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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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hart umkämpften Front des Außenmarktes, im besten Alter, mit Aufstiegschancen im Management, war nicht der »Mann von nebenan«. Er fand Bewunderung beim weiblichen Geschlecht und lebte schließlich nicht im Zölibat verkniffener Geistlicher. Inge hatte ihn wie einen dummen Schulbuben auf die Schaukel gesetzt und damit seinen Stolz verletzt.
    Unvergessen blieben ihre gemeinsamen sexuellen Liebesbezeugungen, denen sie sich im Hinblick auf eine Verlobung in intimer Vertrautheit hingegeben hatten.
    Werner Urding bezahlte bei der Bedienung, verließ das Café und ging zum Hotel. Er meldete sich vom Abendessen ab. Vergeblich fragte er nach einer Nachricht seiner Lebensgefährtin. Er betrat sein Zimmer, zog die Wildlederjacke über, ging zur Kurpromenade und setzte sich auf eine Bank.
    »C’est la vie«, sprach er laut vor sich hin, reagierte trotzig und sehnte sich nach seiner kleinen Lizy Kim im fernen Singapur. Er rauchte und blickte in Gedanken auf die sich am Horizont vorbeischiebenden Frachter, die einem Ziel in der aufkeimenden Dämmerung entgegenfuhren.
    Das Schicksal meinte es nicht gut mit dem Diplom-Ingenieur. Während Inge Winkler in Neuss reuevoll ihre Reisetasche und den Koffer leerte und vergeblich auf einen Anruf von Werner wartete, fasste Werner Urding einen folgenschweren Entschluss.Am Donnerstagmorgen vermisste niemand, bedingt durch die bereits früh angesetzten Behandlungen in der Kurabteilung, das junge, gut aussehende Paar aus dem Rheinland im Speisesaal beim Frühstücksbüfett.
    Während sich draußen der Seenebel auflöste, die Sonne sich breit machte und den Urlaubern einen schönen Frühsommertag bescherte, Eltern die Kleinen im Bollerwagen, umgeben von Plastikautos, Baggern und Badetaschen, zum Strand zogen, erste Gäste an den Tischen der Straßencafés in den Sesseln Platz nahmen, Tee, Kaffee, Kuchen oder Erfrischungen bestellten, Radfahrer zur Inselrundfahrt starteten, nahm Frau Hilka Bruns den Telefonhörer von der Gabel und blickte überrascht auf, als sich Frau Inge Winkler aus Neuss meldete. Von ihrer Abreise war sie nicht unterrichtet worden. Sie griff zur Belegungsliste.
    »Frau Bruns, mein Lebensgefährte hat sein Handy abgeschaltet, auch unter der Nummer unseres Apartments erreiche ich ihn nicht«, sagte sie erregt, wie die Angestellte ihrer Stimme entnahm.
    »Frau Winkler, geben Sie mir Ihre Telefonnummer durch, ich rufe zurück«, sagte sie. Sie notierte die Nummer und legte auf. Dann wählte sie die Nummer des Hausmeisters und informierte ihn.
    Der grauhaarige, gestandene Ufke Wieben begab sich zum Aufzug, traf auf dem Korridor die Zimmerdamen an, die ihr mit Bettwäsche, Müllbehältern und Putzutensilien beladenes Gefährt vor sich herschoben.
    »Was ist mit Zimmer 313?«, fragte er die Mitarbeiterinnen.
    »Gäste nicht benutzt«, antwortete eine pummelige, ältere Deutschrussin, griff zum Schlüssel, begleitete den Hausmeister und öffnete die Tür.
    Ufke Wieben betrat das Apartment, überzeugte sich, zog daraus jedoch keine voreiligen Schlüsse. Er war 62 Jahre alt, hatte eine Tochter und einen Sohn großgezogen und wunderte sich über nichts mehr, was Moral und Anstand betraf.
    Er schüttelte den Kopf, ging zum Aufzug, fuhr nach unten, suchte die Rezeption auf und beriet sich mit Frau Bruns. Weitere Erkundungen ergaben, dass Werner Urding auch das Frühstück nicht im Hause eingenommen hatte.
    Frau Hilka Bruns nahm den Hörer auf und wählte die Nummer der Lebensgefährtin des Vermissten.
    »Winkler«, vernahm sie.
    »Hotel Buchana, Bruns«, sagte sie. »Frau Winkler, ihr Lebensgefährte, Herr Urding, hat weder in seinem Apartment die Nacht verbracht noch das Frühstück im Hause eingenommen. Er hat uns auch keine Nachricht hinterlassen. Soweit ich den Unterlagen entnehme, ist morgen sein Abreisetag.«
    Inge Winkler schrie auf. »Er wird doch nicht – wir hatten – ich bin abgereist, ohne – ich bin in Sorge . . . «, berichtete sie schluchzend, während der Hausmeister Frau Bruns »Polizei« zuflüsterte.
    »Wenn sich Herr Urding zum Mittagessen nicht einfindet, wenden wir uns an die Polizei«, sagte sie.
    »Mein Gott, ich mache mir Sorgen«, antwortete Inge Winkler verängstigt im rheinischen Tonfall.
    »Vielleicht traf er einen Bekannten, einen alten Freund oder einen Segler? Es muss doch nicht gleich was Schlimmes passiert sein«, beruhigte Frau Bruns die junge Frau.
    »Danke. Ich rufe später zurück«, hauchte Inge Winkler in den Hörer und legte

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