtischschublade einen Papierbogen und griff zum Federhalter. Er begann dasProtokoll mit Datum und notierte die Aussagen des Steuermannes.
    »Baltimore, New York oder Philadelphia! Er ist auf und davon«, meinte Steuermann Grooten.
    »Und Chancen, in der Neuen Welt dem Strick zu entgehen«, sagte der Kommissar nachdenklich. »Und dort unterzutauchen.«
    »Unzählige!« Der Seemann nickte heftig. »In Chicago suchen sie Schlachter, harte Arbeit bei guter Heuer, wenn man ohne Anhang lebt. Immer noch ziehen Siedlertrecks gen Westen. Farmland ist preiswert, und helfende Hände sind willkommen. Selbst in San Francisco finden

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